Nie trieb mich die Ambition, Erster zu sein, zum Schaffen. Ich
'wußte: wo kein W alcl ist. fällt auch ein Bäumchen in die Augen.
Einige denken, daß unser Zeitalter der Kunst einen neuen Inhalt
.gegeben hat. andere wieder, daß die Zeiten des wahren Schaffens
längst vorüber sind. Ich teile weder die eine noch die andere Ansicht,
denn meiner Meinung nach hat Gott auch nach dem siebenten Tage
noch Neues geschaffen.
Den bildenden Künsten, insbesondere der Bildhauerkunst, ist es
nicht gegeben, alles so auszudrücken, wie man es in Worten nieder
schreiben könnte, aber sie ist deshalb manchmal überzeugender, da
sie uns das Wesentliche unmittelbar aufzwingt... Diese Art. seine
Gefühle zum Ausdruck zu bringen, gehört zweifellos zu den ältesten
und sic ist es, die uns die verschiedenen Stufen des menschlichen
Geistes, Fuhlens und Handelns wahrheitsgetreu überliefert.
Niemand kann losgelöst von seinem Selbst etwas beginnen oder
fortsetzen. Sein Ich verleugnen heißt aufhören zu sein. Das gilt für
Völker und auch für das Individuum. Nur muß das Individuelle mit
Hem Allgemeinen im Einklang stehen, das heißt, es muß zu den wahren
Quellen streben und führen, die ein und dieselben sind. Und Mährend
<ler Einzelne mit dem Geiste der Volksgemeinschaft im Einklang sein,
sie zum Ausdruck bringen soll, hat diese wieder mit der all-
menschlichen Gemeinschaft zu harmonieren. Jeder beginnt aus
sich und mit dem Seinigen, aber dies „aus sich“ und „mit dem
Seinigen“ ist wieder zunächst an die engere Familieneinheit geknüpft,
dann an die erweiterte Volksgemeinschaft und zuletzt an das A11-
menschentum. In diesem stufenweisen Erkennen des Allgemeinen
kann es weder einen Bruch zum Nachteil der individuellen Ent
wicklung geben, noch findet ein Stillstand des individuellen Wachs
tums zu allgemeinem Erkennen und Fühlen statt. Seine Eigenart
zu wahren und sich zu wehren, bedeutet nicht, sich um seinetwillen
zu wehren, verteidigst du doch zugleich auch den Wert, den du der
Gesamtheit zubringen willst. Seine Sonderart als oberstes Ziel hinzu
stellen, würde einem Selbstmord gleichkommen, so wie andererseits
der V erzicht auf sich und das Seinige letzten Endes nichts anderes
hieße, als V erzicht auf die Möglichkeit, in und für die Gesamtheit
einige Werte hinzuzufügen. Darum gebe man sein Gefühl für das