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schliesslichen Zweck wurde die Schule gegründet, in welcher der Unter
richt unentgeltlich ertheilt wird und die bis vor wenigen Jahren in dem
Budget des Unterrichtsministeriums und der Direction des beaux arts, mit
12.000 Frcs. eingestellt erschien. — Indessen hatten die Fortschritte, die
sich allenthalben geltend machten, vielleicht auch das Aufblühen der
gewerblichen Mädchenschulen, vor Allem aber der Wunsch die Schüle
rinnen durch die Schule direct zum Erwerbe zu führen, Fräulein Marandon
bestimmt alle Kraft einzusetzen, um die zweckmässige Erweiterung des
Programmes der Schule zu erreichen. Sie machte Vorschläge, die seitens
des Ministeriums Genehmigung fanden, es wurden Fachlehrer engagirt,
Vorträge eingerichtet, und derzeit hat sich das Programm, dessen Durch
führung jährlich 26.000 Frcs. kostet, in folgender Weise gestaltet:
Zeichnen: Anfangsgründe; Zeichnen nach Gypsabgüssen; Ornamente,
Figuren; akademisches Zeichnen; Figuren und Blumen nach der
Natur. 2 Lectionen täglich.
Gewerbliches Zeichnen: Linear- und geometrisches Zeichnen; Laviren
nach Zeichnungen und Gypsabgüssen; Aquarell-Malen; Compositions-
übungen (Spitzen, Schmuckgegenstände, Fächer, Schirme, Bunt-
und Weißstickereien, Tapeten etc.). 2 Lectionen wöchentlich.
Oel- und Decorationsmalen: Stillleben, Stoffe, Wandgetäfel, Blumen
und Früchte nach der Natur. 1 Lection wöchentlich.
Modelliren in Thon und Wachs: Copiren nach antiken Vorbildern;
Köpfe und Blumen nach der Natur. 1 Lection wöchentlich.
Malen auf Fayence, Porcellan und Glas: Compositionen der Schüle
rinnen für Vasen, Schalen, Schüsseln, Teller u. s. w. 2 Lectionen
wöchentlich.
Holzschneiden: Anfangsgründe; Copiren nach! Holzschnitten. Die Schüle
rinnen müssen ihre Holzschnitte auch eigenhändig auf den Stock
zeichnen.
Kupferstechen und Aetzen: Anfangsgründe; Copien nach Kupferstichen
und Gemälden. Anfertigung von Illustrationen für Journale und
Bücher. 2 Lectionen wöchentlich.
Das Schuljahr begreift die Zeit vom i5. October bis 1. August.
Zweimal im Jahre, zu Ostern und zum Schlüsse des Schuljahres, finden
Preisvertheilungen statt, bei welchen eine seitens des Unterrichtsmini
steriums delegirte Jury fungirt. Zu Ostern erhalten die besten Schüle
rinnen ein »tableau d’honneur«, am 1. August Medaillen verschiedener
Grösse. Die Preisvertheilung ist mit einer Ausstellung der Schularbeiten
verbunden.
Die absolvirten Schülerinnen werden Zeichenlehrerinnen in den Muni-
cipalschulen und Zeichenschulen, deren in jedem Arrondissement errichtet
sind, Kupferstecherinnen, Holzschneiderinnen, Porcellan- und Fächer
malerinnen, Hilfsarbeiterinnen in den photographischen Ateliers.