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Internationale Sammler-Zeitung.
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im Königreiche Sachsen beigefiigt. Ulan entnimmt den
ITlitteilungen, die unter mithilfe der „Vertrauensmänner“
zusammengestellt rourden, interessante Daten über die
Cokalmuseen im Königreiche. So besÜ3t z. B. das Stadt
museum in Hainichen noch die Wiege des Fabel
dichters Geliert, somie ein Stück oon dem ersten
Papier des in Hainichen geborenen Erfinders des Holz
schliffes, Gottlob Keller. Das Ortsmuseum des Ge
roerbeoereins in Ciroliröhrsda rf meist u. a. die kom
plette Ginrichtung einer Bauernstube aus der Zeit um
1800 und unter seinen Altertümern als sehenswertes
Stück das Tiirschlofj der alten, im Jahre 1745 abge
tragenen Ortskirche, ein PReisterstück mittelalterlicher Kunst
schlosserei, auf.
Auf einzelne gröfjere PAuseen roerden mir noch zu-
j rückkommen.
Fälscherkünste.
ln das Dunkel der fälscherwerksfätte leuchtet ein Werkchen
hinein, das dieser Tage im Herder’schen Verlag zu freiburg
im Breisgau erschienen ist. Os betitelt sich „Gefälschte Kunstwerke“
und hat Stephan Beissei zum Verfasser.
Beissel hat mit seinem Buche sehr uerdienstliche Arbeit
geleistet. ITüt einem mähren Bieneneifer hat er alles zusammen
getragen, roas auf dem ergiebigen felde des Kunstschwindels auf-
sprofj. Jn seiner Reichhaltigkeit stellt das Werkchen eine Oncy-
klapädie der fälschungen uan den ältesten Zeiten bis auf die
Gegenwart dar. Der
Sammler erfährt daraus,
wie es gemacht wird, er
lernt die Dielfachen Tricks
kennen, die angewendet
werden, um den Käufer
zu düpieren und um
sein schönes Geld zu
bringen.
Beieinergefälsch-
ten Sache, so führt
Beissel in seinem Buche
aus, ist zu unterscheiden
zwischen dem, der sie
anfertigte, und dem, der
sie zu einem „Altertum“
machte. Die Deute, die
gefälschte Dinge her-
stellen, sind oft wahre
Künstler und zudem un
schuldig an den Betrüger
eien, durch die ihre
Sachen alt gemacht und
an den ITlann gebracht
roerden. nicht nur Andrea
del Sarto stellte sich in
die Reihen der falscher,
sondern auch michel-
angelo. Gr meißelte
nach Vasaris Bericht zu
florenz einen Ciebesgott
auslTlcrmor, der in Rom
als alte griechische Arbeit
an denKardinal Giorgio
uerkauft wurde. Als der
Käufer die Wahrheit er
fuhr, gab er das Stück
zurück. Später bildete
der grofje Künstler aus
marmoreineCeres, brach
ihr den Arm ab, nergrub
sie und sorgte, dafs sie
efunden wurde. Archäo-
fig. 3, Causa. Bild Dor der Instandsetjung.
Zu Artikel: „Die Kunstpflege in Sachsen“ auf Seite 212.)
logen erklärten sie als das Werk des Praxiteles. Gr wartete
längere Zeit und brachte ihnen dann den non ihm oerfertigteh Arm,
der genau in die Bruchstelle hineinpafjte. Schon als Anfänger
kopierte er Blätter oon alten meistern so treu, dal) sie den Ori
ginalen gleich kamen, färbte, räucherte und beschmutzte s'e auf
nerschiedene Weise, bis sie ein altes Aussehen hatten und man
keinen Unterschied zwischen den seinigen und jenen gewahr wurde.
Das weiteren erzählt Beissel: Der florentiner Händler
Giauanni freppa hatte 1848 in Bastiani aus fiesale einen
Klann, der ihm herr
liche Sachen im Stile
der Srührenaissance
machte, z. B. ein Bas
relief „Die heiligefamilie
oon Verrochio“, das in
einem der größten
ITluseen Guropas auf
gestellt war. 1864 nahm
Bastiani den Arbeiter
Bonajutti aus einer be
nachbarten Tabakfabrik
zu einem ITlodell zu
einer Büste des Dichters
Beniueni (f 1542). Der
Händler zahlte dem
Künstler 550 franks und
uerkaufte die Büste fiir
700 an Herrn de Iloliuos,
uon dem sic bei Ver
steigerung seiner Sachen
um 15.600 franks an den
Generaldirektor der
IHuseen, Graf flieuwer-
kerke und dann in das
Couure kam. Als die
Gchfheit angefachten
wurde und jemand be
hauptete, das Kunstwerk
sei uon einem lebenden
Künstler, bot flieuwer-
kerke 15.000 franks,
wenn man ihm das
Seitenstück liefere, ßas-
tiani meldete sich und
sandte das Zeugnis der
Arbeiter ein, ihr Kamerad
Bonajutti habe als
modell gedient. Die Büste
mufjte aus dem Saale der
Renaissance in einen
Schrank wandern. Der
Bildhauer Paul Dubois