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Seite 284. 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Hummer 18. 
druckte Besprechung eines Cioetheschen Gedichtes, (das 
Gedicht auf den Kuchenbäcker Händel, das der 20jährige 
Student schrieb), roerden gewifj noch recht zahlreich zu Tage 
kommen, roenn die Herren Büchersammler ihre ßücherschätje 
etwas gründlicher zu lesen beginnen. 
Die Reihe der Schiller-Drucke ist ziemlich noll- 
ständig. Sie toürde allein genügen, um zum 10. riaoember 
1909 eine ganz hübsche Schiller-Ausstellung damit zu 
ueranstalten. Besonders die sogenannte Dissertation „Über 
den Zusammenhang der thierischen Hatur des iTlenschen 
mit seiner geistigen“ ist ein roertnolles und interessantes 
Stück und für die Beurteilung Schillers in seiner mensch 
lichen und dichterischen Gntroirklung oiel nächtiger als die 
Positiones juris Goethes. Wer etroa aus dem Umstande, 
dafj diese Abhandlung in den letjten zroei Jahren zweimal 
in einer Bücherauktion oorgekommen ist, auf häufigeres 
Vorkommen schließen mollte, roilrde sich gewaltig täuschen ... 
Jllit besonderer £iebe und nicht geringem Grfolge ist 
dann weiter die Sammlung der Stürmer und Dränger 
gepflegt worden. ?ür Jakob £enz scheinen ja weitere 
Kreise oon neuem Interesse zu gewinnen. Zwei bis drei 
neue £enz-Ausgaben sind im Grscheinen oder angekündigt. 
£eider genügen die bisher erschienenen Ausgaben nicht 
?ig. 8. eigenhändige Widmung Heinrich Heines auf dem Vorsatjblatt 
oon mtillers „Geduld“ (1817). 
den Ansprüchen, die man an eine editio definitioa stellen 
mufj, sadaf; die hier fast nollzählig norliegenden Ginzeldrucke 
nicht nur für den £iebhaber, sondern oor der Hand auch noch 
für den Oteraturhistoriker unentbehrlich sein werden. 
Bei Klinger, nialer-Ulüller, Heinse wird man 
ebenfalls keinen wichtigeren Ginzeldruck oermissen. Welche 
jahrelange Sammeltätigkeit, wie oiel mühe und Zeit (meist 
mit ergebnislosem Katalag-£esen oertan) aufgemendet werden 
mufjte, bis die Reihe lückenlos geschlossen dastand und keine 
Goedeke-lJummer mehr fehlte, das oermag nur der nachzu 
fühlen, der selbst mit ähnlicher Passion gesammelt hat. 
In der schönen Sammlung oon Romantiker-Drucken 
dünkt mich die schönste die Brentano-Sammlung. Auch 
für ihn, das stärkste und oielleicht einzige dichterische 
Genie unter den Romantikern, bildet sich seit Jahren eine 
ständig zunehmende Verehrergemeinde, der nun durch 
Schüddekopf die wirklich kritischhistorische Ausgabe der 
sämtlichen Werke geboten wird. Hoch in einer 1904 er 
schienenen Auswahl oon Brentanos Werken, in die Godwi 
nicht aufgenommen wurde, meinte der Herausgeber, nur aus 
literarhistorischem Pflichtgefühl durchlaufe man diesen Roman, 
andere £eser des Godwi gebe es wohl nicht. Seitdem sind 
nun schon zwei oollständige Reudrucke des Godwi erschienen. 
Da nach bibliophiler Grfahrung der neudruck eines seltenen 
Werkes das Verlangen nach der Originalausgabe nur steigert, so 
wird auch der seltene Godwi oon 1801 immer wieder seine 
£iebhaber finden. Wie seifen der IRemnon, die Satiren und 
der Philister sind, braucht man dem Kenner nicht zu sagen. 
Von Heine, Immerman, Platen, Grillparzer, G. 
