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Internationale Sammler-Zeitung.
Hummer 20.
man daraus, dal] manche ITlenschen nur auf das Sammeln
erpicht sind und ihnen das Resultat Rebensache ist; hier
handelt es sich also um ITlenschen, die nicht für sich
selber, sondern für andere sammeln. Anderseits gibt es
ITlenschen, die sich eine Sammlung fertig erwerben, bei
denen demnach die Tust nur mit dem Besitze, nicht aber
mit der zu ihm führenden Tätigkeit oerkniiptt ist.
Betrachten mir zuerst das Sammeln als Tätigkeit,
so ist oor allem darauf hinzuroeisen, dal] eine Anstrengung
oorliegt, bei der eine irgendwie geartete Überlegenheit über
andere ITlenschen, über Tiere, ja selbst über die leblose
llatur erforderlich ist. Sammeln beruht zum größten Teil
auf Ausnützung der günstigen Gelegenheit, auf Gewandt
heit, Ja nicht selten auf Eist. Gerade diese Anstrengung,
die Überwindung non Schwierigkeiten, die häufig mit dem
Sammeln uerbunden sind, macht Dielen ITlenschen die
Sammlung erst wertooll und teuer. Dazu kommt ferner,
daß jeder Sammler sich ein Ziel, sozusagen ein Ideal des
Sammelns, oorstellt. Es ist also die Tätigkeit des Sammelns
ein Annähern an das Ziel, eine Art der VerDollkommnung.
Auf primitioer Stufe, also bei Kindern und Raturnälkern,
insoferne letztere ein spielmäßiges Sammeln kennen, kommt
noch ein uieiterer Umstand hinzu. Das bloße Konstatieren
oon Ähnlichkeiten und Gleichheiten ist eine Quelle der
Tust. Unter diesem Gesichtspunkt ist das Sammeln gleich
artiger Gegenstände in grofjer Zahl zu betrachten, wie
z. B. das Ginsammeln oon flachen Kieselsteinen, kleinen
Schneckenhäusern, Kastanien, usw. ln diesen Fällen kann
man bei Kindern auch das oben erwähnte ITloment der
Tist gut beobachten: die Tust wird wesentlich erhöht, wenn
das Sammeln, wie dies bezüglich der Kastanien in oielen
öffentlichen Parkanlagen der fall ist, oerboten ist und
hinter dem Rücken des Aufsehers erfolgen mul]. Wenn
wir diese seelischen Kräfte, die durch das Sammeln zur
Ginübung gelangen, überblicken, so finden wir, dafj es in
der Tat solche sind, deren Ausübung im Kampfe ums
Dasein eine große Rolle spielen, d. h. im höchsten Grade
biologische Bedeutung haben.
nicht anders steht es mit der Tust am Besitze des
Gesammelten. Hier macht sich zunächst die Tatsache
geltend, dal] alles Tust auslöst, dessen Grcuerbung oiel
lTlühe gekostet hat. Der „imaginäre“ Wert eines Samm-
lungsobjektes steigt in dem mafje, in welchem man sich
zu seiner Grreichung anstrengen mußte. ferner ist ja
auch hier darauf hinzuweisen, daf] die Sammlung, bezro.
jedes neue Objekt, eine Stufe zum Ideal darstellt, das dem
Sammler norschwebt. Der wichtigste faktor, der auch die
Tust an der fertig erworbenen Sammlung erklärt, ist aber
darin gelegen, daf] es sich bei den Sammlungsgegenständen
um Wunschobjekte anderer, Gleichstrebender handelt; die
Tust an ihnen- bedeutet also die freude am (relatioen)
Alleinbesitz. Hier wird man z. B. an die Autogramm
sammler erinnern dürfen.
Diese Tust am Alleinbesitz ist jedoch ein faktor, der
nicht selten zu pathologischen Gntartungen führt. Gs kann
nämlich der Wunsch nach Besitz e ’ nes Objektes derart das
übrige Bewufztsein trüben, daf] er allein herrschend roird
und zu Handlungen führt, die mit der Gesamtpersönlich
keit im krassesten Widerspruche stehen. Jede Sammlung
ist in gewissem Sinne eine ITlacht und die Tust, die sie
erregt, ist die Tust des ITlachtbewußtseins.
