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Sehen wir uns nun in den nach Hunderten zählenden Steingeräthen, Thon-
waaren u. s. w. um. Da sind, um gruppenweise vorzugehen, vorerst ins Auge fallend die
Feuerstein- und Hornblendewaffen, deren Material meist heimisch ist. Wir unterscheiden
hier die fein zugeschürften Feuerstein-Pfeilspitzen, ferner halbrunde Messer oder Sägen
und Lanzenspitzen. Wenn auch nicht so vollständig, wie die aus weit besserem Feuerstein
geschlagenen Waffen Belgiens und Dänemarks, sind sie doch auffallend schöner als die
Fenersteingeräthe im Besitze der Mammuth- oder Renthierjäger. Eine Unmasse Hornstein
splitter, halbfertige und mißglückte Stücke in allen Stufen der Vollendung bezeugen
deutlich die Erzeugung an Ort und Stelle. Dies gilt auch von den Steinäxten, Stein
beilen und Hämmern. Alle diese Äxte waren in Hirschhorneinsassungen zum Handgebrauch
oder mittels Pech und Riemen an Holzschäften und in Holzkenlen befestigt, welche in der
Art unserer Äxte geschwungen wurden. Eine dritte Art von Steinwaffen sind die Stein
hämmer und Steinkugeln. Sowie die Steinäxte aus Serpentin und Hornblendegestcin
zuerst geschlagen und dann mit der Hand ans dem Schleifstein zugeschliffen und Pvlirt,
unterscheiden sie sich von den ersteren durch das cylindrische Stielloch, welches haarscharf
ausgedreht und ausgebohrt ist. — Ebenso geschickt waren die Pfahlbauer in Verwendung
der Knochen und des Hirschhorns zu Werkzeugen aller Art, die theils zur Feldarbeit, theils
zum gewerblichen Betriebe, besonders zur Weberei und Töpferei dienten. Bemerkenswerth
ist die Durchbohrung von Zähnen zum Schmucke. Von Holzgeräthen ist natürlich sehr
wenig erhalten geblieben, weil sie des bergenden Schutzes entbehrten.
Von besonderem Interesse der Formen und der Ornamentik wegen sind die Thvn-
gefäße. Zumeist sind es nur Bruchstücke, die zu Tage gefördert wurden, nur selten kleinere
Gefäße, die uns unversehrt erhalten blieben. Doch waren sehr große Thougefäße gewiß
schon vorhanden; das zeigen die dickrandigen, mit Quarzkörnern reich gemengten, wenig
gebauchten Scherbenstücke. Der Lehm ist durchwegs wenig geschlemmt, immer mit Saud
durchsetzt, die äußere Form ungleichmäßig geknetet, der Brand unvollständig. Die Tvpfer-
drehscheibe war eben noch unbekannt, denn sie gehört zu den verhültnißmüßig spät ein
geführten gewerblichen Hilfsmitteln, die uns meist erst mit den Römern überkommen sind.
Trotz dieser ungefügen Formen und des schlechten Materials aber diente der plastische Thon
doch schon zur Entfaltung von ornamentalen Mustern und zu Modellirungsversuchen.
Von der allereinfachsten Verzierung in übereinandergeordneten Strichen und Punkten durch
den Druck des Fingernagels oder eines spitzen Instrumentes hervorgebracht, führt das
Motiv der Striche, die geradlinig, schräg, im Halbkreis und im Kreis gezogen werden, mit
den früher angeführten Punkten zu einer großen Variation von geometrischen und linearen
Mustern. Diese Eintiefungen waren mit Kreidestaub ausgefüllt und weiß, das Gefäß selbst
röthlich und schwärzlich überstrichen, wie sich hier und da noch erkennen läßt.