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Internationale Sammler-Zeitung.
Hummer 11.
licher) Tiere, die mährend des Diluuiums zugrunde gingen. Der
gröf;te Teil derselben stammt aus den bedeutenden Schotter- und
Sandgruben beim hiesigen Staatsbahnhofe und Siechenhause, einige
Stücke aus der Umgebung. Das bemerkenswerteste Stück unter
den größeren Knochen (60 Stück) ist der beinahe oollsfändig er
haltene Oberschenkelknochen uom ITlammut oder ITlastadon, 99 cm
lang, gefunden beim Siechenhause, Gin zweiter, noch größerer
Oberschenkelknochen mal'; 102 cm, ist jedoch bis auf das obere
grofje Stück mit 29 cm fange zerfallen. Das erhaltene Teilstück
hat den bedeutenden Umfang uon 90 cm. Gin seltenes Stück uon einem
Unterschenkel (der obere
Teil) hat einen Umfang uon
63 cm. eine Rippe, 66 cm
lang, eine Kniescheibe, 22 cm
fange und 16 cm Breite.
Das ITtuseum besitjt
des weiteren eine seltene
Sammlung uon Zähnen uor-
geschichtlicher Tiere u. zro.:
8 Stück niammutzahne (uer-
kalkt). 25 Stück aufjerge-
möhnliche llfastodonzähne
(Backenzähne). Der größte
mif;t samt Wurzel 19 cm
und die obere Schmelzfläche
20 cm fänge und 10 cm
Breite. 4 Stück schöne Zähne,
Dinotherium giganteum,
jedenfalls uon einem Tiere,
roeil sie beisammen ge
funden wurden. Gin Stück
samt Wurzel 14 cm lang.
5 Stück flashornkiefer mit
darinsteckenden Zähnen,
5 Stück Zähne uon einem
Höhlenbären. Gin fast ganz
erhaltener Stafjzahn eines
fTlastodons, 70 cm fänge
und Umfang in der ITlitfe
40 cm. Cin halber Stafjzahn
und außerdem mehrere
größere Teilstücke uon
niastodon-Stof;zähnen,
dann uiele Knochen uon
uorgeschichtlichen Tieren
uerschiedener Gattung,
welche in diluuialen Schich
ten hier gefunden wurden.
20 Stück Zähne, Hippo-
therium gracile (Pferd),
Begleiter des Dinotherium
und ITlastodon.
Von Sunden, die ihrer Wichtigkeit wegen eine besondere Be
schreibung rechtfertigen, seien erwähnt: Im flouember 1903 wurde
bei der Grabung einer Kalkgrube in ITlistelbach (Kaiser Franz-Josef-
sfrafje) in der Tiefe uon 17, m ein oorgeschichtlches Brandgrab
(uielleicht auch Opferstätte) aufgedeckt. Gefunden wurden nach
stehende Gegenstände: 8 Stück uollständig erhaltene kleine Ton-
gefäf;e, einige teilweise beschädigte solche GefäF;e und überdies
zwei Wäschkörbe uoll Tonscherben Diese Tongefäfje (fausi1;er
Typus) sind mit freier Hand gearbeitet und jedes Stück hat eine
andere Gestalt. Außerdem wurden noch Stücke uon fünf zer
trümmerten Webstuhlgewichten gefunden. Sie sind aus Ton, haben
eine pyramidenförmige Gestalt mit einem fache, sind ziemlich grof;
und schwer und an der Rufjenseite geglättet. Seitwärts, jedoch
noch in der fische lagen kleinere Knochen, ln zwei Gefäijen mar
eine weifjlichgraue Klasse, jedenfalls Speisereste, fluch lagen im
Grabe noch uiele gebrannte fehmstücke und uerschlackte Stücke,
die uom fehmbewurf eines Hauses oder einer Vorratskammer aus
derselben Zeit stammen. Dal; das Feuer grof; gewesen sein muij,
beweisen die uerschlackten Stücke. 6s handelt sich hier um eine
dauernde flnsiedlung in der uorgeschichtlichen Zeit. Grabungen an
nerschiedenen Stellen in der nähe hatten keinen 6rfolg. Die Ge-
fäije gehören der Bronzezeit on und sind nach Aussage uon Fach
gelehrten in das 1500. Jahrhundert uor Christi Geb. zu oerlegen.
Höchst bemerkenswert ist die Beigabe uon uorgeschichtlichen
Sämereien, jedenfalls als Wegzehrung für das Jenseits
Professor 11 cum eiler in Zürich, der sich speziell mit der
Bearbeitung solcher Funde befaßt, stellte nach genauester Unter
suchung folgende Sämereien fest, als: 1. Weizen in sehr schönen
Körnern; 2. finse, auf
fallend klein; 5. Crbse, auf
fallend durch die geringe
Gröfje; 4. Cinkorn, in
wenigen Körnern; 5. lllohn
(Schlafmohn), nur wenige
Samenkörner; 6. fabkraut,
häufiger und 7. Ackerun-
kraut, wenige Körner. Die
kleineren Sämereien sind
in dem grafjen Feuer ganz
zerfallen, weshalb nur
wenige ganze Körner er
halten blieben. Die ganze
fiste der konstatierten
bronzezeitigen Sämereien
zählt sieben Arten. 6s ge
hört also der lllistelbdcher
Fund zu den interessantesten
dieser Art.
Jm Frühjahr 1905 wurde
in der Schotter- und Sand
grube hier 1 m tief ein
Grab aufgedeckt. 6s ent
hielt noch das oollständige
menschliche Gerippe mit den
schönen und uollständigen
Zähnen. Als Beigabe ent
hielt dasselbe einen römi
sch en bronzenen groijen
Schöpflöffel, dann zwei
römische Schalen aus
schwarzbraunem T on. f eider
wurde der Schädel ganz
uernichtet und der bronzene
Schöpflöffel etwas durch
locht. 6ine Schale zerbrach
beim Ginsturze. Die lAusenl-
leitung kam leider zu spät
zur Kenntnis uon diesem
Funde, flach Aussage uon
Fachgelehrten gehört dieser
Fund zu den interessantesten, die in den lebten Jahren in flieder-
österreich am linken Donauufer gemacht worden sind.
Der bronzene Schöpflöffel hat, was besonders wichtig ist, die
interessante marke ..VINDOR II OF“, das heifjt Vindobona seonnda
officina. wodurch erwiesen ist, dal; in Wien schon damals ITletall-
arbeiter und zwar in zwei Werkstätten arbeiteten.
Der in ITlistelbach im Grabe aufgefundene Schöpflöffel hat
also die ganz gleiche lllarke (Stempel), wie das in Petronell auf
gefundene bronzene Sieb, stammt also aus derselben römischen
Gufjstätte.
Auf einem Acker wurden gelegentlich des Tiefackerns (’/ 2 m
unter der Grdoberfläche) uier sehr grofje Ton-Vorrat- oder Speicher-
gefäfje aufgedeckt. Diese Tongefäfje waren umgestürzt, daher
leer und nebeneinander aufgestellt. Der tiefgehende Pflug beschä
digte den auffallend kleinen Boden derselben. Diese Tongefäfje
sind innerlich geglättet, dann folgt eine ziegelrote Grdart (gebrannter
Cehm) und überdies sind dieselben noch uon aufjen mit einer
silbergrauen Grdmasse (Sand), wie sie an der Fundstelle zu finden