MAK
Seife 234. 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Rümmer 15. 
Chronik. 
Ansichtskarten. 
(Die offizielle Postkarte für das öordon Bennett- 
Wetffliegen 1900.) Das Organisationskomifee für das heurige 
öordon Bennett-Wettfliegen in Zürich hat eine Serie oon sechs 
Ansichtskarten herausgegeben. Zwei Karten ruurden oon Cardi- 
naux gezeichnet; die eine ist durch das nicht gerade gelungene 
Plakat bekannt, die andere zeigt eine über den unercoarteten 
Ballonbesuch staunende Appenzellerfamilie. Auf ITlangolds Bild 
sehen mir Spaziergänger auf dem Zürichberg die Ballonschar oer- 
folgen. Ularxcr führt einen Ballonkorb hoch über dem Zürichsee 
oor; auf Schaupps Bild ist die Grde uöllig entrückt, Stiefel 
endlich zeigt eine Klonfgolfiere oon anno dazumal. 
(Die Gemälde des Berliner Kaiser ?riedrich-Hluse- 
ums.) Die Verwaltung des Kaiser friedrich-ITluseums in Berlin 
hat Ansichtskarten oon den wichtigsten Gemälden anfertigen lassen, 
die im ITtuseum zum Verkaufe aufliegen. Die Gemälde sind zum 
Teil in Heliograoüren, zum Teil in Cichtdruck nachgebildet. Der 
Preis für die einzelne Karte beträgt 10 Pfg., für das Dußend 
1 mark. 
flutographen. 
(Gin Autogramm des Generals llogi.) Der Kanzlei- 
Vorsteher Herr Johann Ceitgeb in Wien teilt uns mit, dal] er ein 
interessantes japanisches Autogramm besitzt. Gs ist eine Korre 
spondenzkarte, die der General lJogi nach der Groberung oon 
Port Arthur an ihn gerichtet hat. 
Bibliophilie. 
(Heinrich Seidels Büchersammlung) ist in den Besitz 
des Berliner Antiquars Paul Graupe übergegangen. Im Herbst 
wird das Verzeichnis erscheinen und uns einen Blick in jene eigen 
tümliche Werkstatt, wo Cebrecht Hühnchen und der Anhalter Bahn 
hof entstand, tun lassen. Den Hauptfeil oon Seidels Büchern bilden 
Schriften, deren Zusammenhang mit seinem dichterischen Schaffen 
und auch mit den Werken des Ingenieurs recht schwer zu finden 
ist. 6. T. A. Hoffmann ist der Harne, der die Sammlung be 
herrscht. Sein ganzes Werk ist oollständig in den ersten, sehr 
seltenen, und auch in oiel späteren Drucken oertreten, u. a. die 
berühmte Ausgabe der Kindermärchen oon 1816/17 in einem un 
berührtem Gxemplar, die unauffindbar gewordene Vision auf dem 
Schlachtfeld bei Dresden 1814 und so in langer Reihe die Schriften 
des großen Phantasten. Der Grsfausgabe des „Kleister floh“ liegt 
ein Brief des Veilegers Wilmans bei, mit dem Passus, „daß der 
floh nicht so blutig stechen wird, als es oon seiten der preußischen 
Regierung befürchtet wurde“. Auch andere Romantiker sind gut 
oerfrefen: Brentano mit den Klärchen oon 1846, der Gesamt 
ausgabe seiner Schriften, Arnim, Heine u. s. m. Heinrich Seidel 
hat eine besondere Heigung für den Schwulst des 17. Jahrhunderts 
gehabt für Cohenstein, Harsdörffer, die Pegnißschäfer, Hofinanns- 
maldau. Klan denke: Cebrecht Hühnchen und Hofmannswaldau! 
Bilder. 
(Gin neuer Cionardo da Vinci?) Der Deputierte 
Romussi oeröffentlichte im Hlailänder „Secolo“ einen Artikel, in 
dem er behauptet, in einem Gemälde, das sich im ßesiß derfamilie 
frisiani befindet und eine Taute spielende Dame darsfeilt, mit 
Bestimmtheit ein Werk Cionardo da Vincis zu erkennen. Die 
Bestätigung dieser Ansicht bleibt abzuw arten. 
(Böcklins „Poesie und lllalerei“.) Pas schlesische 
Kluseum der bildenden Künste in Breslau erhielt als Vermächtnis 
Dr. oon Korns Arnold Böcklins bekanntes Gemälde „Poesie und 
Klalerei“. 
