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bekannt, der in den Jahren 1770 bis 1801 eine ansehnliche Anzahl meist Altarbilder für
die Stifts- und Pfarrkirchen Oberösterreichs geschaffen hat. Der letzte Träger einer mehr
und mehr verdorrenden Kunst, allerdings auch im Anempfinden gewandt, bewegt er sich
am liebsten in der Stimmung Rembrandts; tiefe und bräunliche Töne, ans denen sich
milde Lichter abheben, beherrschen die Bildfläche. Die Zeichnung ist vortrefflich und auf
Naturstndinm gefußt, der Ausdruck packend, der Realismus durch eine gewisse Verklärung
gemildert, der Schmerz feiner Gekreuzigten und seiner Märtyrer maßvoll und edel.
Nebst diesen hervorragenden Meistern arbeiteten in Oberösterreich noch zahlreiche
heimische Künstler, wie die Kirchen- und Historienmaler Andreas Karl Steeger, Philipp
Rhuckenbauer, Wolfgang Andreas Heindl, Bernhard Schmied, der „Gmundner Schmied",
der Stilllebenmaler Franz Burgauer, die Porträtisten Maria Katharina Gürtler und
deren Genial Franz Xaver u. s. w., welche sämmtlich tüchtige Jünger der Palette genannt
werden dürfen und einen ehrenvollen Platz behaupten neben den ins Land gerufenen
Fremden, wie die Münchener: Wolf, Rumpp, Steidl, Degler, die Niederländer: Hamilton
und Bosschaert, die Italiener: Franzia, Tassi, Ghislandi, Sconzani, Ruffini u. s. w.
Als Vertreter des allegorischen Fresko und als Type der Malerei jener Zeit
bringen wir im Bilde das Deckengemälde des Kaisersaales im Stifte St. Florian, ein
gemeinschaftliches Werk beider Altomonte, insoferne als Martin »ckelineavitZ und
Bartholomäus .pirixit.". — Innerhalb des von üppiger Architektur — einem Beiwerke
Sconzanis — eingerahmten Raumes sehen wir in der Mitte Gott Jupiter auf einem
Throne sitzen, die Leiche eines Türken zu seinen Füßen, Austria und Hnngaria ihm ihre
Sicgespalmen wie zum Opfer darreichend; rechts schwebt ein Genius mit einer Fahne, auf
welcher geschrieben steht Zmxmriuna sirm line äocki"; Kunst und Wissenschaft, Handel
und Ackerbau schicken sich an, den von der Türkcnherrschaft befreiten Ländern ihre
Segnungen auszutheilen; links triumphirt der Genius des Lichtes und streut der Sieges
göttin Kränze. In vier Füllungen der Architektur erscheint auf der Nordseite Karl VI. im
Triumphwagen, auf der Südseite wirft Fama den Völkern Österreichs Lorbeern zu, im
Osten heften Siebenbürger und Serben türkische Waffen und Feldzeichen an einen Palmen
baum; im Westen schließt Bellona den Kriegstempel. Gefangene Türken, Kriegstrophäen
und sonstige Symbole des christlichen Sieges über den Halbmond gliedern sich der
Darstellung und der Architektur an.
Die graphischen Künste haben zu Ende des XVII. Jahrhunderts auch in Ober
österreich die erste Würdigung gefunden. Der Benedictiner aus Kremsmünster Ildefons
Schnepf (1649 bis 1722), ein geradezu genialer Fedcrzeichner, begründete die Kupferstich
sammlung im Stifte und machte nebst Clemens Peitler und Georg Bischer den Anfang zur
Vervielfältigung mittelst des Kupferstiches im Lande.