549
verbindet. Guidvbald führte nämlich gegenüber dem obigen Tratte einen Frontbau voll
kommen gleicher Größe und Gestalt, an den Enden beider Fronten aber zur Verbindung
mit dem Dome die sogenannten Dombogen, offene Arkadenbauten eleganter Form, mit
Marmor überkleidet, auf. Damit schuf er den Domplatz, den architektonisch schönsten und
stilvollsten Platz der Stadt, wie sich eines schöneren wohl keine deutsche Mittelstadt
rühmen kann, zugleich aber auch dem Dome selbst einen der Majestät des Gotteshauses
würdigen geschlossenen Vorhos. Die ein Jahrhundert später 1774 ans der Mitte des
Platzes von Erzbischof Sigismund Schrattenbach errichtete imposante Denksünle der
Unbefleckten Empfängniß erhöht und ergänzt gewissermaßen mit ihren lebendigen Formen
den Eindruck des vom Schloßberge und dem altersgrauen Gemäuer der hohen Festung
überragten Architekturbildes.
Von den übrigen Palastbauten der Stadt seien hier nur der sogenannte Neubau (jetzt
Regiernngsgebüude), das Chiemsee'sche und Lodron'sche Palais (ersteres gegenwärtig Land-
schaftsgebüude, letzteres erzbischöfliches Conviet), das Khuenburg'sche Palais Langenhvf,
endlich das Capitelhaus des ehemaligen Domcapitels (jetzt leider zum s.abakhanptmagazin
entwürdigt) besonders ermähnt. Sie sind zum Theile von beträchtlichem Umfange mit
weiten Höfen und vornehmen Jnnenräumen, worin noch mancherlei Überreste ent
schwundenen größeren Glanzes das Interesse ans sich ziehen. Am Regiernngsgebüude
mochten wir den Thurm nicht unerwähnt lassen, der das bekannte Glockenspiel, von
Erzbischof Johann Ernst Thun 1704 errichtet, trägt. Es ist ein populäres, wenn auch
nicht immer melodisch klingendes Wahrzeichen der Stadt.
Zwischen der Residenz und dem Nenbane dehnt sich vor der nördlichen Langseite
des Domes, der uns hier in seiner ganzen Größe vor Angen tritt, der umfangreichste und
eigentliche Paradeplatz Salzburgs, der Residenzplatz, aus. Seine vierte Seite nehmen
hübsche Privathäuser und das uralte, um 1780 im Roeoeostile erneuerte Kirchlein
St. Michael, wahrscheinlich ein Überbleibsel des einstigen Domfreithofes, ein. In der
Mitte des weiten Platzes aber erhebt sich der Hof- oder Residcnzbrunnen, ein mächtiger
Springbrunnen, unter Erzbischof Guidvbald Thun 1664 durch den italienischen Meister-
Antonio Dario ans weißem Marmor erbaut. Er galt lange Zeit als der schönste Zier-
brnnnen Deutschlands. Wir wissen nicht, wie viele neuere ihn heute übertrcffen mögen;
jedenfalls behauptet er durch Ebenmaß und Schönheit seines Aufbaues, sowie durch die
Höhe des Wasserstrahles noch immer einen hervorragenden Platz.
Ten fast ebenso großen Capitelplatz ans der anderen, südlichen Seite des Domes
ziert gleichfalls ein Brunnen von monumentaler, doch ganz verschiedener Gestalt, mit
einem großen von Marmorbalnstraden eingefaßten Wasserbassin, welches als Pferde-
schwemme benützt wird, über demselben erhebt sich ein hoher pvrtalartiger Bau aus