171
Dann, nachher. — 2 Vertiefung. — 2 Höcker.
„zweimal auf — und zweimal drauf". . . .; „zwölfmal auf — und einmal drauf"; „auf,
daß's kracht — drauf, daß's pascht — und afV rast's." Haben die Maurer eine größere
Arbeit begonnen und kommt ein unberufener, aber nicht unwillkommener Neugieriger
dazu, um sich die Sache anzusehen, so wird er „eingeschlossen", das heißt, man sperrt ihm
mit einer Schnur den Weg und thut dieses mit dem Spruch:
„Sie haben sich vergangen,
Und sind jetzt gefangen.
Wir thun Sie verschließen;
Es darf Sie nicht verdrießen.
Wir verschließen Fürsten, Grafen und Edellcut';
Das ist der Maurer Pflicht und größte Freud'.
Wer diesen Bau will betrachten,
Darf ein kleines Trinkgeld nicht achten.
Wir verschließen Sie auf ein Glas Bier oder Wein,
Dannwird derAusgang wieder offen und frei sein."
Wer die richtigen Gegensprüche und Fragen zu stellen weiß, so daß er dadurch die
Maurer um die Antwort in Verlegenheit bringt, kommt ohne „Trinkgeld" los, ein Anderer
aber nicht. — Ist das Haus vollendet oder wird in ein Gewölbe der letzte Ziegel eingesetzt,
so geschieht dieses nicht ohne Feierlichkeit, nicht ohne herkömmlichen Spaß und Spruch. —
Der Bauherr oder dessen Frau muß den „Zwickel", so nennt man den letzten Ziegel,
einschlagen. Ein Maurer steht aber mit einem Besen da und wehrt mit demselben die
Wucht eines jeden Schlages ab; ja es befindet sich vielleicht sogar ein anderer auch unter
dem Gewölbe und stößt den Schlußziegel nach jedeni Schlage wieder zurück; der Bauherr
muß die Schläge wiederholen! Indessen macht ein dritter Arbeiter auf einer bereitgehaltenen
Holzlatte Strich um Strich, bei jedem Schlage einen, bis der „Zwickel" festsitzt. So viele
Striche zuletzt die Latte zeigt, so viele Maß Most oder Bier muß der Bauherr preisgeben,
daher auch der Spruch dabei gesagt wird:
„Angfangt' hamma in Gottes Nam',
G'macht hamma's, so guet ma's kinna Ham.
'S wird wohl 'n Bauherrn a paar Maß kosten;
Er kann uns koan Laahn? und koan Bug'l-°> zoagn.
G'arbeit' hamma nach der Latten und Schnur:
Ziegel, geh in dein' ewige Rueh."
Frohes Schaffen, muntere Arbeit, geheiligt durch uralte Bräuche, nicht selten von
übersprudelndem Übermnthe begleitet, sind so recht nach dem Sinne des an Leib und Seele
kerngesunden Volkes in Oberösterreich.
Vluudart, Dialect und Volksdichtung.
Wer vom Almsee oder von Hinterstoder aus den mächtigen GebirgSstock übersteigt,
der Oberösterreich von Steiermark scheidet, dem wird es nicht entgehen, daß das muntere
Volk der Sennerinnen, das auf dem wild zerklüfteten Hochplateau des Todten Gebirges
steirisches Vieh hütet, nicht nur andere Lieder singt und andere Kleider trägt, sondern auch
eine etwas andere Sprache spricht als ihre Nachbarinnen an der Steier und Alm. Ein