Rümmer 14.
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 217.
daß die Altertümer uon einem Emailhändler zu Seures gemacht
und in demselben Zuge mit dem Agenten und mit dem Herrn
Pierrat uon Paris nach Arles geschafft wurden
Sin bekannter Händler und Antiquitätensammler hatte ein
prächtiges Stück erworben: eine Kanne mit dem dazu gehörigen
Plateau (Untersaß in Small. Sr mußte, dafj Baron Adolf Roth
schild nach Rom kommen und ihn bald nach seiner Ankunft be
suchen werde. Der Händler zeigte ihm seine schönsten Stücke.
Zuletzt holte er die Smailplatte aus einem Schrank, jedoch ohne
die dazu gehörige Kanne. Ulit anderen Kuns^gegenständen kaufte
Rothschild die Platte
zu einem ange
messenen Preise.
Selbsfuerständlich
beklagte er dasfehlen
der Kanne, um so
mehr, weil er bei der
Seltenheit des Smails
wenig Aussicht halte,
die Platte passend zu
o e r d o ’. 1 s t ä n d i ge n. A m
nächsten Tage reiste
Rothschild nach
Florenz ab, wo ihn
andere Händler er
warteten. Siner der
selben machte ihn auf
eine auf dem Fände
mahnende Dame auf
merksam, die zum
Verkauf schöner Ula-
jolikagefärje bereit
sei. Rothschild begab
sich mit dem Händler
dorthin, fand jedoch
unter den schönen
Stücken nichts nach
seine i Geschmack.
Als er sich entfernen
wollte, ueranlaßfeihn
die Dame, noch ein
Glas Wein eigenen Ge
wächses zu nehmen.
Während der Baron
in Abwesenheit der
Dame, die den Wein
holte, seinem Be
gleiter Vorwürfe
machte, dafj er ihn
zu einem so nutjlosen
Ausflug ueranlafjt
habe, ging er im
Zimmer umher und
sah durch die weit-
geöffnete Tür in
einem anstoßenden
Zimmer eine Kanne,
die er sofort als
Email erkannte. Sie
stand unter Glas und war mit einem Immortellenkranz ge
schmückt. Br lief; sich dieselbe uon der Dame reichen, und siehe,
es mar eben die, welche er brauchte. 5est überzeugt, eine groß
artige Entdeckung gemacht zu haben, wollte er jedoch noch genau
oersuchen, ob der 5uß der Kanne in die Öffnung seiner Platte
passe. Darum trat er in oorläufige Unterhandlungen mit der Dame.
Doch diese weigerte sich, dies Andenken an den uerstorbenen
Gatten zu oerkaufen. Als sich Rothschild in seinem Hotel über
zeugt halte, daß Kannenfuß und Plattenöffnung zu einander paßten
und kein Zweifel an der Zusammengehörigkeit der beiden Kunst
werke bestand, stieg sein Verlangen. Selbst fürstliche Anerbietungen
scheiterten an der Treue der Dame gegenüber ihrem seligen Gatten;
nur mit den allergrößten Opfern waren endlich die Bedenken der
brauen Wilwe zu besiegen.
Bin amerikanischer Händler konnte seinen Tizian nicht oer-
kaufen Bines Tages seßte er eine Annonce in die Zeitung, das
Bild sei ihm gestohlen worden, er werde 5000 Dollar zahlen,
wenn jemand ihn auf die Spur des Diebes brächte. Ulan sprach
überall uon dem Diebstahl, sogar in französischen und deutschen
Zeitungen. Flach einem Jahre oeröffentlichte der Händler eine Flach
richt, das Bild sei wieder in seine Hände gekommen. ITlan habe
ihm den Zieh genannt
unter dem Ver
sprechen, die 5000
Doll ,r zu zahlen und
die Person des Übel
täters zu oerheim
lichen. All: 3 wollte
nun das oielbe-
sprochene lTleister-
werk sehen. Bald
war es zu einem „an
gemessenen“ Preise
uerkauft.
Wie weit die
Kühnheit und Lln-
uerschämtheit geht,
beweist das aus römi
schen münzen her
gestellte Halsband
uon Amiens. Erd
arbeiter hatten es
1848 „gefunden“ und
dem Bibliothekar an-
geboten. Dieser unter
suchte die Sache, ge
wann einen Arbeiter,
uernahm, ein be
kannter Antiquitäten
händler stecke hinter
den „hindern“, em
pfahl jenem Arbeiter
Stils rhweigen und
wollte den Verkauf
beobachten Da mel
det sich der ßesißer
des Grundstückes bei
der Behörde und er
langt ein amt.ichrs
Schriftstück, welches
ihm seinen geseß-
i hen Anteil an dem
m.rtuollen funde zu
spricht. Der Antiquar
seßt sich in den Besiß
des Schriftstückes
und reist mit dem
Armband und der
amtlichen Bestäti
gung desfundes nach
Paris zum Kanseruafor des Antikenmuseums. Dieser ging in die
Salle, kaufte das so gut beglaubigte Armband, ward aber bald
oom Bibliothekar in Amiens aufgeklärt. Bin Schweizer ließ sich
einen grünen Kachelofen im Stil des 16 Jahrhunderts anfertigen.
Bei einem Bauern kaufte er einen minderwertigen zerfallenden
grünen Ofen, erbat sich aber für die Quittung ein Attest des Bürger
meisters. Das Attest benußfe er zum Verkauf seiner Fälschung.
In Wien hatte Saloman Weininger durch geschickte Ctald-
arbeifer aus Bronze, echtem Gold und Silber und edlen Steinen
zwei Altäre im Stil des 16. Jahrhunderts anfertigen lassen. Sie
kosteten ihn 30,000 Gulden. €r bot sie als alt dem Condoner
fig. 8. Ponickau. Altar.
(Zu Artikel: „Die Kunstpfege in Sachsen“ auf Seite 212.)