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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Oberösterreich und Salzburg

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Daß hier fast jedes Thal Spielarten der Mundart aufweist vder aufwies, bezeugt derselbe 
Hübner, der z. B, aus Grvßarl und Rauris Ausdrücke verzeichnet, die nur dort verständlich 
sind. Zu den Eigenthnmlichkeiten dieser Mundart gehört unter anderem die Diphthongi- 
sirung des Stammlautes „e" zu „ei", z. B. gwein (gewesen), die Einschiebung des „sch" 
zwischen „r" und den Zahnlauten, vor welchem sch das r oft auch ganz schwindet, z. B. 
„HeTschz" (Herz), „kusch,z" (kurz) und die rauhe Anssprache der Kehllaute. Im Ober 
pinzgau geht diese Mundart in die des benachbarten Zillerthales über, z. B. i hun (habe). 
Aber nicht bloS im Laute, auch im Wortschätze ist die Pinzgauer Mundart ganz 
eigenartig. Wörter wie „Metz" (Mädchen), „Bösdirn" (Bauerntvchter), „fruetig" 
,munter), „käsig" (lieblich), „löapeu" (übrig lassen), „anweigen" (anreizen), dürften im 
Flachgau kaum verstanden werden; andere, wie „foppen" (prahlen), „reiten", z. B. „ob's 
Roß reiten" vder „ob's Schesi reiten" (fahren), sind ihrer veränderten Bedeutung wegen 
bemerkenswerth. Sehr beliebt sind die Sammelnamen auf ach, z.B. „Halmach" (Stoppeln). 
Die Lieblingspartikel ist „gu" (gngg?), so die der Großarler „gu li"; daher scherzweise 
die „Guli-Landler" genannt. 
Die Mundart Lungaus steht infolge der Abschließnng durch den Radstatter 
Tauern den Dialeeten Kärntens, sowie Steiermarks näher; daher bemerkt Hübner: '„Die 
Sprechart ist ein Gemisch des Kärntnerischen, Steirischen und Salzburgischen." Zu ihren 
Eigenthümlichkeiten im Laut zählt die ungewöhnliche Dehnung der Voeale, z. B. „eesn" 
(essen), der Übergang des „r" in „ch", z. B. „Heachz" (Herz), „Böiinch" (Beine, dagegen 
„Bvaner", Bohnen) und die Verkleinerung auf „la", z. B. Gamsla. 
Der Wortschatz ist ebenfalls höchst eigenartig; er zeigt, neben einigen sprachlichen 
Überresten aus der slavischen Einwanderung des VI. und VII. Jahrhunderts in Vrtsnamen 
und einzelnen Benennungen, z.B. „Geuschn" (Bauernhaus), „Gischgalitzn" (Sauerdorn), 
viele dem Kärntnerischen nahe stehende Wvrtformen (z. B. „Ferl" für junges Schwein, 
gegenüber dem in Salzburg sonst üblichen Worte „Fak"). 
Die sprachliche Scheidung drückt sich auch in den Namen aus, welche die verschiedenen 
Gaue einander beilegen: der Lnngauer nennt den Ponganer „Übertäurer", dieser den 
Lungauer „Enterstänrer"; der Pinzgauer wurde, wie Hübner berichtet, ehemals in 
Pongau gerne als „Pinzgara Fopper" bezeichnet; im Pinzgau selbst scheidet man den 
Gangenvssen, den „Däigen", scharf vvu dem „fremden" Flachländer, dem „Anstangn" 
und dem Kärntner und Tiroler jenseits des Lauern, dem „Täurer . 
Von der reichen Vvlkspvesie unseres Landes haben bis vvr kurzem die Gebildeten 
außerhalb Salzburg wenig gewußt; die Aufzeichnungen, welche einst Hübner und in 
unserem Jahrhundert Dürlinger und Andere über Vvlkspvesie gebracht haben, blieben 
meist unbeachtet, auch die Sammlung salzburgischer Volkslieder vvn Süß fand außerhalb
	        
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