MAK
riurmner 12. 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 185. 
was dazu gehört. Der Hof liegt gräflich im Abbau (Ruine 1 . Dazu 
gehört der große Baumgarten hinter dem Hof, 13 Quanten fleker, 
die auch im Abbau und öde liegen, 12 Viertl Weingarten, die gleich 
falls öde liegen, soroie allen Dienst dazu, an seinen Schwager 
Oswald Sürst um den Preis uon nur 90 Pfund Pfennig. Hiezu 
sei bemerkt, daß mistelbach durch die Ungarn unter König lAathias 
Coroinus (1486t eingenommen, geplündert und schließlich in Brand 
gesteckt wurde. Der genannte Hof in der mitte des Oberdorfes 
wurde bei dieser Gelegenheit gänzlich oernichtet. Der infolge dessen 
gänzlich uerarmte Besißer konnte weder das Gebäude wieder auf 
bauen, noch die Acker und Weingärten kultiuieren, weshalb auch 
in dem uorliegenden Vertrag uom Jahre 1518 diese gräßliche Ver 
nichtung erwähnt wird. Erst ein späterer Besißer ließ das 
Gebäude wieder aufbauen, worauf auch ein auf dem Vorbau des 
Gebäudes uon außen angebrachter Stein mit der Inschrift „Erbaut 
1537“ hindeutet. 
Dieser Vertrag ist auf Pergament geschrieben und mit drei 
Wachssiegeln uersehen. 
Eine Original-Vergleichsurkunde oom 6. Oktober 1653 
zwischen dem Sürst Hartmann-Ciechtenstein’schen markt mistelbach, 
uertreten durch Sürst Hartmann oan und zu liechtenstein und 
durch den marktrichter in mistelbach Thoma Khönig und uier 
Ratsherren, dann dem Herrn Wolf (Wolfgang) Helmhart-Schiffer, 
Sreiherr auf Sreiling und Taxburg, Besißer des Gutes Ebendorf bei 
mistelbach wegen Bestimmung der Gemeindegrenze, der ITlark- 
steine, des ITlühlbaches etc. zu Rohrbach. 
Der Ort Rohrbach wurde nämlich uon den Schweden unter 
dem bekannten General Torstensson, welcher in mistelbach sein 
Hauptquartier aufgeschlagen hatte, 1645 uernichtet. Später wurden 
die übrig gebliebenen wenigen Häuser und der ganze Grund 
komplex mit Ebendorf oereinigt. Infolge der oeränderten Verhält 
nisse entstanden die uorsfehend erwähnten Streifigkeiten, mistel 
bach wurde ebenfalls 1645 oan den Schweden geplündert und in 
Brand gesteckt. Diese Originalurkunde ist auf Pergament geschrieben 
und mit drei Wachssiegeln in Holzkapseln der Obigen uersehen. 
Eine größere Anzahl uon Handmerksordnungen, Prioi- 
legien und Freiheitsbriefen der bestandenen Gewerbeinnungen 
(Zünfte) sind durchwegs auf Pergament geschrieben, in Beder oder 
Samt eingebunden, mit den großen Wachssiegeln in Holzkapseln 
und mit den eigenhändigen Unterschriften der Kaiser lAatfhias 
(1614), Ferdinand II (1626), Ferdinand III. (1637), Ceopold I. (1663), 
Josef I. (1709), Karl VI. (1715), der Kaiserin fllaria Theresia (1746), 
Josef II. (1784) und Franz (1792) uersehen. 
Von möbeln und Einrichtungsgegenständen des 
ITluseums uerdienen Erwähnung: die große Waisenkassentruhe des 
bestandenen lllagistrates mistelbach mit der Jahreszahl 1798. Sie 
ist aus Eichenholz geschnißf und mit fünf Schlössern uersehen; 
dann zwei Hängekästen mit Blumen gemalt, die die Jahreszahlen 
1783 und 1798 fragen und schließlich mehrere schöne und gut 
erhaltene, sogenannte Zunffladen (Truhen) der bestandenen 
Gemerbeinnungen (Zünfte) aus den Jahren 1674 (Seifensieder), 1693 
(Bäcker), '780 (Fleischhauer) und andere aus den Jahren 1797, 
1799, 1801 etc. Die Zunffladen sind teils aus Eichenholz geschnißt, 
teils aus weichem Holze mit gemalten Blumen. 
Das Sfadfmuseum besißt überdies eine größere Anzahl 
Bilder, mit denen die Wände des stattlichen ITluseumssaales ge 
schmückt sind, dann Geschirre aus oerschiedenen Zeifperioden, eine 
kleine Waffensammlung, eine kleine Bibliothek und eine nicht un 
bedeutende medaillen, münzen- und Papiergeldsammlung, die mehr 
als 2000 Stück aufweist. 
