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Internationale Sammler-Zeitung.
Rümmer 17.
der Pflug seine Furchen zieht, sind noch drei Grabhügel als sch mache
Erhöhungen sichtbar. Diese so'iten auf Veranlassung des General-
konscruatoriums der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns,
das auch die Kosten der Grabungen tragt, untersucht werden,
fester Tage nun rourde zunächst der am östlichsten gelegene ab
gegrüben. Das Ergebnis mar überraschend. Auf dem Grunde des
Hügels lagerte eine Brandschichfe uon 3 m Durchmesser, stark
mit Kohlen und kalzinierten Knochenresten durchsetzt. Auf dieser
Schichte und teilweise in sie eingebettet standen in einer ebene
hart aneinander 15 Tongefäße, deren Zahl sich noch um einige
erhöhen dürfte, da im Innern der großen Gefäße, die mit ihrem
Inhalt gehoben und der Untersuchung harren, noch kleinere
steckten. Von den Gefäßen sind besonders eine rate glatte und
eine graphitierfe bimförmige Urne uon 25 cm Durchmesser und
zwei grolle, an der Innenseite graphitierfe, mit reicher Innen
dekoration (schräge Striche und Bögen an den Wänden, sich
kreuzende Cinien an der Bodenfläche) uersehene flache Schüsseln
aus schwarzem Ton uon 50 cm Durchmesser zu ermähnen. Am
Rande der einen Schüssel lag eine 26 cm lange, eiserne Canzcn-
spiße mit Tülle und an der Seite der roten Urne eine uon Rost
zerfressene eiserne ITlesserspiße non 6 cm Hänge. Aufzerdem
wurden durch den ganzen Hügel hin rohe Streuscherben und ein
zweischneidiges ITlesserfragment aus Feuerstein und eine Feuer
steinsäge gefunden. Der Grabhügel dürfte der früheren Hallstatt
zeit, Hallstaftzeit A, angehören und die Gegend nicht bloß damals
(1200—1000 u. Chr.), sondern — aus den wenigen Feuersteingeräten
zu schliefzen sogar schon in der jüngeren Steinzeit (oor 2500 u. Chr.)
besiedelt gewesen sein.
(Ein Otto Tudmig-Zimmer) ist im Dresdener Stadt
museum eingerichtet morden. Die kürzlich in Dresden uerstorbene
Tochter des Dichters und seine Schwägerin lltarie Winkler haben
durch Schenkungen die Einrichtung dieser pietätoollen Stätte er
möglicht, die des Dichters Schreibtisch und Arbeitsgerät, seine
Tabakspfeifen, seine kleine Bibliothek und allerlei Hausgerät oer
einigt Handschriften seiner Werke und Arbeiten, Bildnisse uon
Cltern, Geschwistern und Freunden, alte gerahmte Theaterzettel,
Briefe und allerlei Andenken ueruollständigen die schlichte Sammlung.
(Römerfunde in Westfalen.) Aus Haltern in Westfalen
meldet man: Die hier unter Professor Dragendorffs Ceifung be
triebenen römischen Ausgrabungen haben beim Prätorium des Feld
lagers eine solche menge uon Funden ergeben, wie in keinem Jahre
uorher. Bis jetzt sind etwa fünfzig münzen ans Tageslicht gekommen,
ferner herrlich oerziertc Terrasigillata-Waren; darunter ein Kelch
becher mit Darstellungen aus dem bürgerlichen Heben in halb er
habener Arbeit, dann blaues und buntliniiertes Glas, endlich Ringe,
Radeln und Amulette uon Bronze, Waffenstücke, ITteifzel und Brech
eisen uon Eisen. Unter der Unmasse non Tonwaren gröberer Art
hat sich eine grofze, reiclwerzierte, fast unuerletzte Campe mit zwei
Öffnungen für die Dochte gefunden. Die Fundstücke kommen im
hiesigen JTluseum zur Aufstellung.
