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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Oberösterreich und Salzburg

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Leob'ln heißt schläfrig sein und thun (vergleiche „lau"). - glatt. Leinsamen. 
gilt. Jeder Drescher gibt daher wohl acht, um nicht den letzten Schlag zu thun und die 
Stadlhenne zu bekommen. Doch ist diese so übel nicht. Beim Ausdreschermahl erhält der 
„Unglückliche" nämlich eine doppelte Portion von Schweinebraten, die man ihm überdies 
mit Weizen-, Korn- und Gerstenähren aufputzt. Als Zugabe muß er freilich manche 
Spottreden und Neckereien hinnehmen. 
Wer unter Nachbarn zuerst „ausdrischt", das heißt mit dem Abdrusch fertig ist, 
schickt seinem Nachbar, der noch nicht so weit mit der Arbeit ist, den „Leoblmann" mit 
der „Leoblrentern." * Es ist dieses ein Strohmann, der mit allerlei Lumpen und Fetzen 
bekleidet wurde. Man gibt demselben einen Dreschflegel über die Achsel und eine „Reuter" 
(Getreidesieb) auf den Rücken; auf dem Hut aber hat er einen Zettel mit Spottversen, 
z. B.: „Auf mein' Hut steht's g'schrieb'n, — Wann's net leobeln mögts, — Laßt's ös lieg'n". 
Des Morgens, wenn beim Nachbar die Drescher schon in der Scheune sind, wird ihnen 
der Strohmann auf die Tenne geworfen. Der Überbringer hat aber höchste Zeit zur Flucht; 
denn erwischt man ihn, so wird er „ausgespannt" und „eingestroht" und mit geschwärzten! 
Gesichte fortgejagt. 
Den festlichen Schluß des Abdrusches bildet das „Ausdreschermahl", auch „Tendel- 
boß" genannt, wobei Braten und Krapfen nicht fehlen dürfen. Zu demselben werden in 
recht patriarchalischer Weise selbst die Taglöhner geladen, außerdem der eine oder andere 
„Freund" und der Müller, bei dem der Bauer sein Getreide mahlen läßt. 
Auch der Flachsbau und die Flachsernte haben ihre eigenthümlichen Gebräuche. 
Wenn der Bauer Haar, das ist Flachs anbaut, so macht ihm sein Weib „Eier in Schmalz" 
und trägt es ihm auf das Feld nach, wo es der Säemann ißt, ehe er die Arbeit beginnt, 
angeblich damit die Hände heil^ werden, so daß die „Linset" leicht davon wegfliegt. 
Thatsächlich handelt es sich hiebei um einen heidnischen Ackercult. — Beim Sonnenwende 
feuer springen die Mägde hoch über dasselbe, damit der Flachs hoch wachse. Ähnliches 
thaten ehedem die Weber bei den Faschingsaufzügen in der gleichen Absicht. Daß die 
angebrannten Besen vom Sonnenwendefeuer in das Flachsfeld gesteckt werden, wurde 
schon oben angeführt. 
Hoch geht.es in manchen Gegenden her bei der Flachsernte, die aus dem „Haar- 
fangcn" und „Haarrüffeln" besteht. Zu dieser anstrengenden Arbeit kommen die Leute aus 
mehreren Häusern zusammen. Das Haarfangen, das ist das Ansreißen des Flachses aus 
dem Boden, beginnt man zeitlich morgens. Die Leute aus den einzelnen Häusern halten 
dabei partienweise zusammen und arbeiten um die Wette, so daß es rasch vorwärts geht. 
Und das ist auch gut, da die mit Flachs bestandene Fläche keineswegs unbedeutend ist.
	        
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