Rümmer 17.
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 267.
Volkswaffen der größte Wert gelegt, und werden dieselben uon den
betreffenden behördlichen Organen mit einer gewissen Habgier
gepfändet und abgenommen; hiebei werden mit den neuen Waffen
alte Gewehre, Pistolen und Säbel abgenommen, mit denen man
kaum eine Klaus töten könnte, die für das Volk jedoch die einzige
Erinnerung an die Heldentaten ihrer Vorfahren sind. Diese Waffen
werden dann aus Dalmatien nach Wien transportiert, und hier ent
weder um teures Geld uerkauff, oder unter die höheren Beamten
und deren freunde uerteilt. Der uersforbene Dr. Trojanooic sah
gelegentlich einer Opernuorstellung in Wien in der Hand des Tenors
einen herrlichen alten Säbel, der aus der Gegend uon Katar stammte ;
als er mit diesem Tenor zusammenkam, sagte ihm dieser, er habe
den Säbel im Hlinisterium des Innern erwarben Schließlich wurde
uar einiger Zeit das Dorf Glaoice bei Sinj entwaffnet und hierbei
den Deuten kostbare, in Gold und Silber gearbeitete, sowie mit
Edelsteinen oerzierte Waffen abgenommen.
Als Herr Bahr dies hörte, staunte er und skandalisierte sehr
über dieses Barbarenwesen und diese Plünderung wie er es
selbst bezeichnet«. Er wollte gar nicht an die Kläglichkeit unserer
Behauptungen glauben, und sagte, daß dies nicht nur ein dalma
tinischer, sondern ein europäischer Skandal wäre, und begriff nicht,
wie das Tand und besonders die Abgeordneten dem ruhig Zusehen
können, denn es wäre doch unglaublich, wenn man diesem Vor
gehen nicht Einhalt tun könnte . . .
Als Bahr dann nach Wien kam, richtete er einen Brief direkt
an den Statthalter Rardelli, worin er ihm Einiges, was er in dieser
Beziehung gehört, mitteilte, und fragte ihn, ob es wahr sei, daß
gelegentlich der Entwaffnung im fahre 1907 in einem Dorfe des
Bezirkes uon Splitazach die altertümlichen Volkswaffen den Bauern
abgenommen wurden. (Bahr glaubte nämlich, daß das Darf
Glaoice im politischen Bezirk oon Split gelegen sei.) Die Statt
halferei wußte zwar genau, daß sich dies auf den Ort Glauice be
ziehe, machte sich jedoch den Irrtum Bahrs zu Rußen und stellte
fest, daß schon seit zehn Jahren im Bezirke uon Split keine Ent
waffnung oorgenommen wurde, und daher auch die Behauptung
Bahrs nicht der Wahrheit entspreche.
Herr Bahr ruhte jedoch nicht, erfuhr, daß der Oit Glaoice
zum politischen Bezirk oon Sinj gehöre, daß derselbe im Jahre
1907 entwaffnet wurde, und daß bei dieser Gelegenheit nebst
anderen auch dem £uka Klilanooice-£itre zwei kostbare Stücke
alter Waffen abgenommen wurden.
Als Bahr im ßesiße dieser unwiderlegbaren Tatsache war,
drohte er diesen ganzen systemisieiten Skandal der Plünderung
des Rationalgutes in die europäische Presse zu bringen, falls dem
nicht ehebaldigst entgegengetreten würde Die Drohung des deutschen
Herrn Bahr flößte doch den Herren in Zara und Wien Angst ein,
obwohl sie die Drohungen unserer Abgeordneten unbeachtet ließen,
und die folge war, daß die Statthalterei einen Erlaß erließ, worin
angeordnet wird, daß die dem £uka Klilanouic-Citre gelegentlich
der Entwaffnung abgenommenen Waffen sogleich rückzuerstatten
sind, und am 27. Rlai 1. J. sandte die Statthalterei ein Zirkular
an alle Bezirksoorstände, in welchem bestimmt wurde, daß uon
nun an bei der Entwaffnung dalmatinischer Ortschaften auf die
alten Waffen genau zu achten ist, und solche weder gepfändet
noch abgenommen werden dürfen, sondern im freien Besiße des
jenigen zu oerbleiben haben, bei dem sie gefunden wurden.
So wird durch das Verdienst eines fremden unser Volk in
der Tage sein, die wenigen Überreste der historischen Waffen be
halten zu können. Dies ist zwar sonderbar und traurig, aber wahr.“
So hat Hermann Bahr die Dalmatiner uor der „Entwaffnung“
gerettet.
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Chronik.
Altertümer.
