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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Oberösterreich und Salzburg

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erwähnten Blütezeit der Architektur um die Wende des XVII. und XVIII. Jahrhunderts 
entstanden sind. Bei bescheidener Größe haben sie sämmtlich Anspruch ans den Rang 
künstlerisch und stilgerecht ausgeführter Bauwerke. Keinem derselben fehlt es an den: 
obligaten Schmucke von Stuccatnren, Gemälden und besonders reichlich anfgewendetem 
Marmor. Die St. Erhards-Pfarrkirche in der Vorstadt Nonnthal und die Cajetanerkirche, 
die beiden ältesten der Reihe, wurden von dem baierischen Hofarchitekten Kaspar Zugalli 
ans München, die anderen aber, Dreifaltigkeits-, llrsulinen- und -^t. ^ohannmspitab,' 
Kirche, von I. B. Fischer von Erlach ans Wien erbaut. Nebenbei bemerkt, ist auch die 
schöne Wallfahrtskirche Maria-Kirchenthal im Pinzgau ein Werk desselben Meisters. 
Nicht ohne Interesse scheint uns endlich noch, daß alle diese Kirchen, sowohl jene von 
Zugalli als die von Fischer von Erlach, eine ausgesprochen centrale Anlage gemein 
haben, welche bei dreien derselben zum vollkommenen Rotundenbau mit Apsiden und 
Kuppelbekrönung entwickelt ist. 
Dem Rococostile ließ der schon vorhandene Kirchenreichthum der Stadt Salzburg 
wenig Raum mehr aus dem Felde der kirchlichen Architektur übrig. Das jüngste lustige 
Kind der Renaissance kehrte ja bekanntlich seine stärkste und liebenswürdigste Seite über 
haupt dem Profanen zu, der Ernst der Kirche widerstrebte eigentlich seinem Naturell. Es 
ließ darum auch unsere älteren Kirchen, die Stiftskirche St. Peter, wie wir oben gezeigt, 
ausgenommen, ziemlich unbehelligt. Einen einzigen nennenswerthen Repräsentanten dieser 
Stilperiode besitzt die Stadt in der 1754 von: Grunde neu erbauten Kirche St. Sebastian. 
Sie ist heute — vor den: Brande von 1818 mag es anders gewesen sein — herzlich 
nüchtern; nur ihr herrliches Marmorportal und ein kunstvoll gearbeitetes Eisengitter, 
beide wahre Glanzleistungen des Rococo, nehmen das Interesse des Kunstfreundes m 
Anspruch. 
In den Kirchen des Landes außerhalb der Hauptstadt war die Renaissance als 
Baustil zwar quantitativ, wenig aber qualitativ fruchtbar. Das Meiste, wav sie dort 
schuf, ist praktisch verständig, für die vielfach geänderten Bedürfnisse des Cultus und der 
Gemeinde oft svgar vortrefflich angelegt, in der Beschaffung von freien: Raun:, Luft und 
Licht der Gothik vielfach überlegen, aber formenarm und nüchtern bis zur völligen 
Stillosigkeit. Den Mangel ersetzte freilich, und zwar meist in: Rococostile, eine desto 
schmnckreichere innere Ausstattung, nicht selten in schreiender Überladung. 
Als kirchliche Bauwerke von Bedeutung verdienen hier besonders genannt zu 
werden: die große Stadtparrkirche in Hallein, an Stelle einer gvthischen Kirche 1767 bis 
1774 in nahezu prvfanisirendcm Zopfstile erbaut; ferner die zweithürmigen Wallfahrts 
kirchen Mariaplain und Kirchenthal, erstere 1674 erbaut und durch ihre reiche 
innere Ausstattung bemerkenswert!), letztere ein bis auf die unschöne Front durchaus
	        
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