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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Oberösterreich und Salzburg

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Production nicht zu geben. Immerhin hängt, was von solcher etwa seit den Siebziger- 
Jahren vorhanden ist, abgesehen von Beda Planck in Kremsmünster, eng mit derselben 
zusammen. Die Dichter sind zum Theil selbst Schauspieler, der fruchtbarste und rührigste 
darunter, B. A. D. Cremeri, der sich auch an der zahlreichen Libell- und Pamphlet- 
literatnr der Zeit betheiligte und unter anderem durch eine Vertheidigung des Theaters sich 
Angriffe von geistlicher Seite zuzog, beginnt wenigstens seine Laufbahn als Schauspieler, 
und Rücksicht auf die Bühne ist bis in den Anfang unseres Jahrhunderts ausschließlich 
bestimmend. Die höheren poetischen Aufgaben treten davor zurück und im Drama idealen 
Stils wird auch nicht einmal ein Versuch gemacht; im Dialog herrscht ausschließlich die 
Prosa, Cremeri trägt sogar dem Verlangen nach Geistererscheinungen am Allerseelentage 
Rechnung und bearbeitet zu diesem Ende den Don Juan nach Moliere als „Kassastück". 
Sonst überwiegt das rührende Lustspiel und das bürgerliche Drama, auch das Soldaten 
stück fehlt nicht. Weisen dies und einzelne Reminiscenzen zum Theil ans Lessing, Späteres 
wohl auch auf Jffland und Kotzebue, so fügt Cremeri, beeinflußt von Törring im 
nachbarlichen Baiern, seit 1782 auch das vaterländische Ritterdrama mit seinen Bühncn- 
csfecten und seinem nationalen Pathos und das historische Schauspiel hinzu und wählt 
dafür Stoffe aus der Vergangenheit Oberösterreichs. Moralisirend und lehrhaft aber, wie 
diese Bühnenwerke durchaus sind, tritt er ebenso für die Josefinischen Aufklärungs- und 
Humanitätsideen wie später unter dem Eindruck der französischen Verhältnisse und einem 
Wiener Einflüsse gegen die Revolutionstendenzen ein. Die von ihm eingeschlagene vater 
ländische Richtung führt schließlich Wohl auch dahin, daß eine dürftige Handlung nur noch 
dazu dient, das Gemälde oberösterreichischer Landes- und Vvlksart „in den verschiedenen 
und doch gemeinsten Lebensfernen in ein Theaterspiel einznkleiden", wie eine asklepiadische 
Ode von einem anonymen „Original- und Provincialstück" mit Dialect „Das Land ob 
der Enns" (1795) rühmt. 
Die erwähnte Ode deutet schon darauf hin, daß wie in Wien auch bei uns Klopstock 
seinen Einfluß ans die Lyrik übte, und wie dort sind es Geistliche und Schulmänner, die 
nach dem Vorgänge eines Denis (selbst eines Oberösterreichers) und Anderer in seinen 
Pfaden wandeln. Doch wird neben den antiken Odenmaßen auch der Reim nicht verschmäht. 
Der geistig bedeutendste, kein großer Dichter, aber ein Heller, vorurtheilsloser Kopf, dem 
es Ernst war um die Pflege der Bildung und „schönen Wissenschaften", ist der Exjesuit 
W. Heinze, ein Schlesier, der als Professor in Linz wirkte. Er ist auch der vielseitigste: 
neben der hohen Ode finden wir bei ihm anakreontische Tändeleien und Trinklieder, Sinn 
gedichte, kleine moralische Erzählungen mit satirischer Spitze, überhaupt Satire in Vers 
und Prosa, selbst in dramatischer Form, auch gegen die Unwissenheit und Bildungslosigkeit 
seiner Standesgenossen, wofür die Anfeindung nicht ausblieb. Gleichzeitig mit ihm dichtet
	        
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