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Als Zeichnerinnen und Holzschneiderinnen im Dienste der Redactionen,
erhalten sie 8—io Frcs. per Tag; als Lehrerinnen 800—1000 Frcs. Jahres
gehalt; für das Malen eines Fächers, der in einem Tage auszuführen ist,
erhalten sie 5—6 Frcs.; der Consum an französischen Fächern ist durch
den bedeutenden Export sehr namhaft und bisher noch immer im Wachsen
begriffen.
Die nationale Zeichenschule ist in einem grossen, mit Glas gedeckten
Saale etablirt, dessen eine Längswand ebenfalls nur aus Fensterrahmen
und Glas besteht und den Ausblick nach einem, mit Bäumen bepflanzten
Garten frei lässt.
In diesem reich mit Gypsabgüssen, Büsten, Bildern und Modellen
versehenen Saale ist die ganze eben anwesende Schülerinnenzahl an der
verschiedenartigen Arbeit. Hier wird gezeichnet, dort gemalt, modellirt,
in Holz geschnitten; das Modell, nach welchem die eine Schülerin zeichnet,
wird von der andern in Farbe, von der dritten in Thon, von der vierten
in Wachs oder auf dem Holzstocke ausgeführt; die Zeichnerin dient der
Malerin als Modell, der Kopf der Malerin wird indessen von der Bild-
hauerin auf das eifrigste modellirt. Der ganze grosse Schulraum ist ein
köstliches Bild ineinander greifender Thätigkeit, von französischem Geiste
und französischem Chic belebt, und von dem Ernste geleitet, den der Ge
danke an späteren Erwerb und Beruf und der Hinblick auf Ziel und Zweck
der Schule bedingen.
Am 1. August fand die feierliche Preisvertheilung im Palais des
beaux arts unter dem Vorsitze des Präsidenten statt. Die Ausstellung
zeigte viele gute Arbeiten aus allen Fächern, welche das Programm der
Schule begreift; dass manche unter diesen Arbeiten wahrhaftige Schüler
leistungen waren, das beeinträchtigte den guten Eindruck nicht, den die
Thätigkeit der Schule und ihr eminentes Streben auf jeden eingehenden
Beobachter machen müssen.
Die Porcellan-Fabrik zu Sevres.
Geleitet von dem Wunsche einen näheren Einblick in die Thätigkeit
der Frauen auf dem Gebiete der Porcellanmalerei in Frankreich zu gewinnen,
angeregt durch manches ausgezeichnet schöne Object, das die weltberühmte
Fabrik von Sevres nach der Ausstellung gesandt hatte und dessen künst
lerischer Schmuck von Frauenhand herrührte, besuchte ich die Manu-
factur, deren Ruf so viele Reisende von dem grossen, menschenerfüllten
Paris nach dem kleinen, stillen Landstädtchen hinauslockt.
Das Ergebniss meiner Forschungen bezüglich des Arbeitsantheiles,
der den Frauen in der Fabrik von Sevres zukommt, welches Ergebniss
sich auf die eingehendsten Mittheilungen der Direction und auf eigene
Anschauung stützt, war jedoch kein sehr erfreuliches.
Der Antheil, den die Frauen an der Industrie zu Sevres haben, be
schränkt sich auf die einfachsten Leistungen der Arbeiterin; 7 Frauen