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internationale Sammler-Zeitung.
Rümmer 1 ],
sechs gebuckelte Gürtelbeschläge; eine große Kopfnadel; eine kleine
Zroickzange (Pinzette); zroei Beschläge und Zierstücke mit orna
mentalen Tierstücken; drei Gürtelzungen mit Durchbrucharbeit; eine
Gürtelspange und ein kleines Zierstück.
flufjcrdem fand man bei diesem Gerippe nachstehende Gegen
stände aus Cisen und zroar an der rechten Seite eine größere
tanze, die der Beigeseßfe in der rechten Hand aufrecht hielt.
Unterhalb derselben lag ein dolchartiges ITtesser. Bei der herab
hängenden linken Hand lag ein Hirschhornstück, zugespißt roie eine
ITadel. Dasselbe rourde jedenfalls als Waffe benüßt. fluch lagen
nach fragmente uon einem eisernen Reif und mehrere dazu
gehörige Cisenstücke dabei, roelche zur Kopfbedeckung gehört haben
dürften, und überdies fand man noch kaum kennbare fragmente
oon einem toollen braunen Kleide, oder non einem Tierfell.
Die Bronzestücke sind ganz gut erhalten und mit Patina
grün überzogen, mährend die Gisenstücke oon Rast sehr stark
angegriffen sind.
Schließlich murde noch ein Grab aufgedeckt, marin das Gerippe
eines ITlannes lag, bei roelchem jedoch der linke fuß fehlte. Als
Beigabe fand man bei ihm ein ganz uon Rost zerfressenes Gisen-
schroert, und am fußende auch die obligate Tonurne, rieben dem
menschlichen Gerippe fand man jedoch auch die ganzen Knochen
eines kleinen, aber sehr kräftigen Pferdes. Als Beigabe fand man
bei demselben zroei Zierscheiben mit Rosetten und Rankenornament
aus Bronze (oergoldet) und eine Kette, jedoch nur aus drei großen
runden eisernen Ringen bestehend. Während die menschlichen
Knochen ganz morsch maren, so zroar, daß selbst die starken
Schenkelknochen bei der Herausnahme brachen, maren die Knochen
des Pferdes uollkommen erhalten. Sporen und Hufeisen murden
I nicht aufgefunden. Diese Gräber stammen aus der Zeit der Völker-
manderung. Die Kultur der Gräberfunde stammt nach Angabe oon
fachgeiehrten aus dem ungarischen Tieflande und ist danauroärts
bis in die Rheingegend zu uerfolgen.
(Schluß folgt.)
Die lesuitenbibliothek in UUien-Lainz.
Die. Bibliothek des Jesuitenkollegiums in Wien-Tainz ist selbst
in Wien roenig bekannt und doch kommt ihr, sieht man oon der
jahrhundertealten Hofbibliothek ab, namentlich roas ihren Reich
tum an flliniaturen und Handschriften betrifft, keine andere Biblio
thek in Österreich gleich.
Der Begründer der Bibliothek ist der italienische Caoaliere
G. f. de Rossi, der Gemahl der Prinzessin Charlotte oon
Bourbon, oerroitmeten Herzogin oon Sachsen, deren ITlajordomus
er früher geroesen. D n Grundstock des kostbaren Handschriften-
schaßes bildete eine Crroerbung aus der Bibliothek des Kollegium
Capranicense in Rom, einer Schöpfung des gelehrten Kardinals
Domenico Capranica, der 1458 starb. Daran schlossen sich im
Caufe der Jahre roeitere Crroerbungen kostbarer Bücherschäße.
