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Seite 266. 
Internationale Sammler-Zeitung. 
llummer 17. 
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Rite UUaffen. 
Richard Eisen meng er erzählte in der lebten Rümmer der : 
„Internationalen Sammler-Zeitung“ uan den tuertnallen alten Waffen, 
die sich noch im ßesiße der Bauern an der siebenbürgisch-rumä- 
nischen Grenze befinden und uan den Teuten als kostbares Ver 
mächtnis ihrer Vorfahrern gehütet tuenden. 6s ist, schrieb er, fast 
immer die Konfiskation durch die Behörde Ursache, daß ein solches 
„Hausgetuehr“ in andere Hände kommt, d. h., toenn der Besitzer 
beim Wildern oder bei einer sonstigen Geseßübertrefung ertuischt 
tuird und ihm das Geroehr, sein Stolz und seine freude, ab 
genommen tnird. 
6ine interessante Ergänzung zu diesem Artikel gibt Hermann 
Bahr in seinem neuesten, eben erschienenen Buche „Dalmatinische 
Reise“ S. Sischer, Berlin. Bahr berichtet da, toie er die Dal- \ 
matiner oor einer Entwaffnung gerettet hat, oon der man nicht recht j 
roeifj, ob man sie nicht als eine allerdings sehr seltsame fürsorge 
für die „Erhaltung“ alter Kunstwerke bezeichnen soll. 
Wir erteilen dem Schriftsteller selbst das Wort. Gr erzählt: : 
„An nikolaus llordelli, den Statthalter uon Dalmatien, schrieb ; 
ich am 9. JTlärz: „Sehr geehrter Herr Statthalter! Um über Dal 
matien, das ich seit lahren kenne, für einen Berliner Verleger ein 
kleines Buch zu schreiben, bin ich nun roieder einige Zeit dort 
gewesen. Dabei wurde mir in Spalato uan Ceuten, die durchaus J 
mein Vertrauen haben, immer wieder ein Vorgang erzählt, der sich j 
uor ganz kurzer Zeit abgespielt haben soll, der mir fast unglaub'ich . 
oorkommt, der mir aber uon allen mit einer solchen Heftigkeit 
beteuert wird, daß ich ihn nicht werde oerschweigen können. Doch 
will ich nicht uon ihm sprechen, ohne zuoor Ihre Äußerung eingeholt 
zu haben, da Sie, sehr geehrter Herr Statthalter, mir überall als 
ein gründlicher Kenner und der ehrlichste freund Dalmatiens be- j 
zeichnet werden und ich für Sie, für Sie persönlich, keineswegs für 
Ihre Organe, die allergrößte Hochachtung hege. Erzählt wird all 
gemein, daß oor einigen ITtonaten eine allgemeine Entwaffnung 
angeordnet und dann in der Umgebung uon Spalato bei den Bauern j 
nach Waffen gesucht worden sei. Run besteht das einzige Erbe j 
dieser armen Ceute in altertümlichen Gewehren, Pistolen oder Hand 
säbeln, die oon ihren Ahnen den Türken abgenommen worden und 
uon Geschlecht zu Geschlecht als kostbare Andenken an e ne größere j 
Zeit in den Familien aufbewahrt geblieben sind. Es ist ganz un- '• 
zweifelhaft, daß solche längst unbrauchbar gewordene historische 
Geräte keine „Waffen“ im Sinne des Geseßes sind. Und wären | 
sie es, so müßte doch jedenfalls der Ordnung gemäß uerfahren und 
dem Eigentümer mifgcteilt werden, was mit den „Waffen“, die man : 
ihm konfisziert hat, denn eigentlich geschieht, wohin sie gebracht ! 
werden und wo sic bleiben. Erzählt wird aber, daß man dies 
unterlassen, den Bauern ihr Eigentum einfach weggenommen und 
es oerschleudert habe, IReine Vertrauensmänner pflegen diesen 
Bericht mit der Bemerkung zu schließen, daß man seitdem bei 
uielen Beamten und Offizieren merkwürdig reiche Sammlungen kost 
barer alter dalmatinischer Waffen finde. IReine Vertrauensmänner 
stehen nicht an, dies als einen „amtlichen Raub“ zu bezeichnen. 
Ich wäre Ihnen, sehr geehrter Herr Statthalter, außerordentlich oer- 
bunden, wenn Sie die große Güte hätten, mich darüber mit einigen 
Worten aufzuklären “ 
Als ich dem Hofrat ßurckhard uon diesen merkwürdigen 
„Entwaffnungen“ berichtete, sagte er: „Sie dürfen nur nicht glauben, 
daß dies etwas Reues oder etwas besonders Dalmatinisches sei, 
nein, es ist gute alte österreichische Tradition.“ Und er erzählte 
mir, wie er als Bube daheim einst ein uerrostetes altes Schieß 
gewehr fand und sein Vater, als er ihn damit spielen sah, in 
argen Zorn geriet, weil dieses Schießgewehr nämlich früher eine 
wunderschöne flinte gewesen mar, die 1849, bei der allgemeinen 
Entwaffnung, abgeliefert werden mußte; und als dann später die | 
konfiszierten Waffen ihren Eigentümern zurückgegeben wurden, 
siehe, da hatte die kostbare flinte sich in ein wertloses Schieß 
gewehr oerwandelt. Es gab also schon damals solche Sammler, 
und die dalmatinische Verwaltung hält sich an ein altes Ge 
wohnheitsrecht. 
