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Objekt: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

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Aus Sachsen herüber gekommen, hat die Industrie auch heute noch den Schwer- 
punct ihres Betriebes (Appretur und kaufmännischen Betrieb) in Sachsen. 
Der in Umrissen angedeutete Bezirk, von der Natur stiefmütterlich bedacht, von 
rauhem Klima und geringer Ackerkrumme, bringt zwei der Ausbildung dieses Halb 
fabrikates günstige Bedingungen: zahlreiche und bildsame Arbeitskräfte und einen für 
diesen Zweck vollkommen geeigneten Rohstoff. 
Die Zahl der mit Herstellung derartiger Geflechte beschäftigten Kinder und Frauen 
dürfte auf etwa 1000 zu veranschlagen sein mit einem wöchentlichen Verdienste von 
35 Kreuzern bis zu fl. 2-40; in allerdings vereinzelten Fällen erreicht der Tagesverdienst 
der Flechterin die Höhe von 70 Kreuzern. 
Der Werth des heute verarbeiteten Rohmateriales wird auf ca. fl. 9000 veranschlagt, 
die durch die Herstellung des Halbfabrikates erzielte Werthsteigerung dürfte etwa das 
Siebenfache des Rohstoffwerthes betragen. 
Zum Geflecht wird Stroh von reif gewordenem Weizen verwendet. Von den Halmen 
wird gewöhnlich nur der mittlere und oberste Tlieil herausgeschnitten und zur Verarbeitung 
benützt. Der mittlere Tlieil des Halmes gibt das grobe, der obere das mittlere und feine 
Geflecht. Ehevor man aber zum Flechten gelangt, muss das Stroh noch auf mancherlei 
Weise zubereitet werden. Zuerst wird es geschwefelt, um ihm eine gleichrnässig gelbe 
Farbe zu geben. Dann wird es getheilt (gerissen). Diess geschieht mit einem eisernen 
Werkzeuge, das ungefähr einen halben Zoll breit an einem Ende in scharfe Zähne aus 
läuft. Je näher dieselben aneinanderstehen, in desto schmälere Theile wird das Stroh 
getheilt. Der Reisser, wie dieses Werkzeug heisst, hat 10 bis 18 Zähne. Der geschwefelte, 
ungefähi einen halben Fuss lange Halmtheil wird an einer Seite aufgeschlitzt, auf eine 
Lederunterlage gelegt und mit einem Messer an der Innenseite geschabt. Hiedurch er 
hält das Stroh überall eine gleiche Dicke. Darnach wird der Halm unter dem Reisser 
weggezogen. Verwendbar sind nur die gut gerissenen Theile. Nach der Zahl der Zähne 
des Reissers unterscheidet man 10- bis 18zähniges Geflechte. 
Das fertige Geflecht wird nochmals geschwefelt und gewaschen und kommt in Stücken 
von 24 Ellen Länge in den Handel. 
Das fleckige Weizenstroh wird anilinroth, braun oder schwarz gefärbt und dann zu 
farbigen oder gemischten Geflechten verwendet. 
Ausnahmsweise wird auch gebleichtes Kornstroh verwendet; doch steht dieses dem 
Weizenstroh an Verwendbarkeit entschieden nach. — 
Wie in der Holzschnitzerei, Weberei etc. ist auch für diesen Industriezweig durch 
seine Pflege in der Schule eine reichere und lohnendere Entfaltung ermöglicht. 
Die von der Volksschule in Teilnitz unter der Leitung des Lehrers Herrn Aug. 
Heller angefertigten Geflechte rühren von 8- bis 13jährigen Kindern, welche die aus 
gestellten Streifen in einem Zeiträume ausführten, dessen unterste Gränze 10 Minuten 
beträgt (so ein zehnzähniges Geflechte von einem 13jährigen, ein zwölfzähniges von einem 
zehnjährigen Mädchen), während die oberste Gränze 47 Minuten erreicht (so ein zehnzähniges 
Geflechte von einem achtjährigen Mädchen).
	        
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