T. A. Hoffmann, Hebbel liegen oollständige Reihen der 
Ginzelwerke oor, ebenso oon Schopenhauer, bei späteren 
Dichtern wurden nur einzelne repräsentafioe oder aus be 
sonderen Gründen interessierende Stücke in die Sammlung 
aufgenommen. Häufig blieben auch gesuchte Stücke unerreich 
bar, sodafj das Verzeichnis der Sammlung natürlich nicht den 
Anspruch auf bibliographische Vollständigkeit machen kann. 
Dr. Deneke schließt: Gs ist das Schicksal der Bücher 
sammlungen, oersteigert oder sonst oereinzelt und in alle 
Winde zerstreut zu werden, und die Sammlungen, die 
oon ihren Bessern bei £ebzeiten weggegeben wurden, 
waren nicht die schlechtesten. Von Tessing will ich nicht 
reden, da die Kataloge seiner Bücherauktionen noch nicht 
Sig. 9 eigenhändige Widmung Goethes auf dem Vorsatjblatt eines 
Bandes „Hermann und Dorothea“ (1829). 
wieder aufgefunden sind. Aber ich denke an Brentano, 
Tieck, Heyse, IRaltzahn, Diezmann, £oeper, Biltj. Sie alle 
haben sich bei Tebzeiten Don ihren Sammlungen getrennt, 
die zum Teil weif reicher und schöner waren, als es einem 
Sammler unserer Zeit je gelingen könnte. 
Aus den Begleifworten, mit denen die Kataloge dieser 
Sammlungen herausgegeben wurden, mögen einige Stellen 
zitiert sein. 
Heyse: „Der Besitzer der hier oerzeichneten Sammlung 
ist entschlossen, sich oon diesem seit mehr als 25 Jahren all 
mählich gesammelten Schabe zu trennen, hegt jedoch den 
getoifj oerzeihlichen Wunsch, roas er in einem so langen Zeit 
räume nicht ohne einen bedeutenden Aufwand oon mühe und 
Kosten zusammengebracht, möge nicht wieder in alle Winde 
zerstreut werden, sondern, wo möglich, als ein Ganzes dem 
Vaterlande erhalten bleiben, sei es durch Ginoerleibung in 
irgend eine öffentliche Bibliothek, oder die Grundlage und den 
Kern zu einem neu zu begründenden Bücherschabe der deutschen 
rtational-Gteratur bildend.“ 
ntaltzahn: „Der Unterzeichnete übergibt die oon ihm 
in einem Zeitraum oon 40 Jahren mit großer itlühe, uner 
müdlichem fleifj und bedeutenden Kosten gesammelte und 
oerzeichnete Bibliothek; eine sehr reichhaltige und höchst roert- 
oolle Sammlung deutscher Dichter, wie sie in dieser Voll 
ständigkeit und Erhaltung zum zweiten male gewifj nicht 
wieder zu oereinigen ist. 
Der Unterzeichnete beabsichtigt, sich oon seiner Sammlung 
zu trennen, hat aber den sehnlichsten Wunsch, dieselbe möge 
dem deutschen Vaterlande durch Ginoerleibung in eine 
grofje öffentliche Bibliothek oder als Grundlage zu einer neuen 
Sammlung — erhalten bleiben, um den Forschern und freunden 
unserer Citerafur auch ferner die Benutzung dieser Sammlung 
zu sichern.“ 
Biltj: „Der Besifjer ist geneigt, sich oon diesen Schöben 
zu trennen; doch hegt er, wie einst Heyse und ntaltzahn, den 
natürlichen Wunsch, dafj dieselben, welche mit Sachoerständnis 
und nach einem einheitlichen Plane gesammelt sind, auch oer- 
einigt bleiben möchten.“ 
Alle diese Sammler hatten, wie man sieht, den 
Wunsch, dafj ihre Sammlungen oereinigf bleiben möchten. 
Bei keinem oon ihnen ist der Wunsch erfüllt worden. 
So möge denn auch diese schöne Sammlung, die mit 
nicht geringerer Ciebe zusammengebracht worden ist, den 
selben Weg gehen wie jene Vorgängerinnen. 
ST AAs 's, M 
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