(Alf umbrische Arbeiten.) Wertzölle kunsfhistorische Gnf- 
deckungen sind in kleinen Orten des fast unerforschten Umbriens 
gemacht worden ln der Kirche S. Agostino zu Cascia fand man 
eine uielfarbige Holzskulptur in Cebensgröße, die den Grzengel 
Gabriel mit dem kleinen Tobias darstellf, ein Werk des Cusebius 
Dal Bastone, eines altumbrischen Kleisters, oon dem man nur 
wenige Arbeiten kennt, die im Kensingfon-Kluseum zu Condon und 
in der Pinakothek zu Perugia aufbewahrt werden Im Klosterchor 
oon S. Antonio entdeckte man ferner ausgezeichnete fresken des 
Ilicola da Siena aus dem Jahre 1461. 
(Bilderschicksale.) In dem erbitterten Streif, der jeßf um 
die Gchtheit einiger der berühmtesten Alt-Kölner Bilder ent 
brannt ist, greift Gduard firmenich-Richarß, der treffliche Kenner 
der Alt-Kölnermalerei, mit einer bedeutsamen Abhandlung ein Gr 
untersucht zunächst die Anfänge jener Begeisterung für altdeutsche 
Kunst, die sich zu Anfang des 19. Jahrhunderts zu regen begann, 
und die Stellung der Romantik zu diesem Werk. Aus dieser all 
gemeinen Betrachtung treten deutlich die Widersprüche heroor, die 
in der Behauptung liegen, die fraglichen Bilder, besonders die 
Kladonna mit der Wickenblüte, seien fälschungen aus der 
Zeit der Romantik. Die als echt angefochtenen Tafelbilder waren 
nämlich zum Teil schon oor der Zeit bekannt, die eine Wertschäßung 
der altdeutschen Kunst anbahnte. Sie haben sich also aus einer 
Gpoche erhalten, die auf die altheimische Kunst mit größter Ver 
achtung herabblickte. Klan schaßte in der Zeit des Klassizismus 
die mittelalterlichen Bilder oft nur nach ihrem Klaferialmerf, uer- 
arbeitete sie zu fensferläden und Tischplatten; ja sie wurden sogar 
als Brennholz oerwandt und dienten zur Reparatur oon Tauben 
schlag und Hühnerstall. Gs ist daher absurd, anzunehmen, daß 
zu dieser Zeit fälscher mit großer Kliihe und erstaunlicher Sorgfalt 
altdeutsche Bilder angefertigt hätten. Kein großer Kleisfername 
konnte ihren Ghrgeiz locken, denn erst eine spätere Zeit hätte für 
ihre Glaborate den Hamen des hochgepriesenen Kleisters Wilhelm 
gefunden; auch hätten sie ihren Triumph so sorgsam zu oerbergen 
gewußt, daß man ihm erst ein oolles Jnhrhundert später auf die 
Spur gekommen wäre. Und auch irdischer Cohn konnte sie nicht 
gelockt haben, denn für diese Werke wurde damals sehr wenig 
bezahlt. Schrieb doch noch im Dezember 1815 der tatkräftigste 
Vorkämpfer, der eigentliche Gntdecker der altdeutschen Kunst, 
Sulpiz Boisseree seinem Kölner freunde Schmiß: „Du weißt, 
daß wir unter dem Spott und Gelächter unserer Klifbürger eine 
Illenge Bilder aus Staub und Hässe, aus Speichern und Kellern 
geradezu oom Verderben gerettet haben.“ Als die Grbschaff des 
Barons Hiipsch taxiert wurde, schäßte man die 463 oon ihm 
hinferlassenen altdeutschen Gemälde auf 160 Taler ein und 
erklärte sie „für durchgehends ohne oiel Bedeutung“; höchstens 
einiger Cokalmert wurde ihnen zugesprochen, um die Zeitfolge der 
altkölnischen Klaler daraus zu ergänzen. Gine malerische Haupt 
leistung Stephan Cochners aus der Katharinenkirche der Deutsch 
ordensritter und eine umfängliche Sammlung oon Gemälden, in 
der fast alle führenden Illeister der Kölner Schule trefflich oertreten 
waren, hoffte man umsonst zu erlangen, für ein köstliches Trip 
tychon, das in feingeschnißtem, gotischen Rahmen die Anbetung 
der Könige nebst Heiligcngestalten enthält und heute die Zierde 
der Sammlung Hölscher bildet, wurden zu Beginn des 19. Jahr 
hunderts zwei Kronentaler gezahlt. Das Altärchen des Dierik Bouts, 
heute die oielbemunderte Perle Brabanter Kunst in der Klünchener 
Pinakothek, kostete die Brüder Boisseree 200 Couisdor; den Klün-
	        
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