Auf meinen Brief an den Statthalter in Zara kam zunächst 
an mich ein Brief aus Spalato. Einer meiner freunde dort hatte 
erfahren, was ich an den Statthalter geschrieben, ferner daß darauf 
der Statthalter bei der dortigen Bezirkshauptmannschaft angefragt, 
und endlich, was die Bezirkshauptmannschaff dem Statthalter ge 
antwortet und was nun also der Statthalter mir antworten werde. 
Dies alles schrieb mir der freund, und es machte mir Spaß, die 
Antwort des Statthalters früher zu missen als er selbst. Ich dachte 
einen IRomenf daran, ihm zu schreiben: „Sehr geehrter Herr Statt 
halter! Auf meinen Brief oom 9. d. werden Sie mir antworten, 
daß usw.“ Ich erlaube mir darauf im ooraus zu erwidern, daß usm.“ 
Aber das hätte ihn am Ende geärgert. 
Der Statthalter antwortete mir am 50. IRärz aus Zara: 
„Euer Hochmohlgcbaren! Wiewohl mir die oon Euer Hochmohlge- 
baren ermähnten Gerüchte über das Verschwinden amtlich konfis 
zierter Waffen wenig glaubwürdig oorkamen, habe ich hierüber 
Erhebungen einleiten lassen, aus welchen ich entnehme, daß die 
leßte Entwaffnung im Bezirke Spalato im Jahre 1898 erfolgte. Die 
damals konfiszierten Waffen befinden sich ausnahmslos noch gegen 
wärtig in Verwahrung der Bezirkshauptmannschaft. Die Euer Hoch 
wohlgeboren erteilten Informationen über ein Abhandenkommen 
einzelner derselben muß ich demnach als ganz unrichtig bezeichnen, 
niif dem Ausdrucke oorzüglicher Hochachtung Euer Hochiuohl- 
geboren ergebener Rardelli.“ 
Ich schrieb darauf an ihn nach diesen Brief: „Sehr geehrter 
Herr Statthalter! Rehmen Sie, sehr oerehrter Herr Statthalter, meinen 
allerbesten Dank für Ihre so freundlichen Bemühungen und Ihr 
liebenswürdiges Schreiben oom 50. Rlärz. Was die Sache selbst 
betrifft, die ja auch mir „wenig glaubwürdig“ oorkommt, so sind 
mir inzwischen hierzu noch folgende Daten angegeben morden: 
„Zu Weihnachten 1908 wurden bei der Entwaffnung des Dorfes 
Ofok im politischen Bezirke Sinj den Bauern mehrere sehr schöne 
kostbare, antike Rationalmaffen genommen, welche die Bauern bei 
dem jährlichen, am 15. August stattfindenden historischen „Alka“- 
Pferderennen als Schmuck tragen. So wurde dem Dorfoorsteher 
oon Otok, Tuka IRilanooic-Titre des oer. Tuka, zwei mit Silber 
beschlagene sehr alte Gewehre und ein gleichfalls mit Silber be 
schlagenes und mit sehr kostbaren Steinen beseßtes Handjar-lResser 
genommen. Diese Waffen waren schon über 150 Jahre im ßesiße 
derfamilie IRilanooic'. So steht nun Behauptung gegen Behauptung, 
nochmals bestens dankend, bin ich, sehr geehrter Herr Statthalter, 
Ihr aufrichtig ergebener H. B,“ 
Darauf erhielt ich oom Statthalter keine Antwort mehr, 
wohl aber erschien in der Spalatriner „Sloboda“ oom 18. Juni 
folgender Aufsaß: „Hermann Bahr für Dalmatien “ Als Hermann 
Bahr den oerflossenen Winter in Dalmatien zubrachte, fragte er uns, 
da er sich für die Tandes- und Volksoerhäitnisse sehr interessierte, 
unter anderem, weshalb unsere reichen und altertümlichen Volks 
waffen immer mehr oerschwinden, so daß sie heute zu einer 
Seltenheit im Tande geworden sind. Um den Herrn Bahr dieses 
„Verschwinden“ zu erklären, zeigten wir ihm, wie auch in diesem 
„Unternehmen“ unsere Regierung die Hauptrolle spielt und es aus 
schließlich ihr Verdienst ist, daß es mit diesen historischen und 
kunstoollen Andenken unseres Volkes so weit gekommen ist. Wir 
erzählten ihm folgendes: Unsere Regierung führt schon seit mehreren 
Dezennien ununterbrochen und systematisch die Entwaffnung des 
Tandes durch; bei diesen Entwaffnungen wird auf die historischen
	        
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