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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Oberösterreich und Salzburg

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Vierung — eine Bauweise, welche von Italien aus bei uns Eingang fand, daher sie nvch 
heutigen Tages im Volksmunde die italienische genannt wird. Die Verhältnisse sind meist 
glücklich getroffen, die Construction — Pfeilermassen, Hauptgesimse und Gewölbegurten — 
klar ausgeprägt, das Ornament üppig im Innern, nach außen auf weise Einfachheit 
beschränkt. An der Entwicklung der Thürme empfinden wir allerdings, daß der Geist des 
Südens dort, wo er selbständig walten durfte, dem ererbten deutschen Sinn für den kühnen 
Thurmbau weit zurückstand. 
Eine Ausnahme von der Regel bilden einzelne Centralanlagen, unter welchen die 
am rechten Traunufer bei Lambach gelegene Wallfahrtskirche Baura, sowohl durch 
Originalität als Schönheit hervorragt. Vom Abte Maximilian Pegel ans Dankbarkeit 
für die Verschonung Lambachs von der Pest 1714 begonnen und 1725 vollendet, ist sie 
- ein Werk des Architekten Johann Brunner und dadurch merkwürdig, daß an und in ihr 
zu Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit alles dreifach erscheint. Sie hat 3 Thürme mit 
3 Glocken, 3 Sakristeien, 3 Thore, 3 Fenster, 3 Musikchöre, 3 Altäre, kostete 333.333 fl. 
und wurde der Rest des Voranschlages an 333 Arme vertheilt. Um den runden Kuppel 
bau vertheilen sich die Annexe vollkommen symmetrisch, wie sich überhaupt die ganze 
Architektur nach den drei Axen symmetrisch entwickelt; die Aufgabe, welche sich der Bau 
meister gestellt hat, ist indes; in Maß und Form so glücklich gelöst, daß die dnrchgeführte 
Dreiheit nirgends aufgedrungen, vielmehr organisch nothwendig erscheint. 
Die bedeutendste Schöpfung des Barocco bleibt aber vermöge der Großartigkeit 
der Anlage und Einheit des Stiles das Chorherrenstift St. Florian, dessen Ansicht aus 
Südwest unser Bild veranschaulicht. Die großen Um- und Neubauten in Kremsmünster 
und Garsten scheinen den Prälaten David angeregt zu haben, Kirche und Stiftsgebüude 
größer und prächtiger neu erstehen zu machen. Unter Leitung des Mailänders Carlo 
Antonio Carlone, zuvor in Wien und Garsten beschäftigt, begann 1686 der Neubau der 
Stiftskirche, welchen nach Carlones Tod 1708 Architekt Jakob Prandauer aus St. Pölten 
fvrtsetzte und unter Abt Kröll 1715 zu Ende führte. Von der Südseite der zweithürmigen, 
in gigantischen Maßverhältnissen gehaltenen Stiftskirche verbreitet sich das weitläufige 
Rechteck des Stiftsgebäudes, dessen Massen durch den Blaserthurm, den Kaisersaal und 
den Bibliotheksban auch eine äußere Unterbrechung erfahren. Auch zu dem unter den 
Äbten Kröll und Födermayer ausgesührten Stiftsgebäude hatte Carlone den Entwurf 
gemacht; sein Nachfolger Prandauer folgte aber nicht sclavisch dem vorgezeichneten Plane, 
sondern entwickelte namentlich die Hauptpartien des Gebäudes nach eigenen Impulsen, 
wie er denn 1717 „neue Klosterrisse" vorlegte und namentlich das Blaserthor sogleich 
nmeomponirte. Mitten unter der Ausführung seines eigensten gewaltigen Werkes, des 
imposanten und prächtigen Kaisersaales, ereilte ihn der Tod, 1725. Die Vollendung des
	        
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