(Der Pfau der Urzeit) Aus Rem-Mark wird berichtet:
Die große Fundgrube prähistorischer Tierreste, die Asphaltab
lagerungen auf dem Rancho la Crea hei Cos Angeles, die uon den
Archäologen der kalifornischen Unioersität systematisch durchsucht
wird, hat jetzt der Forschung eine neue Entdeckung beschert; man
hat einen grollen uersteinerten Pfauhahn aufgefunden, den
ersten Pfau der Urzeit, den man auf dem amerikanischen Kontinent
entdeckte. Der Fund erregte nicht geringeres Interesse, als jener
uersteinerte, säbelzähnige Tiger, den Professor 1 C. ITlariam in
dem Asphaltbett entdeckte und der als Vorläufer unserer Katzen
arten gelten mufj. Der uersteinerte Pfauhahn wurde uon Coye H.
IRiller entdecke, der ihn Pauo Carliforniens taufte. Der Pfau uon
Ca Crea unterscheidet sich auffällig uon den fossilen Pfauen, die
man in Indien und Europa gefunden hat: er bildet eine Sonderart
für sich, die bisher unbekannt war Besonders auffällig sind die
großen sehr stark entwickelten Sporen, die dem Urpfau als Ver-
feidigungsmitfel dienten.
(Große Diebstähle in der kaiserlichen Bibliothek
zu Petersburg.) Aus Petersburg wird uns geschrieben: Eine
in der kaiserlichen Bibliothek oorgenommene Reuislon hat, wie
die „Romoja Rufz“ meldet, zur Aufdeckung uon großen Diebstählen
und Beschädigung uon werfuollen und seltenen Büchern und Hand
schriften geführt. In der russischen Sektion de. Bibliothek wurden
6000 Exemplare der seltensten Bücher philosophischen und wissen
schaftlichen Inhalts gestohlen; ungefähr 3000 Bücher sind durch
Herausreilzen und Herausschneiden uon Blättern, Illustrationen und
Plänen arg beschädigt worden. In der ausländischen Sektion der
Bibliothek wurde das Verschwinden uon mehreren hundert Büchern
festgestellt. Die Schuldigen sind noch nicht ermittelt worden.
(Ein interessantes Kirchengestühl.) Jm Kölner Kunst
gewerbemuseum ist gegenwärtig ein reich geschnitztes Kirchengestühl
ausgestellt, das der Altenberger Domuerein für dieses berühmte
kirchliche Denkmal durch Prof. Taubert in Berlin nach Bruchstücken
hat hersfellen lassen, die sich im dortigen Kunstgewerbemuseum
befinden, und die aus dem Alfenberger Dom selbst stammen. Das
Gestühl ist künstlerisch besonders interessant durch üppige Aus
gestaltung seines ornamentalen Schmuckes, namentlich auf dem
uordern teil, wo in Pfeilerstellung und am Rande der Bank uor
der Wand sich üppiges Geranke hon Eichenblättern findet An den
erwähnten Pleilern sieht man auch auf der einen Seite einen Engel,
auf der andern einen Hund, Die Rückwand der Sitze weist eine
Reihe der für die Gotik bezeichnenden Teufelsgestalten auf und
ist im übrigen dicht uon Blumenornamentik umrankt. Das nach
dem alten 'illuster neu hergestellte Werk zeigt eine ausgezeichnete
kraftuolle Technik der Holzbildhauerei und ist eine wesentliche
Bereicherung derlnnenausgestaltung des herrlichen bergischen Domes.