flicht nur in Italien, sondern in fast ganz Guropa stand der
passionierte Sammler in Verbindung mit Agenten und Kunst
auktionären. Galt es eine seltene Handschrift oder ein seltenes
Druckroerk, oon dem er erfuhr, daß sie zum Verkaufe kommen
sollten, dann scheute er auch nicht beschrocrliche Reisen, um sie
zu erroerben. Auf einer dieser Reisen rourde er auch (1854) in
Venedig oon der Cholera hinroeggerafft. Die Witroe heiratete ein
Jahr später abermals ihren ITlajordomus Cao G. Vimercati. Da
aber de Rossi roiederholf den Wunsch geäußert hatte, daß seine
Bibliothek als Ganzes beisammen bleiben möge und Befürchtungen
aussprach, daß sie nach seinem Tode roieder zerstückelt roerden
könnte, so glaubte die Witroe den Willen ihres zroeiten Gemahls
am besten damit zu erfüllen, daß sie kurz nach ihrer dritten Ver
mählung die ganze Bibliothek den Jesuiten in Rom schenkte, die
sie nun in ihr Profeßhaus übertragen ließen. Die Schenkungs
urkunde enthält die Bestimmung, daß die Bibliothek im falle der
gänzlichen Aufhebung und uollständigen Auflösung der Gesellschaft
Jesu in das Gigentum des jeroeilig regierenden Kaisers uon
Österreich übergehen sollte. Als nun die italienische Regierung
nach der Okkupation Roms uerschiedene Ordensniederlassungen
aufhob und das gleiche im Jahre 1875 auch dem Profeßhause der
Jesuiten, in dem die Bibliothek untergebrachf roar, drohte, rourde
der östereichisch-ungarische Botschafter am Vatikan ersucht, das
Jnteresse des Kaisers zu mähren und sie oor der Konfiskation
durch die italienische Regierung zu Schüßen.
Auf das hin rourde die Bibliothek in 55 Kisten oerpackt
und in den Palazzo di Venezia, die Residenz des österreichischen
Botschafters, gebracht Von dort rourde sie auf Wunsch und Kosten
des Kaisers franzJosef im Herbste 1877 nach Wien überführt,
roo sie zunächst in der Jesuitenresidenz am Uniuersitätsplaße in
einem außer Gebrauch stehenden Oratorium der Kirche unter
gebracht rourde. Hier blieb sie bis 1895, roo ihre Aufstellung in
dem neugebauten Kolleg in Cainz erfolgte.
Die Bibliothek ist nicht groß, sie enthält samt den Hand
schriften und Inkunabeln nur rund 9000 Bände. Ihre Bedeutung
liegt aber nicht in der Quantität, sondern in der Kostbarkeit dieser
Bücherschäße, oor allem in den Handschriften. Diese umfassen
die uerschiedensten Ciferaturen und Wissensgebiete. Die deutschen
Handschriften (42 rein deutsche und 14 lateinisch-deutsche Bände)
reichen oom 14. bis 18. Jahrhundert; sie sind zumeist religiösen
oder moralisierenden Inhalts. Die lateinischen Handschriften
füllen 764 Bände, darunter über 100 Bände Kirchenoäter und
Kirchenlehrer, unter ihnen Augustinus (55 Handschriften), Ambrosius
(6 Bände), Gregor der Große (10 Bände) etc. Von den alten
Klassikern sind unter anderen oertreten Cornelius ITepos unter
dem Hamen des Aemilius Probus, Cicero (17 Bände, 14. und
15. Jahrhundert), Seneca, IRehr als 40 Bände bringen lateinische
Überseßungen griechischer Prosaiker, so des Aristoteles, Cuklid,
Cukian, Plato, Josephus fiaoius, Polybius. Sehr oiele Bände ent
halten auch mittelalterliche Prosa profanen Inhalts. Griechische
Handschriften sind in über 40 Bänden oorhanden. Dazu kommen
noch 150 italienische, 57 hebräische und 5 französische Handschriften
bände. Von anderen Citeraturen sind noch uertreten: Spanisch (I),
Vlämisch (2), Persisch (2), Chinesisch (1), Türkisch und Arabisch
(22), Japanisch (1 Handschrift) u. a.
Gine besondere Ausnüßung der Bibliothek durch die roissen-
schaftlichen Kreise ist bisher nicht erfolgt, troßdem die Bibliotheks
direktion allen Berufenen mit der größten Ciberalität entgegenkommt.
m. R.