Hummer 20.
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 315.
Diadem aus fein geschliffenen feuersteinen, Stücke in den
mannigfachsten formen. (Ein leidenschaftlicher Streit über
die (Echtheit oder die Unechtheit dieser uon dem
Antiquitätenhändler in Beaunais in den Handel gebrachten
Stücke entbrannte, bis ein junger Bahnbeamter entdeckte,
dafj Arbeiter uon Beauuais aus feuersteinen diese oor-
geschichtlichen Altertümer herstellten.
natürlich müssen die falscher solcher Stücke ihre
(Erfahrung haben. Vor allem gilt es, ihnen den Schein
des Altertums beizubringen. Die einen legen zu diesem
Zwecke die Steine in einen Trog mit einer Alischung oon
Ton, Heim und Wasser, andere bestreichen die feuerstein-
geräte mit Öl und lassen sie über feuer rösten, wieder
andere setjen sie abwechselnd der (Einwirkung oon Sonnen
schein und Regen oder der Beize in einem Düngerhaufen
aus. Zuweilen werden ganz erstaunlich raffinierte fälscher-
künste angewandt. So hat man zum Beispiel keltische
Beile aus JAarmor gemacht, die mit Glaspapier bearbeitet,
dann mit Öl getränkt und mit Wolle gerieben wurden,
und die endlich durch langes Tragen in der Hosentasche
die unentbehrliche Patina bekamen. Das lAuseum zu
Sainf-Germain besitzt ein solches (Exemplar. Der falscher
hatte, um den Wert des Stückes zu erhöhen, einen Griff
aus Hirschgeweih hinzugefügt, das in einem Sumpfe
gefunden worden war. Aber illesserschnitte unterscheiden
sich unoerkennbar oon feuersteinschnitfen der falscher
hat oergessen, dafj in der Zeit der Stein Werkzeuge das
(Eisen noch unbekannt war.
Interessant ist, dafj nicht blofj Gewinnsucht oder die
Tust an der Alystifikatian, sondern auch der wissenschaft
liche fanatismus gelegentlich zu fälschungen uorgeschichf-
licher Altertümer geführt haben. So haben fanatische
Anhänger der Auffassung, dafj Bronze- und Gisenzeit
zusammenfallen, sich nicht gescheut, um Beweisstücke für
ihre Annahme künstlich beizubringen, ein Branzebeil aus
zubohren, ein (Eisenstück in das Bohrloch hineinzutreiben und
an beiden Gnden glatt wegzubrechen. Alan mufjte es so zu
machen, dal] ein Anhänger der Gegenpartei dies Alachmerk
finden mufjte, Aber trolj des Triumphgeschreies der einen
Partei liefj sich niemand täuschen — der Streich war zu grob.
Zwei UUalömüller-Bilöer.
Den Verehrern ferdinand Waldmüllers wird es gemifj Das Bild der frau Bux stammt aus dem Jahre 1825,
willkommen sein, zwei wenig gekannte Porträts kennen frau Bux wollte sich in der Tracht der damaligen Zeit
zu lernen, welche in die erste Zeit der künstlerischen malen lassen (am Kopfe das blaue Barett mit Veilchenbusch
Tätigkeit dieses grofjen Altwiener Aleisters fallen. und Brillantagraffe, wie es die Bürgersfrauen oom
fig. 1. flloisia Bux.
Das Damenporträt (fig. 1) stellt eine Wiener Bürgers
frau dar: frau Aloisia Bux, die Tochter des Industriellen
und Bürgers oon Wien, Paul Alüller, und Gattin des
Wiener Bürgers Anton Bux. Das Kinderporträt (fig. 2)
zeigt ihr Töchterchen Antonie Bux.
fig. 2. flntanie Bux.
Brillantengrund in den Zwanzigerjahren des oorigen Jahr
hunderts trugen). lAeister Waldmüller riet daoon' mit dem
Bemerken ab, dafj in dieser Toilette das Bild schon in
einigen Jahren unmodern aussehen werde, mährend es,
wenn man ein antiquiert-idealisiertes Arrangement wähle,