(Frankfurt oor 4000 Jahren.) Dem Direktorial-Assisfen-
fen Welcker uom Städtischen Historischen ITtuseum in Frank
furt a. m soll es gelungen sein, ein „Frankfurt uor 4000 Jahren“
nachzumeisen. Die Frankfurter „Kleine Presse“ bringt ausführliche
Rachrichten darüber, denen mir folgendes entnehmen: Bei den Erd
bewegungen der Osthafen-Anlage stiefj man auf prähistorische
Funde, und es gelang, eine Fülle uon material aus der neolithischen
Zeit zutage zu fördern. Herr Welcker führte die Alitglieder für
Geschichte und Altertumskunde an Ort und Stelle und gab ihnen
folgende Erklärungen zu den angeblich entdeckten Überbleibseln
einer menschlichen Riederlassung, die sich da oor 4000 Jahren
befunden haben soll. An der uerschiedenen Färbung des Grundes
der ehemals bewohnte ist wesentlich dunkler als der nachmals
darüber geschwemmte — lassen sich die Grundrisse der alten
Wohnstätten mit Sicherheit erkennen. Der damalige Bauhorizont
liegt etwa einen halben ITleter unter dem heutigen. Die Wohnungen
mögen folgendermaßen gedacht werden: Eine ooale Grube, 30 bis
40 cm tief, 4 zu 6 m in der Grundform, die sich nach der mitte
zu noch etwas senkte (Feuerstätte?), wurde angelegt. Rach Süd-
osfen, bezeichnenderweise derjenigen Himmelsgegend, nach der
man auch die Öffnung der Ristkästen im Garten richtet, war ein
korridorartiger Ausgang mit Entwässerungsuorrichtung. Um die
Grube herum ist eine aus Zweigen geflochtene Hütte zu denken.
Sie war wohl mit Rasenstücken eingedeckt, wie es die Köhlerhütten
im Spessart noch heute ueranschaulichen. Die Sparren und Stütz
balken sind hier im feuchten Sandboden nicht erhalten, wohl aber
in den übereinstimmenden Ausgrabungen an der Hohen Straße
nachweisbar. Bei einer der Wohnstätten fand sich ein Brandgrab
in dem korridorartigen Ausgang. Eine andere Hüfte mies neben
reichlichen neolithischen Funden Scherben aus der jüngsten Ca Tene-
Zeif (Zeit des Kaisers Augustus etwa) auf, so daß diese Fundstücke
zeitlich um 2000 Jahre auseinander liegen. In der IRitfe der Grube
fand sich unter dem Hüttenfußboden ein Steinzeitgrab mit Beigaben.
Unter ihnen mar eine schöne Halskette aus 34 Sternchen, alle mit
punktiertem, fragezeichenähnlichem Illuster. Ein schildförmiges
JTliftelstück trägt ein Ornament uon der Gestalt des hebräischen
Buchstabens Schin; cs war mit einem Anhänger ausgestattet, den
wieder andere Illuster schmückten. Zu beiden Seiten des lllittel-
stückes saßen nierenförmige Steine, ebenfalls mit Anhängern, uon
denen einer wohl schon zu Cebzeiten des Trägers uerloren wurde.
Zwei näher am Fluß liegende Gruben bargen nur material aus der
Spät-Ca Tene-Zeit. Sie beweisen, daß Germanen der augusteischen
Zeit an derselben Stelle gewohnt haben wie die Reolithiker, die
nach diesen Befunden keineswegs ausschließlich die Höhen besiedelt
haben, wie seither meist angenommen wurde, sondern auch die
Riederungen Die meisten der gefundenen Gegenstände gehören
der jüngeren Steinzeit, und zwar der sogenannten „Bandkeramik“
an. Auffallend ist die IRenge der Getreidemahlsteine, ein Beweis,
daß schon die Heute der jüngeren Steinzeit ein seßhaftes, ackerbau
treibendes Volk waren. Die Zugehörigkeit der Funde zu neolithischer
Zeit, Bronze-, Hallstatt- und Ca Tene-Periade spricht für eine
ununterbrochene Besiedelung des Bodens in dem Zeitraum uon
4000 Jahren:
(Aus egypfischen Vorlagebüchern.) In die Papyrus-
Sammlung der Berliner Aluseen sind in den leßten Jahren einige
Bruchstücke uon miniaturen auf Papyrus gelangt, die zu den
wenigen erhaltenen Federzeichnungen und farbigen Bildern aus
den ersten Jahrhunderten der byzantinischen Periode gehören und