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Plummer 16. 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 247. 
bewirken diese Zeilen, daß dem kostbaren Gewebe nachgeforschf 
wird. Später sind auch uerschiedene St. Petersburger Gobelins an 
den chinesischen Hof gesandt worden, aber sie sind weniger wcrt- 
ooll gewesen, denn die unter Katharina II. an der flewa gegründete 
Gobelinmanufaktur hat wenig geleistet. Bernoulli, der sie im 
Herbst 1778 besuchte und dauan im fünften Bande seiner „Reisen 
durch Brandenburg, Pommern, Preufjen, Kurland, Rußland und 
Polen“ redet, lobt zwar ihre Farben, tadelt aber die llngenauigkeit 
in der Wiedergabe der Kartons. Damals standen dort für Kaufes 
lisses und basses lisscs 22 große und oier kleine Stühle in Betrieb. 
Später ist die St. Petersburger ITtanufaktur sanft entschlafen, fluch in 
Berlin ging die Gobelinweberei, die schon 1688 Pierre ITleräer unter 
Protektion des Großen Kurfürsten begannen hatte, zugrunde, ob 
wohl sie Friedrich der Grofje sehr zu schaßen wußte. Auf die oar- 
ermähnfe Immediateingabe Vignes hatte der König die Randbe- 
preis nicht uicl geringer gewesen. Doch nicht so sehr die Kost 
spieligkeit ist an dem niedergange der ITlanufakfur schuld gewesen, 
sondern der mehr und mehr zum nüchternen Weifj und Grau neigende 
Zeitgeschmack. Vier Jahrzehnte später kam es soweit, daß unter 
der Herrschaft des Klassizismus, dem das malerische Prinzip und 
die malerische Technik nebensächlich erschienen, im Hofe des König 
lichen Schlosses zu Berlin eine stattliche menge farbenschöner 
Gobelins zu Spottpreisen oerauktioniert wurden. Erst in den sieb 
ziger Jahren des oergangenen Jahrhunderts ist durch Wilhelm Ziesch 
die Gobelinweberei in Berlin und überhaupt in Deutschland wieder 
eingeführt und oon neuem zu erstaunlicher Blüte gebracht morden. 
6s ist das umso bemerkenswerter, als unlängst der „mafin“ aus 
dem ntunde des Seine-Deputierten 111. Ceboucqu den Klageruf 
erschallen ließ, daß die Staatsmanufaktur der Gobelins in Paris, 
oftmals gepriesen als der Stolz Frankreichs und die feste Säule 
Fig. 4. Der Frühling. Fig. 5, lTlerkur. Fig. 6. Der Herbst, 
Ansbach. (Zu Artikel Aus der „fllünchener Porzellan-Ausstellung“ auf Seife 245.) 
merkung geseßf: „Gtatsminisfer o. Podewils: Wenn die frembde 
Gesandte Presenter kriegen, muß man jedesmal oon Vigne eine 
Tapete oon ohngefähr 1500 Rthr. nehmen“ —, und auf eine zweite 
Eingabe hafte er dem geplagten manne unter dem 3. Juli 1744 
behufs flbsaßes der auf hunderttausend Taler Wert angeschwollenen 
Gobelins sogar eine Cotterie bewilligt, deren Förderung er dem 
„General-Ober-Finanz-Krieges- und Domänen-Direcforio“ mit dem 
Bemerken anbefahl, daß er sich aus den Cotterie-Cisten überzeugen 
werde, ob auch die Bedienten aller hohen und niedern Kollegien 
zur Konsternierung einer so nüßlichen ITlanufakfur, die oiel fremdes 
Geld ins Hand ziehe und oiel einheimisches im Cande festhalte, 
wacker die bezüglichen Cose gekauft hätten. Aber auch die Cotterie 
half nicht oiel. Unter Vignes Erben siechte die ITtanufaktur, die in 
ihrer Blütezeit bei 26 Stühlen 258 Personen beschäftigt hafte, noch 
eine Weile hin, bis sie, traß des europäischen Rufes ihrer Gobelins, 
um 1760 einging. 
Gobelins sind bekanntlich sehr teuer — heute ist ein Quadrat 
meter, da ein gut geschulter Arbeiter an einem Tage höchstens 35 
bis 40 Quadratzentimeter zu weben oermag, unter zwei- bis drei- 
tausend_mark nicht herzustellen, und damals ist der Hersfellungs- 
der Tapisseriekunst, aus mangel an genügenden mitfein langsam 
oerfalle. In der Tat ist der Rückgang erheblich: in den Tagen 
Cudwigs XIV. beschäftigte das mit dem glänzenden Tlamen eines 
Colbert eng oerknüpffe Institut 250 Personen und jeßt nur noch 
51! Ein Hauptgrund der schlechten Cage soll die für heutige 
Verhältnisse ungenügende Besoldung der Webekünstler sein — 
1600 Francs nach zehn Dienstjahren, 2400 nach zwanzig und 
3000 Francs nach sechsunddreißig Dienstjahren. Hiermit unzufrieden, 
lassen die in der TTlanufaktur beschäftigten Kunstweber ihre sieb 
zehnjährigen Söhne nicht mehr wie früher das oäterliche filetier, 
sondern einen lohnenderen und zukunftsreicheren Beruf außerhalb 
der manufaktur ergreifen. So fehlt der technisch und künstlerisch 
geschulte ITachwuchs, den zu erhalten für das Institut oon größter 
Wichtigkeit ist. Es ist beklagenswert, dafj diese manufaktur, die 
während Dieler menschenalfer Großartiges geleistet und mit Recht 
die Bewunderung aller zioilisierten flationen heroorgerufen hat, 
sich nun in so übler Cage befindet. Im Interesse der Tapisserie 
kunst und des allgemeinen Kunstempfindens ist zu wünschen, daß 
das Institut oon der schleichenden Krankheit finanzieller Sorgen 
möglichst befreit und wieder zur früheren Höhe gebracht werde.
	        
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