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Rümmer 16.
Internationale Sammler-Zeitung.
R^51°r^Z.H
Chronik.
Bilder.
(Sine Tiergruppe non uan der Does.) Im ßesiße non
Dr. Viktor Hordung in St. Gallen befindet sich ein Gemälde, das
non dem kürzlich oerstorbenen Konsernafor Hauser, dem hollän
dischen ITlaler Jakob uan der Does (1625- 1675) zugeschrieben
rourde. Das Bild, 51 cm beztu. 1.57 m hoch, stellt eine Tiergruppe:
Kuh, Schafe, Ziegen, einen liegenden Hund und drei Personen dar,
alles auf dem Hintergrund einer Gebäulichkeit. Rechts öffnet sich
der Blick in eine typische italienische Candschaft mit einem Berg,
Das Bild, in mannen, braunen Tönen gehalten, ist sehr gut erhalten.
(Grwerbung eines spanischen Kunstroerkes.) Die
Grwerbung eines bedeutenden quaffrozentistischen spanischen
Kunstroerkes ist soeben für Berlin gelungen. Gs ist eine pracht-
oolle kleine Tafel, die Juan de flandes für Jsabella die Katho
lische gemalt hat. Das Bild, das die Grscheinung des auferstan
denen Christus oor seiner ITlutter darstellt, stammt aus einem
Kloster bei ITlecheln. Gs trägt das Wappen der katholischen Könige,
und da in dem oom Adler gehaltenen Schild das Wappen oon
Granada fehlt, so kann es oor die Crmerbung der lebten maurischen
Zuflucht durch 5erdinand und tsabella, also oor das Jahr 1492,
datiert merden. Die entzückende Tafel, die in den Besitj oon Or.
Cduarl Simon gelangte, gehört jenem interessanten unter nieder
ländischem Ginfluß stehenden spanischen Künstler an, den Karl
Justi ans Gicht gezogen hat.
(Gin Hauptwerk japanischer tTlalerei.'i Die neu ge
gründete ostasiatische Kunstabteilung in den Ber iner ITluseen er-
marb eine Hauptschöpfung aus der zmeiten Blütezeit japanischer
lTlalerei, ein Werk des Gründers der sog. Karin-Schule, Honnami
Koetsu. Gs sind zroei Albums mit zusammen 56 Papierblättern,
auf die seit alter Zeit die japanischen Poeten ihre Kurzgedichte
zu schreiben pflegen, ein Geschenk des Konsuls Gustao Jakoliy,
das Dr. Kümmel in den „Amtlichen Berichten" untersucht. Der
Künstler hat hier, in einer Verbindung oon lTlalerei und Kalligraphie,
mahl in seinen letjten Jahren, die er bis zu seinem Tode 1657 in
einem sclbstgebauten Tempel bei Kyoto oerlebt hat, die faltschirme,
das Hauptmöbel des japanischen Hausgerätes, in freier Anordnung
oerziert. Von einem Paar solcher Schirme tourden die Bilder ge
löst und zu besserer Schonung in Albumform gebracht. Jedes der
Blätter trägt ein Gedicht oon der kühnen Hand des Koetsu auf
dem Hintergründe einer Candschaft oder eines Blumenstückes in
Gold und Silber. Die Themen dieser Cieder aus dem 12. und 15.
Jahrhundert sind die uralten der Cyrik aller Völker, in ihrem tiefen
llafurgefühl ist der Hlensch oollkommen eins mit der Welf, und
durch alle zittert der tiefe Unterton dunkler buddhistischer Schwer
mut. Der eine Band des Albums steht unter dem Zeichen der
Sonne, und sein fiederkreis führt durch die Sonnenzeit, oon der
beschneiten Blüte des Vorfrühlings bis zu den Rasen des Sommers,
llachf und Dämmerung ist die Stimmung des zweiten Bandes, den
der silberne Halbmond beherrscht, und dessen Bilder uns durch
klare Herbstnächte und düstere Schneemorgen begleiten, bis oor
allem Grün die erste Blüte durch den Schnee bricht. Koetsu hat
die körperlose Cyrik dieser Bilder nicht illustriert, sondern freie
bildnerische Paraphrasen ihrer Grundsfimmung geliefert. So etwa
bei dem frühlingsliede, wo der Wanderer mit Tränen der Heimat
sehnsucht im morgendämmer den Schrei der Wildgans hört, die
im frühling der nordischen Heimat zufliegf. Das Bild gibt nur
den oon jungen Bäumen im frischen Blätterschmuck eingesäumten,
oom frühlingsregen geschwellten Wildbach. Oder er läßt den früh
herbstwind über körnerschmere Reishalme brausen und wühlt das
Wasser des kleinen Teiches am Rande des Reisfeldes auf. Zu der
Winterstimmung im Ciede eines Kaisers: „Die ITlargendämmerung
grüßt des Raben Schrei. Die morgendämmerung? Clein, es ist
der Schnee, der blendend dort Ottawas Höhe kränzt“, gibt Koetsu
nur ein paar winterlich nackte Zweige, die sich unter der Cast des
schwärzlich-silbernen Schnees beugen, mit der fülle dekoratiocr
Phantasie, dem unerschöpflichen Reichtum künstlerischer Gmpfindung,
der Kraft und Geschmeidigkeit des Pinsels, der Schönheit der färbe
hat hier ein bahnbrechender ITleister sein Werk geschaffen, neben
den Schöpfungen der alten Tosomeister das edelste, was die japa
nische Kunst aus eigener Kraft gestalten konnte.
