Abb. 12. Tierseestraße: Seebachbrücke 15 m l.W.
bedürfnis entsprechen, da die Anlage von Straßen
im Gebirge sehr viel Geld kostet. Mit wenigen
Ausnahmen muß die Geldbeschaffung durch das
Land und die Gemeinden allein erfolgen, deren
Steuereinkünfte durch das Abgabenteilungsgesetz
sehr knapp sind. Außer der Neuherstellung von
Straßen ist daher auch der Ausgestaltung und
der Erhaltung von bestehenden Straßen, soweit die
vorhandenen spärlichen Mittel dies gestatten, er
höhtes Augenmerk zuzuwenden.
Die von der Behörde gegebenen Anregungen
sind mancherorts auf fruchtbaren Boden ge
fallen.
Insbesondere in Orten mit Sommerfrischen
steigert sich zusehends das Interesse für gute
Straßen.
Es wurde deshalb auch auf Konkurrenzstraßen
schon mit der Verwendung moderner Verfahren be
gonnen; freilich müssen sich diese Arbeiten auf die
billigsten Verfahren (Oberflächenschutz und Halb
tränkungen) beschränken.
Zur Illustrierung der Tätigkeit auf dem Gebiete
des Konkurrenzstraßenbaues werden 5 Aufnahmen
Tiersee- und Eibergstraße beigefügt.
Die Innregulierung.
Strecke Rietz—bayrische Grenze.
Von Ing. Egid Uiberreiter.
Über die ersten Anfänge der Innregulierung in
der Tiroler Strecke sind wohl keine Anhaltspunkte
mehr vorhanden, den Anlaß hiezu dürfte aber vor
allem die Notwendigkeit örtlicher Sicherungen für
Brückenübergänge oder Fähren sowie Landungs
plätze für die schon sehr alte Schiffahrt gegeben
haben.
Das eigentliche Inntal war im frühen Mittel-
alter mit Ausnahme weniger alter Handels- und
Bergwerksknotenpunkte, welche möglichst hoch
über demselben auf den Schuttkegeln der Talaus
gänge angelegt waren, kaum besiedelt und weithin
von Auen und Wäldern bedeckt. Die landwirtschaft
lichen Siedlungen befanden sich damals zum größ
ten Teile auf den das Tal begleitenden Terrassen
und dürften nur einige der günstigst gelegenen
Schuttkegel im Tale selbst, und diese erst durch
Klostergründungen, in dieselben einbezogen ge
wesen sein. Erst die im 12. bis 14. Jahrhundert in
folge des Bevölkerungszuwachses erzwungene In
nenkolonisation im ganzen Alpengebiete, die vorerst
durch Teilung der bestehenden Einzelhöfe in zwei
bis drei, verbunden mit ausgedehnten Rodungen und
Einführung intensiverer Bewirtschaftung erfolgte,
später aber die Gewinnung und Kultivierung von
Neuland bedang, bezog auch den bisher unbenützten
Talboden ausgiebig in die Besiedlung ein. Gleich
zeitig und anschließend daran erfolgte auch eine er
hebliche Belebung der alten Berg- und Hütten
industrie, die durch ihren erhöhten Holzbedarf einer
seits den Waldbestand des Landes stark in An
spruch nahm, anderseits den Inn als bequeme Aus-
und Einfuhrstraße für ihre Produkte und Lebensmittel
sowie für die Zubringung von Holz benützen mußte.
Die sich nunmehr bedeutend hebende Schiff
fahrt auf demselben zwang zu geeigneter Vorsorge
für den Bestand von Landungsplätzen, einer guten
Fahrrinne und von Treidelwegen, die Holzflößerei
und Trifterei bedang die Anlage von Holzrechen
mit den dazugehörigen Einfang- und Kanalbauten,
und die fortschreitende Entwaldung der Einzugs
gebiete verursachte manches Hochwasser mit den
damit verbundenen Flußentartungen und Beschädi
gungen von Kulturgründen. Außerdem vermehrten
sich aus diesem Grunde auch die Murabgänge mit
den steileren Seitentälern und ließen manchenorts,
zum Beispiel bei der Melachmünduug gegenüber
Martinsbühel, bei der Einmündung des Pilibaches,
des Lahnbaches in Schwaz, des Alpbaches in Brix-
legg usw., bedeutende Staurücken zurück, die eine
streckenweise Hebung der Flußsohle und damit
Versumpfung der anliegenden Gründe bewirkten.
Alle diese Umstände führten schon frühzeitig
zur Organisierung des Flußbaudienstes in Tirol.
Zur Zeit der Kaiserin Maria Theresia wurde
dann das Flußbauwesen gänzlich der staat
lichen Einflußnahme unterworfen und stammen aus
derselben (1745) die ersten noch vorhandenen Re
gulierungspläne, die bereits, was Linienführung und
Flußbreite anbelangt, eine bemerkenswerte Über
einstimmung mit dem heute in Durchführung be
griffenen Projekte zeigen. Mit dem Wechsel der Re
gierungsformen und der Einflußnahme neuer Ver
tretungskörperschaften wurde bis heute noch mehr
mals die Organisation des Flußbaudienstes ab
geändert; derzeit untersteht derselbe dem Bundes
ministerium für Land- und Forstwirtschaft mit dem
Bauamte der Landesregierung für Tirol als antrag-
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