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Auen und Inseln der Donau, der Niederjagd und ihrer Verschmelzung mit der hohen die
herrlichsten Bedingungen dar.
Obenan in der Pflege der hohen Jagd steht das Leibgehege Seiner Majestät des
Kaisers im Salzkammergut, wo der Monarch alljährlich, eine kurze sommerliche Muße
genießend, an den Stätten, die ihn: durch die Erinnerung an seine Vorfahren theuer
geworden, in den Revieren von Attergau, Offensee, Ebensee und Traunstein, der Jagd
auf Hoch- und Gemswild obliegt. Nächst den Revieren des Kaisers erfreuen sich auch
die Hochwild- und Gemsjagden des Grasen Franz Emerich Lamberg (Steyr), der alpinen
Montangesellschaft (Weyer), des Fürsten Georg von Schaumburg-Lippe (Steyrling), des
Herzogs Philipp von Württemberg (Stoder), nicht minder die Wald- und wildreichen
Reviere der Grünau eines vorzüglichen Betriebes. Außer diesen sind zunächst jene Jagd
gründe zu nennen, welche an die Grenzen der kaiserlichen Jagdbarkeit sich anschließen
und bis nach Steiermark hinüber Theile dieser letzteren bilden.
Ärmer an Feldwild (Hasen und Hühnern) als Niederösterreich, hält unser Land
jenem unter der Enns in seinem Rehstande doch ziemlich die Wage und übertrifft es
bezüglich des Edel-, Gems- und Auerwildes. Im Durchschnitte der Jahre 1874 bis 1882
wurden, um nur die Hanptwildarten zu nennen, 728 Stück Hochwild, 4.026 Rehe,
474 Gemsen, 217 Auerhähne (in den fürstlich Starhemberg'schen Revieren des Mühl
viertels allein durchschnittlich 50), 6.073 Fasane, 47.153 Hasen und 31.589 Feldhühner,
nebst zahlreichem anderen Wilde, insgesammt im Werthe von 126.000 Gulden geschossen.
Im Jahre 1884 betrug der Werth der Wildfüllung sogar 190.000 Gulden, was eine
Folge des vermehrten Edel- und Rehwildabschusses war. Das Volkseinkommen aus der
^agd hat man auf Grund der Daten des letztbezeichneten Jahres auf eine halbe Million
Gulden berechnet. Diese Ziffern, dem wirthschaftlichen Bilde Oberösterreichs entgegen
gehalten, sind ein sprechender Beweis dafür, wie wohl eine reiche materielle Cnltur und
ein gepflegter Wildstand nebeneinander bestehen können, ja wie der letztere eine Folge
erscheinung der ersteren und somit gewissermaßen ein nothwendiger Theil des gesammten
Naturhaushaltes eines solchen Landes ist.
Vielgestaltig wie seine Jagd sind auch die Waldbilder, denen wir in den ver
schiedenen Gauen des Landes zwischen den Auen des mächtigen Donaustromes und dem
Gletschereise des Dachsteins begegnen. Da ist vor Allem das Bergland am linken
Ufer der Donau mit 30 Procent Bewaldung. Die granitischen Ausläufer des Böhmer
waldes, ein breitrückiges, ruhig geformtes Gebirge, das im Plöckenstein bis 1.375 Meter
ansteigt, gewähren zunächst den Fichtenbeständen, in wechselnder Mengung mit Buchen,
Tannen und Kiefern, eine geschlossene Verbreitung. Wir begegnen hier den Bildern jenes
ernsten weitzügigen Hochwaldes, den der heimatliche Dichter Adalbert Stifter in seinen