Zur Beschichte der graphischen Künste in Wien. 
Von Dr. Jgn. Schwarz, Wien. 
Die mehr oder minder günstigen (Erfolge, die Senefelder 
bei Verwertung seiner im Jahre 1797 gemachten genialen 
Erfindung in ITlünchen, Offenbach und Eondon zu nerzeichnen 
hatte, liefen in ihm den Entschluß reifen, die neue Art des 
graphischen Reproduktionsoerfahrens auch in Wien einzu 
führen. Das besondere Interesse des Kaisers Franz für alle 
Errungenschaften der Kunst und Technik, der rege Betrieb 
des Wiener Kunstoerlages, oon eifrigen Kunsthändlern und 
tüchtigen Künstlern auf einem mit dem französischen und 
englischen markte wetteifernden llioeau gehalten, waren 
für Senefelder ITlomente, die ihm in Wien fast sicheren 
Erfolg zu verheizen schienen. Allerdings hat er hiebei 
nicht mit Umständen gerechnet, die speziell in Wien der 
Einführung einer dem Anscheine nach die öffentliche Sicher 
heit gefährdenden fteuerung hemmend im Wege standen. 
Die oerhältnismäfjige Eeichtigkeit der Herstellung oon Repro 
duktionen im Wege des neuen Verfahrens, das unter Um 
ständen zu einem heimlichen, der streng gehandhabten 
Zensur entgehenden Betrieb führen konnte, bildete ein 
ITloment, das sogar noch später die Errichtung oon litho 
graphischen Kunstanstalfen in Wien in jeder Beziehung 
zu erschweren suchte. 1 ) 
Andererseits wurde die Angelegenheit seitens der mutter 
und der Brüder Senefelders, die sich behufs Erlangung eines 
Prioilegiums 1801 nach Wien begeben hatten, in sehr unge 
schickter Weise in Angriff genommen. Statt gemeinschaftlich 
’) Derartige zensurpolizeiliche Bedenken wurden noch im 
Jahre 1816, gelegentlich eines Ansuchens des Wiener Unioersifäts- 
professors Jos. o. märton wegen Errichtung einer lithographischen 
AnstJt geltend gemacht. Archiu d. k. k. min. d. Innern, IV, F. 
oorzugehen, bewerben sich zuerst die Brüder Theobald und 
Georg um ein Prioilegium prioatioum „auf ihre erfundene 
Steindruckerey“, kurz darauf richtet die Gattin des JRünchner 
Kompagnons Senefelders, maria Anna Gleifjner, die für 
Hofrat Andre in Offenbach operierte, ein Gesuch an die 
Bundesregierung, in dem sie um Abweisung der Prioilegien- 
bewerbung der Genannten bittet. Ebenso rächen sich die 
wiederholten Versuche der mutter, hinter dem Rücken des 
Erfinders für ihre Söhne Theobald und Georg ein Prioilegium 
zu erlangen; sie scheitern wohl zumeist an den der neuen 
Sache feindlich gegenüberstehenden Expertisen der Wiener 
Kunsthändler, oon denen uns aus dem Jahre 1801 ein 
Gutachten des Sachverständigen Ignaz Sauer und ein Hof 
rekurs der „sämtlichen k. k. prioilegierten Kunsthändler in 
Wien“ bekannt ist. Unter solchen Umständen mar es für 
Senefelder, der im August 1801 nach Wien kam, nicht 
leicht zu reüssieren. Er reichte am 17. September ein 
Gesuch an die niederösterreichische Bundesregierung um 
die Gewährung eines ausschliefjlichen Prioilegiums auf 
fünfzehn Jahre ein. Das Gesuch wurde einer Kommission 
überwiesen, die aus Fachmännern auf dem Gebiete der 
Chemie und der graphischen Kunst, wie Jacquin, Schmutjer, 
Füger u. a., bestand. Das Gutachten der Sachverständigen 
war nicht ungünstig; Jacquin hielt in seiner Expertise oom 
12. Jänner 1802 die Anwendung der chemischen Druckart 
zur „Ausführung oon Kunstwerken höherer Art“ nicht für 
unbedingt ausgeschlossen, hingegen meint Füger (Gutachten 
oom 20. Jänner): „Die oorgelegten Probedrucke geben zu 
erkennen, dafj die Erfindung hauptsächlich nur zum Abdrucke 
oon musikalien oerwendbar würde, denn zum Gebrauch
	        
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