MAK
Seite 250. 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Plummer 16. 
de Bruyns hin, der um das Jahr 1570 in Antwerpen geboren 
rourde und um 1652 in Amsterdam starb. 
fig. 9 oerseßt uns in eine Tanzstube. De Boy zeichnet 
tanzende Bauern, die einander zu „oerködern“ (umzuroerfen) be 
müht sind. Der Hauptspaß bei diesem Verködern, sagt fuchs, 
war das Zufallekommen eines Tänzerpaares, roodurch dann stets 
roeitere Paare mitgerissen murden, so daf3 sich alsbald ein ganzer ; 
ITlenschenknäuel am Boden mälzte. Die größte freude rourde da- ! 
durch natürlich den nicht tanzenden Zuschauern bereitet, und sehr 
uiele ITlänner gingen deshalb auch einzig aus dem Grunde auf 
den Tanzplati, um sich am bloßen Schauen zu delektieren. 
Jn eines der ungeheuerlichsten Kapitel der Geschichte, das 
des Hexenroahns, gehören die nächsten Bilder. 
ln dem Kupferstiche (fig. 10.: zeigt uns Daniel Hopfer drei 
alte Weiber im Kampfe mit dem Teufel, fig. 11, der Kupferstich 
eines unbekannt:n ITleisters, oerbildlicht die Beschwörung der 
teuflischen möchte durch eine Hexe. Die Hexe konnte alles, roarum 
sollte sie nicht die teuflischen möchte heraufbeschroören können 
Bibliophilie. 
Von Dr. H. Ubell, Cinz. 
Der moderne Bücherspjrf, der auf die Erwerbung seltener 
und kostbarer Bücher gerichtete Sammeltrieb, ergreift immer 
roeitere Kreise und gestaltet sich immer intensioer. Das Angebot 
kann der steigenden llachfrage kaum mehr genügen; Beroeis 
dessen die Kataloge der grofjen Antiquare, die oon Jahr zu Jahr, 
ja oon Plummer zu Hummer höhere Preise notieren. So bietet 
der leipziger Antiquar Börner ein Exemplar des oon ITlenze, 
illustrierten Buches Kuglers über friedrich den Grofjen Teipzig 
1840) um 525 Hlark aus, das noch uor roenig Jahren für den 
dreißigsten Teil dieses Preises bequem zu haben roar. Ähnliche 
Preissteigerungen haben die berühmtesten der oon Cudroig Richter 
illustrierten Bü 
cher mitgemacht, 
so sein „ITlusäus“ 
(1842),sein„Bech- 
stein“ u. a. m.; 
schöne Exemplare 
dieser allerdings 
rounderoollen Bü 
cher sind für den 
normalen Samm 
ler kaummehr er- 
schroinglich. Den 
unmittelbaren 
Schaden daoon 
haben die fachge- 
lehrfen, denen es 
hnmer schmieriger fällt, c'as material für 
arbeifung dieses Gebietes zu beschaffen. 
fig. 
die wissenschaftliche Be- 
Jch selbst, der ich seit 
Jahren die Bausteine für eine Geschichte der deutschen Jllustrations- 
kunst des 19. Jahrhunderts zusammentrage, könnte dauon einliedchen 
singen. Das Schlimmste ist, daß nicht nur die Antiquare, 
sondern auch die Verleger selbst die Konjunktur börsenmäßig 
ausniißen. So wendete ich mich jüngst an eine altrenommierte 
Berliner Verlagsfirma mit einer Bestellung auf mehrere Hummern 
ihres Verlagskataloges, einige noch immer oorräfige illustrierte 
Büchlein der deutschen Romantik, und erhielt zu meinem 
höchsten erstaunen den umgehenden Bescheid, daß die Taden- 
preise dieser Heftchen oon 2 auf 50 Hlark und 65 mark erhöht 
seien, mit der Anfrage, ob ich unter diesen Umständen meine Be 
stellung noch aufrecht erhalte. Wenn das am grünen Holze einer 
der angesehensten und ältesten deutschen Buchhandlungen passiert, 
roas ist da oon den großen Antiquariaten zu erwarten, die auf 
Spekulation ankaufen und uerkaufen! — Was im Speziellen das 
illustrierte „Buch des 19. Jahrhunders“ betrifft, so gibt es gegen 
wärtig auf dem ganzen antiquarischen markte kaum einen zweiten 
Artikel, nach dem eine so rege llachfrage herrscht, freilich, das 
Gebiet ist unendlich reizooll, es gibt sozusagen einen Durchschnitt 
durch die ganze Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts, eine liebens 
würdige Spiegelung der Entwicklung der großen Kunst, angefangen 
oon den kahlen Umrißzeichnungen der Klassizisten aus der Schule 
des Carstens bis zu den fabelhaft impressionistischen Buch 
illustrationen Sleoogts zu den Klärchen aus Tausend und Einer nacht. 