Handschriften.
(Gin Aufruf Andreas Hofers) Herr Josef Pyrker in
ITttirzzuschlag teilt uns mit, dal) sich in seinem Besitze das Original
des oon Andreas Hofer herrührenden Aufrufs an die Beoölkerung
des Siltentales zum Aufstande befindet. Der aus „Passeier, 15.
September 1809“ datierte Aufruf lautet nach einem uns oorliegenden
facsimile: „nachdem mich der größere Theil der biederen Bürger
Tyrols neuerdings ersuchet hat, die Waffen gegen den alles oer
derbenden feind zu ergreifen, mache ich hiemit diesen Aufruf an
alle streitbahre mannschaff, daß sie Ungesäumt aufbrechen und den
Befehlen der neuermählten und besfätfigfen Commendanten folge
leisten sollen. Brüder! Wenn Guch euere Religion, euere bisherige
freyheit, euer Vatterland noch theuer ist, so folget diesem rufe,
sonst ist alles hin! Wer sich miedersetjf oder Hindernisse macht,
der soll als ein feind Gottes und des Vatterlandes angesehen und
bestrafet werden. Passeyer, den 15ten September 1809 Andre Hofer.“
Herr Pyrker bemerkt noch in seiner Zuschrift: „Der Aufruf mar
schon im ßesiße der Großeltern meiner frou, welche in Pankraß im
Veltentale wohnten. Der Großuater meiner frau war daselbst Post
meister und Kaufmann, meiner Vermutung nach scheint der Grofj-
oater oder Urgraßoafer meiner frau dadurch, daß er mit Hofers
frau oerwandt war, eine Vertrauensperson Hofers gewesen zu
sein. Jch hatte leider noch nicht Gelegenheit, dieser Sache weiter
nachzugehen!“ Herr Pyrker würde dies historische Grbstück preis
würdig abgeben.
(Un g e d r u ckte IT o ktu rn en oon Pa g a n i n i.) Im ITachlasse
des Adookaten Germi in Ameglia bei Sarzana, des freundes
Pa gan inis, fanden sich oier ungedruckte flokturnen dieses Kleisters
für Streichquartett oder Violine mit Klauierbegleitung Die für An
fänger berechneten Arbeiten sind jetjt durch Kauf in den Besiß des
Bibliophilen Olschki in florenz übergegangen. Auch eine uan Pa-
ganini gespielte Amafi-Geige, die er zur Unterscheidung uon der
uollfönenden Guarneri als seine „Kanonenbraut“ zu bezeichnen
pflegte, hat der genannte Kunstfreund erworben
Dumismatik.
(Gin neues ITtünzsystem in d er Türkei.) Aus Konstan
tine pel wird uns geschrieben: Die türkische Regierung beschäftigt
sich mit dem Plane, ein neues ITtünzsystem einzuführen. Das tür
kische Pfund, das in 100 Piaster geteilt ist, soll uon der Reform
unberührt bleiben, statt der ITledschidje (jetjt 5 ITledschidje ein Pfund)
dagegen sollen 10 Piasterstücke eingeführt werden, und statt der
10-Parastücke (uier solcher gaben bisher einen Piaster) sollen fortan
nur 4-Parastücke geprägt werden.
(Große ITlünzauktionen.) Am 1t. Oktober gelangen in
frankfurt a. ITl. durch die firma Adolf G. Gähn zwei große Hlünz-
sammlungen zur Versteigerung: Die Sammlung des Dr. H.
Buchenau in ITlünchen und die des oerstorbenen Baurates Heye
in Hoya Die Sammlung Buchenau enthält deutsche und auslän
dische mittelaltermünzen, darunter große Serien aus Flieder- und
Obersachsen, Hessen, Thüringen, Bayern und Österreich, fast uoll-
ständig s nd die interessanten Brakteaten des bedeutenden fundes
oon Seaga in derselben oerfreten. Die Sammlung Heye besteht
hauptsächlich aus mittelalterlichen und neuzeitlichen münzen lTord-
deutschlands, besonders heroorzuheben wären die Serien der Stadt
Cüneburg, Ostfrieslands, Westfalens und der Harzgegend.
Philatelie.
(Kaiser franz Josef ai die Philatelisten.) Aus Karls
bad wird uns geschrieben: Anläßlich des XXI. DeutschenPhilatelisten-
tages wurde an den Kaiser franz Josef ein Huldigungstelegramm
nach Bad Ischl gesandt. Dem Präsidenten des Tages, Herrn Handels-
kammerraf Karl Steinwasser wurde nun durch die hiesige Bezirks-