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Schule das Malerhandwerk erlernte, zum fertigen Künstler aber sich selbst weiter bildete
und als solcher dann seine eigenen Wege ging. — Weniger bekannt, aber kaum weniger
bedeutend sind die vier Flügelbilder der Kirche Mariapfarr im Lungau, gleichfalls
Scenen aus dem Leben Marias darstellend. Sie verdienen größere Beachtung, als sie bis
jetzt in der Abgeschiedenheit des Gaues gefunden haben.
Endlich dürfen die Leistungen der Gothik in den sogenannten Kleinkünsten nicht
übergangen werden. Daß sie in Salzburg bedeutend waren, kann bei der blühenden Lage
des Landes und bei dem sprüchwörtlich gewordenen Reichthume seiner Fürsten zu jener
Zeit nicht Wunder nehmen. Voran gingen in dem geistlich regierten Erzstifte natürlich
die Kirchen und Klöster; noch heute besitzen die Stifte St. Peter und Nvnnberg, die
Kirchen St. Leonhard und Mariapfarr im Lungau wahre Perlen gothischer Goldschmied
kunst. Auch an gothischen Kelchen, Ostensorien, kunstreich gestickten Meßgewändern und
dergleichen fehlt es in den Schatzkammern und Sacristeien nicht. Dennoch ist freilich Alles
nur mehr ein Schatten des einst vorhandenen Reichthums. Wir wissen aus anderen
Quellen nur zu gut, was Unverstand und Geschmackswechsel, Kriegsstürme und Geldnoth,
Habsucht und Verschleppung in den alten Knnstschätzen Salzburgs angerichtet haben.
Die Zeit der Renaissance.
Das XVI. Jahrhundert brachte es bis gegen sein Ende für die Baugeschichte Salz
burgs zu keiner Bedeutung. In den ersten Jahrzehnten lebte sich die alt gewordene Gothik
vollends aus. Was sie da noch schuf, waren verkümmerte Spätlinge in den hergebrachten
Formen ohne den alten Geist. Für einen kräftigen Umschwung und Einzug des Neuen
waren aber die Verhältnisse damals wenig angethan. Mit dem Erzbischof Leonhard
Keutschach, der 1519 starb, ging auch die goldene Zeit des Landes zu Grabe. Alsbald
nach ihm brachen die Religionswirren und der Bauernkrieg mit seinen Schrecknissen herein;
sie machten die alten Reichthumsquellen allmülig versiegen und zehrten mit ihren Nach
wehen wie eine schleichende Krankheit am Mark und Blut des Landes. Es gab da noch
lange Zeit zu viel der Sorgen und Bedrängnisse, als daß an ein kostspieliges Bauen zu
denken war. In der That hinterließ das XVI. Jahrhundert nicht ein einziges Bauwerk,
namentlich keine neue Kirche von Bedeutung, weder im Lande noch in der Stadt. An
dem Kleineren aber was gebaut, oder richtiger was erneuert und umgebaut wurde, —
darunter spielte besonders der Wiederaufbau der im Bauernkriege zerstörten Schlösser,
Amts- und Herrenhäuser eine Rolle — trat bereits sichtbar der Kampf zu Tage zwischen der
scheidenden Gothik und ihrer aus Süd herangezogenen Nachfolgerin, der Renaissance.
Der neue Kunststil, der in Italien dazumal schon ein volles Jahrhundert und
darüber geblüht hatte, brach sich bekanntlich in den deutschen Landen nur schrittweise und