MAK
Seife 336. 
Internationale Sammler-Zeitung, 
nummer 21, 
Teil kostbare Schäle zum Opfer fielen, darunter in erster Cinie 
auch zinnhaltige münzen, ferner Humpen, Pokale usro. usro. 
Die Krankheit besteht darin, daß das Zinn an seiner Ober 
fläche kleine Warzen bekommt, die sich allmählich oermehren, 
immer größer roerden, den ITletallgegenstand zuleßt in dem IJJaße- 
vuie sie mehr ins Innere hineinmachsen, auftreiben und ihn schließ 
lich durchlöchern, saroie uollkoinmen zum Zerfal bringen, natürlich 
gehen dabei, u. za>. schon in den Anfangssfadien der Krankheit, 
alle Feinheiten der Oberfläche, uor allem also die Gradierungen, 
bei den münzen die Prägungen und Inschriften zugrunde und 
zuleßt hinterbleibt weiter nichts als eine schroammige und bröcklige 
Klasse. Die Krankheit ist eine richtige Infektionskrankheit, denn 
sie kann roie eine solche oon einem Indioiduüm aufs andere über 
tragen roerden. Bringt man ein Stück gutes Zinn mit einem er 
krankten in Berührung oder faßt man mit den Fingern das leßtere 
an und nimmt man dann, roenn diese hiedurch infiziert sind, das 
noch gesunde llletall in die Hand, so erkrankt dieses gleichfalls, 
jedoch nur dann, roenn, roie bei jeder anderen Infektionskrankheit 
auch, durch die äußeren Umstände die Disposition begünstigt roird. 
Die Hrt und Weise dieser Disposition ist zuerst durch 
Dr. Frißs ch e angedeutet und dann in neuester Zeit durch 
Dr. Cohen genauer erforscht morden. Dieser leßtere hat heraus 
gefunden, daß für die Begünstigung der Krankheit in erster fmie 
die Temperatur in Frage kommt. Bei 18 örad Celsius liegt der 
sogenannte „Umroandlungspunkt“, d. h. über dieser Temperatur 
bleiben die Zinngegenstände roohl erhalten, mährend darunter die 
Zerstörung einzutreten oermag. Ja noch mehr! Gegenstände, die 
j bereits dieser leßferen anheimgefallen sind, können dadurch, daß 
man sie Temperaturen oon über 18 Grad Celsius ausseßt, noch 
i gerettet roerden, oerroandelt sich doch das graue oerfallende Zinn 
! dann in sehr oielen Fällen in gesundes roeißes llletall. Je tiefer 
die Temperatur sinkt, desto rascher schreitet der Zerfall uor. 
Die Uußanroendung aus diesen Forschungen ergibt sich für 
alle Altertumsfreunde oon selbst. Zunächst einmal ist die Über 
tragung der Infektion oon kranken auf gesunde Gegenstände nach 
besten Kräften zu oermeiden. Dann aber muß dafür gesorgt 
roerden, daß die Temperatur der Räume, in denen sich die Zinn- 
| gegenstände befinden, immer über 18 Grad Celsius erhalten roird, 
Hierzu kommt natürlich eine entsprechende Reinhaltung und als 
bestes mittel empfiehlt sich uielleicht der Gebrauch, denn gerade 
! die gebrauchten Gegenstände roerden am häufigsten in heißem 
j Wasser abgespült und auch sonst z. B. durch Aufnahme heißer 
Getränke oon Zeit zu Zeit gründlich durchgeroärmt, roas sich als 
gutes ITlittel gegen das Entstehen und Fortschreiten der Krankheit 
erroiesen hat ist cs doch eine wohlbekannte Erfahrung, daß 
sich gerade die in Familien, in Bauernhäusern usro. usro. ständig 
gebrauchten Zinngegenstände Jahrhunderte lang schön und glänzend 
erhalten haben, mährend oon den in ITluseen aufberoahrten oder 
sonst dem Gebrauch entzogenen oiele, und darunter solche oon 
ungeheurem Werte, im laufe der Zeiten zugrunde gegangen sind 
Senk 
Die Auktion Lanna in Berlin. 
Die oon Rudolf Eepke in Berlin durch geführte Auktion 
der kunstgeroerblichen Sammlungen des Herrenhausmitgtiedes 
Adalbert Freiherrn oon Eanna in Prag schloß mit dem Ertrag 
oon t,350.000 ITlk. ab, eine Summe, die sich durch das übliche 
Aufgeld oon 5% auf über l‘/ 2 UJillionen erhöht. Dieser Riesen 
betrag kann aber nicht einmal überraschen, da die Sammlung 
Stücke enthielt, die llnica oder- zumindestens sehr gesuchte Rari 
täten sind. Baron Eanna hat eben zu einer Zeit zu sammeln be 
gonnen, da das Sammeln noch nicht so häufig roar, roie heute 
und roo oieles noch um billiges Geld zu haben roar. 