Jede der großen Bewegungen und Schulen hat auf die auf 
geschlagenen Seiten des Buches einen Reflex geworfen, die Düssel 
dorfer Genremalerei ebensowohl wie die Romantik Schroinds, die 
Historienmalerei Adolf Hlenzels wie die traumroandelnde, morbide 
Kunst des Gabriel Hlax. Und wer z. B. eines der oon allen Genien 
der Anmut umflatterten Büchlein in der Hand wiegt, die Kleister 
Schwind illustriert hat seien es die „Wein und Rauch-Epigramme“ 
des edlen fr iherrn oon feuchtersieben oder einer der oormärz- 
lichen lllünchener Kalender mit den Schroindschen Kalenderbildern 
oder das herrliche „Exilium Melancholiae“ (Braun und Schneider) 
der darf sich eben schmeicheln ein wirkliches Original des Künstlers 
genau in der form zu besißen, in der es oon diesem intentioniert 
roar, und ohne 
daß die künstle 
rische Wirkungs- 
rechnung durch 
die dazroischen- 
fretende Vermitt 
lung eines me- 
chanischenRepra- 
duktionsoer- 
fahrens durch 
kreuzt würde. 
Und das Gleiche 
gilt natürlich oon 
der ganzen statt 
lichen Garde 
deutscher Buch 
namensaufzählung 
Unter allen obenan 
9. Tanzende Bauern. Kupferstich oon De Bry. 
(Zu Artikel; „Sittenbilder“ auf Seite 248) 
Illustratoren des 19. Jahrhunderts, mit deren 
allein man mehrere Seiten anfüllen könnte, 
steht noch immer Eudroig Richter, dessen Wirksamkeit als Illu 
strator so ausgebreitet war, daß die Zahl der oon ihm durch- 
illusfrierten oder bloß mit einem gezeichneten Umschlag geschmückten 
oder mit einem seiner rounderoollen, in Stahl gestochenen oder 
lithographierten Titelblätter ausgesfatfeten Bücher allein schon hin- 
reichfe, um eine kleine Bibliothek daraus zusammenzustellen; dazu 
kommen dann noch die zahlreichen Kalender mit Holzschnittbeifrägen 
oon ihm, die folgen seiner Holzschnitte in Klappen usw. Hlle diese 
Dinge bilden oielbegehrte Objekte eines leidenschaftlichen Sammeleifers. 
Gleich nach Richter rangieren Schwind und Klenzel, nicht 
in der Zahl, wohl aber in der Qualität der Bücher, die sie durch 
ihre Kunst oerherrlichen halfen. Unter den Klünchenern ragen der 
an Schwind anklingende Eugen Hapoleon Heureuther, dessen 
erste Versuche auf diesem Gebiete noch den Beifall des alten 
Goethe fanden, der Bibelillustrator Schnorr oon Karoisfeld, 
der antikisierende Earstenschüler Bonaoentura Genelli, der 
Goethe- und Schillerillustrator Wilhelm oon Kaulbach und der 
hochbegabte gräfliche Dilett nt Pocci heroar. Von den älteren 
Düsseldorfern haben Schroedter, Scheuren, Osterwald, Bendemann, 
Achenbach, Eamphausen, Refhel und Reinick Wunderschönes für 
das deutsche Buch der Biedermeierzeit geleistet, und wo sie sich 
zur künstlerischen Ausstattung eines Buches korporafiu oereinigten, 
wie bei den sehr gesuchten „Deutschen Dichtungen mit Rand 
zeichnungen deutscher Künstler“ (Düsseldorf, Anfangs der Vierziger 
jahre), da kamen künstlerische Werte zutage, die heute dem Hamen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.