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Das Robotpatent ermäßigte die Lasten der Unterthanen, zu deren Schutze Kreis-
üniter (in Freistadt, Lambach und Steyr, nachmals auch in Ried) creirt wurden. Die
Normalhauptschule in Linz entstand, Trivialschulen wurden errichtet, in Freistadt wurde
das Piaristengymnasium gegründet. In Kremsmünster erbaute Abt Alexander Fixlmillner
(1749 bis 1758) die Sternwarte, deren Vorstände Placidus Fixlmillner, Marian Koller
und Augustin Reslhuber hohen Ruf sich erwarben. 1778 begannen die ersten Sprengungen
im Struden und Wirbel.
Die Grenze des oberen Mühlviertels erhielt durch Vertrag mit dem Bisthum
Passau 1765 den heutigen Abschluß und der Friede von Teschen am 13. Mai 1779 hat
das Jnnviertel mit Oberösterreich vereinigt. Noch im Herbste 1779 hat Kaiser Joseph das
neu gewonnene Gebiet bereist; eine Inschrift im Pfarrhofe zu Perwang zeugt von dem
gewaltigen Eindrücke, den die Persönlichkeit des Monarchen hinterlassen.
Joseph II. setzte die Reformen auf politischem und religiösem Gebiete in ausgedehntem
Maße fort. Das ständische Verordnetencollegium wurde aufgehoben und die Besorgung
seiner Geschäfte der Landesregierung übertragen (1783); die Einberufung des Landtages
unterblieb. Das Patent vom 20. April 1783 verfügte die Grnndstenerregulirung, die
Einhebung der Steuern wurde 1789 den Ständen abgenommen. Das Unterthanspatent
vom 1. September 1781 regelte das Verhültniß zwischen den Grnndherrschaften und ihren
Unterthanen. Der Volksunterricht verdankte ihm die kräftigste Förderung; eigene Kreis-
schulcommissäre wurden bestellt, zahlreiche Mittelschulen errichtet, die Irren-, Gebär- und
Findelanstalt in Linz datirt aus jener Zeit.
Mit dem Toleranzpatent vom 13. Oetober 1781 gestattete Joseph den Protestanten
die freie Religionsübung; noch im selben Jahre bildete sich die Kirchengemeinde Gosau,
welcher 1782 Goisern, Rnzenmos, Scharten und Wallern, 1783 Wels, Neu-Kematen,
Thening und Eferding folgten. Oberösterreich wurde von der Diöcese Passau getrennt,
mit Zustimmung des Papstes Pins V>. das Bisthum Linz errichtet (1784). Die Feier
des katholischen Gottesdienstes wurde normirt, eine Stolorduung erlassen, eine große Zahl
neuer Pfarren errichtet, die Schließung oder Demolirnng von Nebenkirchen und Kapellen
verordnet. Zahlreiche Klöster fielen dem Schicksal der Aufhebung anheim, unter ihnen
Gleink und Garsten, auch das uralte Mondsee; die noch verbliebenen Abteien, wie
St. Florian und Kremsmünster wurden unter Administration gestellt. Das Vermögen der
aufgehobenen Klöster wurde der Stiftung des Religionsfondes gewidmet. Auf der Rückreise
von Wien hat Papst Pius Vl. St. Florian und Linz passirt (1782), Kaiser Joseph aber
verweilte wiederholt (1783, 1786) in Linz.
Kaiser Leopold II. hob das neue Grundsteuersystem auf. Auch die ständische Ver
fassung wurde wieder hergestellt (1790), das Verordnetencollegium trat wieder in