Berlin hat, roie die dortigen Zeitungen konstatieren, nie eine 
ähnliche Auktion erlebt. Was Rang und Hamen hat, ist dageroesen: 
Gelehrte aus aller Herren Cänder, ITluseumsdirehtoren, kluge 
Sammler und große Händler. Und nirgends wurden bis nun höhere 
Preise erzielt als hier, niemals roar der Kampf der llJuseen unter 
einander so heftig roie hier, niemals der Kampf der Händler mit 
den llJuseen erregter als hier. Eine ganze Reihe oon Rekord 
preisen ist aufgestellt morden. So stellen die 121.000 ITlk , die 
Seligmann in Paris für den Cimusiner Reliquienschrein (Katalog, 
Dr. 87) zahlte, einen Rekordpreis dar. Rekordpreise sind auch die 
33.000 IJJark., die Otto Don Falke für den Breslauer Zinnhumpen 
bot; die 29.000 Ulk., die Rosen bäum (Frankfurt a. 111.) für den 
syrisch-ägyptischen Albarello zahlte; die 26.000 Ulk. für die 
Breslauer Wandschüssel, die das Breslauer llluseum erwarb; die 
18.000 111k., die James Simon für die beiden Riesenkacheln 
zahlte; die 16.000 ITlk. für die Gubbioteller, die der Firma Gold 
schmidt in Frankfurt a. ITt. zufielen; die 6600 111k. für den 
Böttgerschen Dotfore, den der Berliner Dr. Doskey erstand u. u. a. 
Der größte Teil der Sammlung Canna wandert in die 
Uluseen, die diesmal ein übriges taten, um sich besonders inter 
essanter Stücke zu uersichern. So hat beispielsweise das Prager 
niuseum 150.000 Ulk. für die Auktion ausgeroorfen, das Öster 
reichische ITtuseum für Kunst und Industrie in Wien bot fleißig 
mit und erstand elf Objekte, darunter die non uns in llr. 18 re 
produzierte, große Eckkachel oom Ofen der Sakristei im Stephans 
dome zu Wien. 
Bei dem großen Interesse, das diese Auktion hat, bringen 
mir nachstehend ein ausführliches Verzeichnis der Auktionspreise. 
Alle zu ueröffentlichen, roie roir es gerne getan hätten, oerbietet 
uns der Raum. Wo uns der Ersteher bekannt roar, ist er selbsf- 
uersfändlich beigefügt. 
nr. Arbeiten in Email, Gold und Silber. mk 
1. Ooale Dose mit gerader Wandung; auf der Außen 
seite des Deckels farbig gemalte Genreszene: zwei 
Bauern sich begrüßend, auf der Innenseite Balalaika 
spieler; 18. Jahrh 240 
2. Flakon, mitfiebespaaren farbig bemalt, Bättersed-Email 70 
4. Flecessaire-Etui mit farbigen llliniaturen: Diana und 
Sol, auf dem Deckel Amoretten, Battersea-Email . . 150 
5 6 Zwei goldene Ringe mit antiken Gemmen; frühe 
römische Kaiserzeif 50 
7- 8. Desgleichen; einer mit Sperber, einer mit Füll 
hörnern und Blumen 112 
9 10. Desgleichen mit Pan Kopf, bzro. stehender Figur 
mit Speer , . 40 
12 15. Desgleichen mit geschnittenen Jntaglien, Hecate 
und Idol, bzro. Sol 170 
16 17. Desgleichen; kleine, hochgefaßte Achate mit Skor 
pion und Tropaion . . 250 
18 19. Zwei ouale Plaketten: Eaesar Caligula und Seuerus 
Galba, 17. Jahrh., französisch, oerzierter Bronzerahmen 570 
20. Viereckige Dose in Silbermontierung mit analer miniature 
in Bleu camaieu, Dresden, 18. Jahrh 140 
21 22. Goldener Ring mit antiker Gemme, römische 
Kaiserzeit .... 60 
23. Goldene Damentaschenuhr in Form einer lllandoline; 
auf der oberen Platte gemalte Genreszene, 18. Jahrh., 
bez. Bordier a Geneoe 230 
24. Kleine rechteckige Platte, Kupferemail: symmetrisches 
Ornament mit einem Putto in der mitte, französisch, 
17. Jahrh 59 
25. Viereckige Dose in oergoldefer Bronzemontierung. Auf 
dem Deckel: Titelblatt einer Sonate, Eandkarte, Karten 
blaff, Candschaft; auf dem Boden: Kalender und ge 
öffneter Brief 350 
26. Silberne Dose; auf dem Deckel: Venus, Vulkan und 
Amoretten, 18. Jahrh 550 
27. Silberoergaldete Fladel mit roeißemaillierter Damenhand 
mit Rubin und Perlen, deutsch, 17. Jahrh 500
	        
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