Hat also auch die Tust an der Sammlung selbst,
wie man sieht, große biologische Bedeutung, so erkennt
man doch, besonders aus dem zuleßt Gesagten, daij sich
ethische Konsequenzen ergeben, die oon der allergrößten
Wichtigkeit sind. Wir haben im Darstehenden psychische
faktoren ermittelt, welche innerhalb gewisser Grenzen dem
Teben sicherlich höchst oorteilhaft und nützlich sind. Ts
muß aber auch mit der gröfjten Entschiedenheit betont
werden, daf] sie jenseits dieser Grenzen unuermeidlich zur
seelischen Entartung führen. Deshalb ist auch für den
Sammler im speziellen uon Wichtigkeit, was die oberste
lTorrn des ITlenschen im allgemeinen sein muß: die Herr
schaft des bewußten, oon allgemein-ethischen Gesichtspunkten
orientierten Willens über die niederen Gewalten im eigenen
, Innern.
Prähistorische
Das klassische, schon längst zu einer literarischen
Seltenheit gewordene Buch über die fälscherkünste oon
Paul Endel erscheint soeben bei friedrich Wilhelm
Grunow in Teipzig in einer neuen, oon dem Wiener
Schriftsteller Artur Rößler bearbeiteten und wesentlich
bereicherten Auflage.
Das ganze dunkle Reich der fälscherkünste, in das
uns die leßten Jahre leider so manchen tiefen Blick haben
tun lassen, eröffnet sich hier. Alles wird gefälscht, oon
den Kunstwerken der Ägypter bis zu den alten ITlusik-
instrumenten, oom alten flintenschloß bis zum Tizian;
und entdeckt die Wissenschaft neue Gebiete, so werfen
sich auch die fälscher auf diese. Wohl das interessanteste
Beispiel hierfür bildet das Gebiet der uorgeschichtlichen
Altertümer. Gerade die uorgeschichtlichen fälschungen sind
oft reich an freiwilligem und unfreiwilligem, immer aber
sehr groteskem Humor. Da wurde einmal einigen ITlit-
gliedern der Pariser Akademie der Inschriften ein ehr
würdiges altes Töpfchen mit den Buchstaben ITt. J. D. D.
übermittelt, nach langen forschungen löste der Gelehrte
das Rätsel. Die Buchstaben bedeuteten Magno Jovi
Deoium Deo (dem großen Jupiter, dem Gotte der Götter).
Fälschungen.
Aber o weh! Der Topf war nie dem Jupiter, sondern dem
Senf gewidmet gewesen und die rätselhaften Buchstaben
auf dem Töpfchen bedeuteten ganz einfach: „ITloutarde
Jaune De Dijon“. Der Gelehrte war gefoppt, aber er hatte
Humor genug, selbst über den Spaß zu lachen, der
übrigens in den Erlebnissen des ehrenwerten ITtr. Pickwick
sein Seitenstück findet.
Das mar nur eine harmlose JTlystifikation, aber die
oorgeschichtliche Wissenschaft kennt auch eine Reihe
gefährlicher fälschungen. So führten zum Beispiel die Eisen-
buhnarbeiten am Aeuenburger See bei Concice zur Ent
deckung einer großen ITlenge oon Pfahlbaugeräten, die so
reißenden Absaß fanden, daß den Anforderungen bald
nicht mehr entsprochen werden konnte. Schnell entschlossen
machten die Arbeiter, die ihre unerwartete und reichlich
fließende Geldquelle nicht so rasch oersiegen lassen
wollten, nun selbst die gewünschten Gegenstände nach,
die in uiele Sammlungen übergingen.
Im Jahre 1881 ereignete sich ein ähnlicher Schwindel.
Rahe bei Beauoais in einem Tonlager wurden 600 Skelette
oon riesiger Größe gefunden, mit steinernen Streitäxten
und Schlagkolben bewaffnet, und über jedem Schädel ein