(Überrunde aus der Völkerwanderungszeit) berichten
die Baseler nachrichten: „Schon zu oerschiedenen Klalen“, so
liest man dort, „wurden hinter der berühmten Solathurner Ein
siedelei, auf einer jener charakteristischen £ängsrippen, die dem
Solothurner Jura gegen die Aarebene hin oorgelagert sind, dem
sogenannten Vizenhubel in der Gemeinde Rüttenen, alemanisch-
fränkische Reihengräber angeschnitten, die ab und zu auch mert-
oolles lllaterial zur Kenntnis unserer heimischen Kultur geliefert
haben. Run wurde kürzlich durch den Wegmacher bei Anlaß der
Gewinnung oon Straßenkies ein neues Reihengrab geöffnet. In
die Kiesbank gebettet lag, ohne jede Einfassung, nur etwa 20 Zenti
meter unter der jeßigen Oberfläche (das frühere Rioeau jenes
Plaßes muß wohl höher gewesen sein) das stark zermürbte Skelett
eines etwa 20jährigen Jünglings, in der Richtung oon Rordnord-
roest nach Südsüdost, Kopf gegen die Bergseite, sodaß der Tote
der aufsteigenden Sonne entgegenblicken konnte. Ihm mar ein
außerordentlich gut erhaltenes eisernes Kurzschwert (oder besser
ein langes Klesser, Skramasax) uon der ganz seltenen £änge uon
SO Zentimetern beigegeben. (Gewöhnlich ist diese Waffe nur etwa
60 Zentimeter lang). Der Griff war, wie sich aus den erhaltenen
Spuren noch erkennen läßt, aus Holz und hatte die £änge uon
etwa 20 Zentimetern. Die Schneide, auf der nach Blutrinnen zu
sehen waren, und die etwa 4 Zentimeter breit war, lief in eine
sehr gestreckte, elegante Spiße aus Das Schwert lag zur linken
Seite dem £eichnam parallel, Schneide nach außen. Darauf lag
eine ebenfalls mohlerhaltenc Gürtelplatte mit beweglicher Schnalle
und Dorn, dessen fuß eine runde Scheibe war. Die £änge der
Platte mar 15, die Breite 5 Zentimeter. Die Schnalle hatte eine
sehr breite Einfassung und war hoch gewölbt. Das Interessanteste
daran war aber, daß sowohl Platte wie Schnallenrand und Dorn
fuß mit Silbereinlagen uerziert („tauschiert“) waren; das offenbar
sehr gefällige und zierliche Ornament wird sich aber erst nach
der Reinigung des Stückes feststellen lassen können Auf dem
£eichnam lag ferner noch ein kurzes eisernes Klesser (Sax) uon
etwa 21 Zentimeter £änge und 2,5 Zentimeter Breite, dessen Griff
ebenfalls aus Holz bestand. Aus rheinischen Grabsteinen läßt sich
erkennen, daß diese alemanisch-fränkischen Krieger den Skramasax
in einem Wehrgehänge schräg uornüber trugen, Schneide nach
oben, und daß das Schwert in einer £ederscheide steckte, die oft
mit Bronzeknöpfen uerziert war; dauon hat sich aber in unserem
Grabe nichts gefunden. Einige Tage nachher fand der gleiche
Wegmacher etwa 5 Kleter östlich uon diesem Grab, diesmal das
einer erwachsenen frau. Vom Skelett konnten zwar nur einige
Zähne, mooon einige den sonst in jener Zeit ziemlich seltenen fall
oon Karies erkennen lassen, geborgen werden. Dagegen fanden
sich einige Beigaben, darstellend den bescheidenen Schmuck, den
diese Dame mit ins Jenseits bekam: zwei schlichte Ohringe aus
Bronce, am einen Ende zu einem länglichen Würfel oerdickt und
in ein feines Häkchen auslaufend, Durchmesser etwa 4 Zentimeter,
und etwa zwei Dußend uerschiedene Perlen uon einer Halskette,
wie sie in frühgermanischen frauengräbern so häufig uorkommen.
Das IRaterial ist Bernstein, Glasfuß und eine Paste, die färben
sind weiß, schwarz, grün, blau und fleischrot, die formen doppel
konisch, pistazienkernartig, ringförmig, kubisch, zylindrisch. Eine
besonders schöne, etwa haselnußgroße Perle oon fleischroter färbe
enthält Einlagen uon weißem und blauem Email, in Spiralen und
Zickzacklinien angeordnet. In einigen befanden sich noch Reste
des L'einenfadens, der diese brüchigen Gebilde einer wohl en gros
betriebenen Kleinkunst in farbenreicher Reihe zusammenhielt. Bis
jeßt läßt sich aus dem fehlen des £angschmertes, der großen £änge
und Gestrecktheit des Skramasaxes, der form der Ohrringe und
Perlen schließen, daß diese Grabstätte auf dem Vizenhubel bei
Rüttenen in der Übergangszeit zwischen der merowingischen und
karolingischen Periode benußt wurde (Wende des 7. Jahrhunderts)
(Kostbarer Alfertumsfund.) ln der Rähe uon Baku, im
Dorfe Aschnak-Hnarama, fanden drei Tartaren beim Ausgraben
einer alten Gräbsfätte eine IRenge goldener Schmucksachen mit
kostbaren Steinen uerziert, sowie uerschiedene Silbermünzen. Die
Behörde erfuhr bald dauon und nahm den Tartaren ihren fund ab.
Sämtliche goldene Schmucksachen stammen aus der römischen