Nr. 23
Internationale Sammler-Zeitung.
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d i 11 a n d gemalt habe. »Der König befahl dem Künstler,
den Infanten abzuschildern, Und als er dessen Bild auf
eine schöne Art ausgeführt hatte, ließ sich der König
aufs neue malen« (Bd. 11., S. 330). Wie das Gemälde in
Privatbesitz gekommen ist, wird sich heute kaum mehr
feststeilen lassen. Bezüglich der Vorbesitzer verweist
das Dorotheum auf einen alten französischen Katalog,
in dem es bei dem Bilde heißt: »Attribue au V e 1 a z-
q u e z. 141 Portrait du frere de Philippe IV. Toile ovale
h. 30 pouc. 1 24. Le JPrince-Cardinal. On dit que ce por- j
trait a servi ä orner les arcades peintes par Rubens, lors ]
de l’entree du Prince ä Bruxelles. Achete ä la Vente de
Mr. Scliamp D'Averschoot 14. septembre 1840.«
Später finden wir das Bild in der berühmten M ag
il i a c - Sammlung, mit der es am 4. Juli 1892 bei
C h r i s t i e in London versteigert wurde.
Wir geben in big. 11 eine Reproduktion des Bildes.
In der Art des großen Spaniers ist auch ein Brust
bild Philipps IV. gehalten, das mit der Rette des golde
nen Vlieses geschmückt ist. Zu nennen wäre von Bildern
noch ein »Ecce homo« von Floris Frans, eine Fran-
| streichelnd, am Boden ein Köcher mit Pfeilen und
i Blumen, auf rundem Piedestal aus vergoldeter, zise
lierter Bronze. Es sind vorzügliche französische Ar
beiten in der Art F a 1 c o n e t s.
Die dazwischen abgebildete Marmorstanduhr
(Fig. 13) zeigt auf profiliertem, ovalem Piedestal, das mit
j vergoldetem Bronzefries geschmückt ist, in einer Säule
das Uhrwerk, seitlich einen Jüngling in kosender Stel
lung mit einem Mädchen.
Mit der Sammlung des Grafen Zamoyski bringt das
Dorotheum auch eine Reihe von Kunstgegenständen aus
verschiedenem anderen Privatbesitz zum Verkaufe.
Hier sind es namentlich Tapisserien, die des Inter
esses der Kunstliebhaber und Sammler sicher sind.
Einer Folge von sieben Tapisserien aus dem Atelier
de la-Trübte in Paris gehört die Tapisserie (Fig. 15)
an, die drei ältere Männer in vornehmer Gewandung,
das Flaupt mit Lorbeer geschmückt, vor der Architektur
pforte eines Lustgartens darstellt. Zwei schreitende
Männer in antiker Rüstung sind auf dem Mittelwege
Fig. 12.
Fig. 14.
cesco Furini zugeschriebene »Mythologische Szene«
(drei Frauengestalten, wovon die eine abwehrend die
rechte Hand gegen den in Wolken schwebenden Mer-
curius erhebt), eine »Mythologische Szene« von Giuseppe
de Franco (Mars und Venus, Urteil des Paris),
»Martyrium des heiligen Sebastian« von Guercino
da C e n t o, »Nach dem Bade« von Johann Lampi dem
Jüngeren, »Araber in der Wüste« von A j d u k i e w i c z,
»Pius VII.« von Josef Rreutzinger (?), »Italienischer
Bauer« von Nap. G i r o 11 o, »Serenade in Venedig«
von Fabio Mauroner u. a.
Unter dem Titel »Antiquitäten« sind hübsche
Fayencen und Porzellane, Bronzen und Spiegel zu
sammengefaßt; einen besonderen Raum nehmen die
Waffen ein, unter denen sich ein mit Gold und
Silber gestickter türkischer Sattel befindet, den König
Johann S o b i e s k i beim Entsätze Wiens von den
J’ürken erbeutet haben soll.
Von Marmorarbeiten verdienen die zwei
kleinen weißen Gruppen Beachtung, die unsere Fig. 12
und 14 verbildlichen. Zwei junge Mädchen, die eine
trauernd über ihren toten Vogel, die andere eine Taube
dieses Gartens sichtbar, im Hintergründe zwei die Szene
flankierende palastartige Bauten. Bordüre aus Rahmen
werk und Kartuschen mit Löwenköpfen und den Fi
guren der Ceres und Abundantia, seitlich und unten das
Monogramm der Maria von Medici, oben das Wappen
der Herzoge von Savoyen mit der Devise »FERT«
(Fortitudo ejus Rhodum tenuit). Eingewebte Fabriks
marke P und das Monogramm M am untersten rechten
Rande mit einer roten Nelke als Signatur des Webers.
Die Gobelins wurden um 1620 im Aufträge der
Königin von Frankreich, Maria von Medici als Ge
schenk für Karl Em a nuel I. Herzog von Savoyen
(1580—1630) angefertigt. Das Material ist Wolle und
Seide mit Silber und Gold durchwirkt.
Der Stoff der Darstellungen ist der Geschichte der
Artemisia, Königin von Rarien (352—350 vor Christi
Geburt) entnommen, deren Geschick einige Aehnlichkeit
j mit dem der Maria von Medici hatte. Wie Henri II.,
I starb auch ihr Gemahl Heinrich IV.. eines unnatür
lichen frühen Todes, und ihr Sohn, der Dauphin und
nachherige L u d w i g XIII., stand beim Verluste des
Vaters im gleichen Knabenalter wie Karl IX.