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in principiell verschieden zu bebauende Gebiete, d. i. in Geschäfts
viertel, in eigene Wohnviertel, in Gebiete, welche besonders für die Anlage von
Industriebauten bestimmt sind, in Arbeiterviertel u. dgl. m. Und endlich kam man
durch die neue Förderung und Ausübung der bildenden Künste zu der Er
kenntnis, dass nicht nur einzelne, besonders wichtige Stadttheile nach künst
lerischen Principien anzulegen sind, sondern dass der Städtebau in seiner Gänze
als Kunstwerk aufzufassen ist, dass die Gesammtanlage, dass jede Platzform
und jede Straßenkreuzung nicht nur nach technischen, sondern auch nach künst
lerischen Erwägungen angeordnet werden soll.«
Große Theile des Generalregulierungsplanes von Wien wurden mit Ver
wertung mancher Gedanken aus den prämiierten Concurrenzprojecten unter der
künstlerischen Leitung des Professors Karl Mayreder und der technischen
Leitung des Oberingenieurs Heinrich Goldemund bereits ausgearbeitet und
auch vom Gemeinderathe genehmigt. Besonders die Pläne für jene Stadttheile,
die sich an die in Entstehung begriffene Stadtbahn anschließen, drängten nach
baldiger Feststellung, da die Stadtbahn die Führung künftiger Straßenzüge
wesentlich bedingt. Hierher gehören die Gebiete längst der Wien und des Donau-
canales, wo es sich hauptsächlich um die Regulierung alter Stadttheile handelt,
wie nicht minder jene Gebiete an der Peripherie der Stadt längst der äußeren
»Vorortelinie«, wo mehr die Anlage neuer Stadttheile in Betracht kommt. Aber
auch für größere Partien von inneren Bezirken wurden bereits Regulierungspläne
ausgeführt und genehmigt.
Von besonderer Schwierigkeit sind die Verhältnisse in der Inneren Stadt,
wo das enge Gewirre alter, schmaler Straßen und die Nothwendigkeit einiger
radicaleren Regulierungen in Form von Durchbrüchen einander gegenüberstehen.
Die wichtigsten Vorschläge des amtlichen Projectes bestehen hier in einer breiten
Verbindung des Grabens mit der Naglergasse, in der Herstellung eines großen
Durchzuges vom Laurenzerberg durch die Blutgasse und über den Franziskaner
platz zur Akademiestraße; endlich in einem Durchbruche als Fortsetzung der
Brandstätte über den Wildpretmarkt, den Schulhof und den Hof zur Hohenstauffen-
gasse. Diese und andere Vorschläge sind nun zwar seit Jahren schon erbracht;
es fanden viele Debatten in Fachvereinen über die Möglichkeit anderer Straßen
führungen, über die Schonung kunsthistorischer Bauten u. s. w. statt; ja eine
von der Gemeinde einberufene Enquete von hervorragenden Fachmännern billigte