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Internationale Sammler-Zeitung.
Hummer 16.
fig. 3. Der Geruch, frankenthal.
Das hier abgebildete Stück bildet einen Teil aus dem
Zyklus „Die fünf Sinne“, deren einzelne Stücke in oer-
schiedenen Händen sind, u. zro. symbolisiert die Gruppe
„Den Geruch.“ Rn einem aus goldgehöhten Rocaillen
roachsenden Tischchen sißt eine Dame in weiß und grün
geblümtem Kleid und ebensolcher Jacke;
in der Rechten hält sie einen zierlichen
Blumenstrauß. Ihr gegenüber steht ein
Kaoalier in purpurgemusterter Kniehose,
ebensolchem Rock mit Goldborten und
goldgezierter Weste, den schwarzen Drei
spiß unter dem linken Arme, in der linken
Hand die Tabakdose, aus der er mit
der Rechten eine Prise nimmt. Sockel
mit gold und purpurgehöhten Rocaillen.
lllarke: CT mit AB 6; eingerißt: M;
goldene malermarke: SB. Höhe 21 cm.
Das Stück ist Eigentum des Herzogs
Karl in Bayern, in dessen Besiß sich
auch die Gruppe „Das Gehör“ befindet.
Die folgenden drei Stücke (fig. 4,
5 und 6) tragen die marken der Rns-
bacher, bezro. Bruckberger Porzellon-
manufaktur, über deren historische folge
allerdings noch keine Klarheit herrscht.
fig. 4 stellt den „frühling“ dar.
Die Göttin der Blumen, flora, in langem,
mit roten Blumen gezierten ITlantel. Im
rechten Arm ein Blumenkörbchen, in der
Hinken ein Sträußchen, zu fitßen ein
Vögelchen im Flest. marke: Schild (ein-
gerißt). Höhe der figur20cm. Besißerin:
Baronin Zandt auf Schloß Seehof.
fig. 5 zeigt ITlerkur mit blumen
geziertem Alantel, der auf der rechten
Schulter durch ein aus facettierten Steinen
gebildetes Band festgehalten wird. In
beiden Händen hält er Briefe. Auf dem
Kopf der flügelhut; zur Seite Warenbündel
und ein Kästchen mit Briefen. Ohne lllarke;
eingerißt: 3. Eigentum des Germanischen
Ilatianalmuseums in llürnberg.
In fig. 6 ist „Der Herbst“ als
Gott Bacchus symbolisiert. Über der
rechten Schulter ist ein braunes Hirsch
fell geschlungen; in der rechten Hand
hält er Trauben, in der Hinken einen
grünen Kelch. Sockel rund mit Trauben und rueinlaub
umwundenem Baumstumpf. Ohne lllarke; eingerißt 3;
Höhe 20 cm.
Besißer der figur ist der Kaufmann Karl Jourdan
in frankfurt am Alain.
Die Beschichte
einem Berliner Gobelin am chinesischen Kaiserhofe nachzu-
spüren, ist zweifellos ein schmieriges Unternehmen. Aber interessant
märe es, so schreibt man der „frkf. Ztg.“, über das Schicksal und
den gegenroärfigen Gesundheitszustand dieses kostbaren Berliners,
der in den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts uan der Spree
über St. Petersburg nach Peking manderte, etwas zu erfahren.
Die erste Kunde uon besagtem Gobelin gibt ein Bittgesuch
des in Berlin seit 1723 selbständig etablierten Gobelinfabrikanten
Charles Vigne an friedrich den Großen. Das französisch ge
schriebene Gesuch, datiert dom 10. februar 1741, befindet sich im
Staatsarchiu und ist mitgeteilt im ersten Bande der „Acta Borussica“,
den ebenso wie den zweiten und driften Band G. Schmoller und
0. Hin^e bearbeitet haben. Charles Vigne, der beim König um Unter
stützung seiner Gobelinmanufaktur einkommt, zählt darin neun
Gobelins im Gesamtwerte uon 43.700 Reichstalern auf, die er zur
lUesse nach frankfurt a. )U. gesandt habe. Sie stellten Szenen
eines Gobelins.
aus „Don Quichotte“, ITlolieres Komödien und der Geschichte des
Paris und der Helena, figuren ä la Japan, Schäferszenen und länd
liche feste dar. Sechs uon ihnen uariieren im Preise zwischen 12.000
und 5000 Reichstalern, die drei übrigen sind erheblich billiger und
gehen bis zu 500 Reichsfaler herab. Bei einem besonders feinen,
im fand herbstlich-gelb gehaltenen Don Quichotte-Gobelin zu 8000
Reichstalern, bemerkt er, daß die Staatsmanufaktur in Paris ein
solches Cxemplar nicht unter 100.000 francs abgebe. Und beim
allerfeinsfen Gobelin, der in Watteau-Geschmack figuren in einem
mit Orangen, Vasen und Blumengirlanden geschmückten Garten
darsfelle und dessen Preis 12.000 Reichstaler betrage, hebt er her-
oor: „Die selige Kaiserin uon Rußland (gemeint ist Anna Iwanomna)
hat mir für ein gleiches Cxemplar, das sie dem Kaiser uan China
gesandt hat, 12.000 Rubel gezahlt.“
Cs ist also möglich, daß der Gobelin in einem der Gebäude
der kaiserlichen Residenz in Peking noch oorhanden ist. Vielleicht