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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Oberösterreich und Salzburg

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Die Feindseligkeit gegen Baiern, das nach langer Zersplitterung und Schwäche 
gerade damals unter dem berühmten Herzog, später Kurfürsten Maximilian seine Kräfte 
sammelte, wurde im Laufe der Zeit bei Wolf Dietrich immer lebhafter und führte schließlich 
seinen Sturz herbei. Die Hauptstreitpunkte waren, wie so oft, die Salzausfuhr und die 
Salzpreise, dann aber auch die Verhältnisse von Berchtesgaden. Diese im XII. Jahr 
hundert gegründete Propstei hatte durch kaiserliche Privilegien eine unabhängige, schließlich 
sogar reichsunmittelbare Stellung zu erringen gewußt, und ihre Lage, nur wenige 
Stunden von Salzburg entfernt, fest durch hohe Gebirge und leicht zu vertheidigende 
Engpässe, sowie ihr Antheil an dem Salzlager von Hallein machten sie für L>alzbmg zu 
einem ebenso wichtigen als nnbeguemen Nachbar. Schon im Mittelalter war ihre Ein 
verleibung ein Hauptziel der salzburgischen Politik gewesen und unter geschickter Ausnützung 
der Geldverlegenheiten der Propstei war es gegen Ende des XIV. Jahrhundert» den 
Erzbischöfen sogar gelungen, sie zu erreichen. Schon hatten Papst und Kaiser zugestimmt, 
als durch die Bemühungen Baierns doch wieder Alles rückgängig wurde. Seither gehörte 
Berchtesgaden zu dessen Elientel und das Verhältniß wurde noch enger, al» während der 
Regierung Wolf Dietrichs ein baierischer Prinz Propst von Berchtesgaden wurde (1595). 
Trotzdem gab jener den Gedanken nicht ans, die Propstei doch noch zu erwerben. Er schlug 
einen Austausch vor, indem er für Berchtesgaden die salzburgischen Enclaven an Baiern 
geben wollte. Aber Herzog Max verhinderte auch dieses und nun stieg, unter fortwährenden 
vergeblichen Unterhandlungen, die Erbitterung immer höher. 
Leider hatte der zornmüthige Erzbischof damals gerade größere -rruppenmassen zur 
Verfügung, welche er zum Schutze seines Landes gegen das sogenannte Passauer Kriegs- 
Volk aufgestellt hatte, als diese aus den böhmischen Bürgerkriegen kommenden Söldner 
scharen sich Salzburg näherten. Die Gefahr war vorübergegangen und nun entschloß sich 
Wolf Dietrich zur Gewalt zu greifen; er sandte die freigewordenen Truppen nach Berchtes 
gaden und ließ das Ländchen besetzen. Aber Maximilian war nicht gesonnen, sich das 
bieten zu lassen. Er protestirte im Namen seines Bruders, des Propstes, und schritt sofort 
dazu, als Hanptmann des baierischcn Kreises die Ordnung wieder herzustellen. Mit großer 
Raschheit sammelte er ein kleines Heer von 10.000 Mann und drang mit seinem Feld 
hauptmann Tilly in das salzburgische Gebiet ein. Ohne Schwierigkeit nahmen die Baiern 
Stadt und Schloß Tittmoning und rückten gegen Salzburg vor. Nun aber erwies sich 
der kühne und übermüthige Wolf Dietrich schwach, und da er sich selbst verließ, war er 
sogleich von aller Welt verlassen. Ohne nur einen Versuch zu machen, das uneinnehmbare 
und wohlgerüstete Hauptschloß Salzburg zu halten, ergriff er die Flucht, indem er die 
Verwaltung der Herrschaft dem Capitel übertrug. Jetzt erfolgte ein augenblicklicher und 
gänzlicher Abfall von dem bisher so gefürchteten Herrn. Ohne Zaudern öffnete das Capitel
	        
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