i lummer 16.
Internationale 5ammler-Zeitung.
Seite 249.
dal) es nur ein sehr kleiner Teil sein tnird, denn wirklich aus
geführt kann es nur durch ein Riesenunternehmen roerden, das
eine ganze Bibliothek umfaßt und ein Heer oon Spezialisten in
Dienst stellt, freilich diese Spezialkenner gibt es noch gar nicht.
Und die wenigen, die es gibt, haben gar keinen Sinn für die
inneren Zusammenhänge aller Kulturerscheinungen.“
ln einer darstellenden Geschichte menschlicher Sitte mar
Prüderie nicht am Platte, manches mufjte ausgesprochen roerden,
roas keusche Ohren nicht zu hören uermögen. Ein familienbuch
im geroöhnlichen Sinne des Wortes ist also fuchs „Illustrierte
Sittengeschichte“ nicht; man wird es jungen IFlädchen nicht in die
roi boit“ („Der König trinkt“) bekannt ist. Es roird nämlich durch
das Dos oder durch eine Bohne im sogenannten „Königskuchen“
(„Gäteau des rois“) ein Bohnenkönig gewählt, dem sämtliche An
wesende gehorchen und huldigen müssen, wofür er sie gewöhnlich
freihalten muf3 Der König wählt sich eine Königin, bildet seinen
Hofstaat und läfjt sich auf jede erdenkliche Weise bedienen Sa oft
er trinkt, muf3 der ganze Kreis rufen: „Der König trinkt!“ Wer es
unterläßt, roird bestraft.
Von frankreich aus bürgerte sich dieser Scherz in den
Hiederlanden, in England und in einigen Gegenden Deutschlands,
namentlich am Rhein und in Schlesien, neuerdings auch in den
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fig. 8. Die freuden des Winters. Kupferstich uon De Bruyn
Hand geben dürfen. Wer aber in einem ernsten Werke ernstliche
Belehrung sucht, wer Aufschluf3 über die Sitten und Gebräuche
uergangener Epochen erhalten will, der roird das Buch mit
Fluren lesen
Das freundliche Entgegenkommen der Verlagsbuchhandlung
uon Albert Dangen in JTlünchen ermöglicht uns, unseren Desern
einige Illustrationsproben aus fuchs „Sittengeschichte“ uorzuführen,
die als Sittenbilder Anspruch auf allgemeines Interesse haben.
fig. 7 illustriert das Bohnenfest, eine Dustbarkeit, welche
am Abend uor Epiphania oder auch an diesem Tage selbst
(6. Januar) stattfindet und in frankreich unter dem Flamen „I<c
nördlichen Städten, ein. Rur wird in England und in Vlämisch-
Belgien der König und sein Hofstaat durch Dose gewählt, welche
in Antwerpen „Königsbriefe“ heifjen.
Das Bohnenfest ist sehr häufig zum Gegenstand figuraler
Darstellung gemacht worden; mit besonderer Vorliebe behandelten
es die niederländcr Jordaens, Teniers, Steen, llletsu und andere.
Das oorliegende Bild rührt uon Jardaens her. Das Original be
findet sich im kunsthist rischen Hofmuseum zu Wien.
Die uielfachen freuden des Winters ueranschaulicht in dras
tischer Weise ein Kupferstich uon De Bruyn (fig. 8). Die Signatur
n. de Bruyn meist auf nicolaus de Bruyn, den Sohn Abraham