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Internationale Sammler-Zei hing.
Hummer 22,
eigentlichen Bestimmung dienen zu können. Dasselbe gilt uon
einigen Dielfarbigen entwürfen zu Tischkärtchen, die sich beinahe
zu Postkartengröfje ausgewachsen haben. ITlit Recht lächeln mir
heute über die in charakterischen Proben auf der Ausstellung uer-
tretenen schreiend bunten, naiuen Glückwunsch- und Besuchskarten
aus der Biedermeierzeit, die uns an die Heiligenbilder, die noch
heute auf den messen der Wolgastädte feilgeboten werden, erinnern
und doch einst uon gar gelehrten und respektabeln Berliner Herr
schaften oermandt worden sind. Daf3 das Streben unserer mo
dernen Künstler und Kunstgewerbler, auch die Bedarfsartikel des
täglichen febens durch Schönheit der form und zweckentsprechendes
material zu adeln, sich neuerdings auch die Papier- und Karten
industrie erstreckt, ist gemifj erfreulich, aber auch hier gilt es,
der Gefahr einer protzigen Snobkunst im entstehen uorzubeugen
und fessings Wort zu beherzigen, dafj weniger manchmal mehr ist.
(fluseen.
(Der neue feite r der Berliner llationalgalerie.)
Aus Berlin wird uns geschrieben: Zum nachfolger Tschudis
als feiter der llationalgalerie wurde Professor fudroig Justi, der
erste ständige Sekretär der Berliner Akademie der Künste, ernannt.
Justi geht ein oorzüglicher Ruf Daraus. Gr mar eine Zeitlang
Direktor des Sfädelschen Kunstinstituts in frankfurt a. 111., wo er
durch eine glückliche tleuordnung der Sammlungen und durch die
Bewerbung des großen Rembrandt „Die Blendung Simsons“ aus
dem Besitze des Grafen Schönborn in Wien Proben organisa
torischer Tätigkeit gab, die er auch in den Ausstellungen der
hiesigen Akademie und besonders in der großen eng'ischen Aus
stellung in Berlin im uorigen lahre bewährte.
(lleüerWerbungen der Berliner llluseen.) Cinen kost
baren Goldschats uon einzigartigem Werte erwarb soeben das
ITluseum für Völkerkunde in Berlin aus dem großen alten Gold-
lande uon lllittelamerika, dem Isthmus uon Panama Die Samm
lung, die schon durch das material einen ganz bedeutenden Wert
uerkörpert und deren archäologischer und künstlerischer Wert nicht
hoch genug zu schätjen ist, konnte, dank einer Spende uon frau
Dr. JTlertens angekauft werden. Die ostasiatische Sammlung des
Aluseums kaufte Skulpturen einer interessanten indischen Religion,
des Dschainismus, an. Soeben ist auch, wie Prof. Grünmedel
mitfeilt, eines der interessanten Temperabilder Chinesisch-Turki-
stans, eine Platte aus der „Höhle in der Schlucht mit der Treppe“
uon Qyzyl ins llluseum gelangt. Giner der ältesten deutschen
farbenholzschnitte wurde für das Berliner Kupferstichkabinetf
angekauft Das Blatt, das den Grzbischof Heinrich uon Regensburg
darstellt, stammt aus der Augsburger Druckerei des Grhart Raf-
dolt, der i486 aus Venedig in die fechstadt übergesiedelt mar, im
nächsten Jahre das Regensburger Brauer druckte, dem der Schnitt
angehörte. Gr uerdient, wie Dr. Glaser ausführt, besonderes Inter
esse, als artscheinend frühester Versuch, die Kolorierung einer figür
lichen Darstellung auf mechanischem Wege mit Hilfe eigener Holz
stöcke zu bewerkstelligen, anstatt sie, wie früher, mit freier Hand
in den fertigen Druck einzutragen.
(Gin Klaoier fanners.) Die Wiener städtischen Samm
lungen sind um ein interessantes Objekt bereichert worden: ein
aus dem Besi^e fanners stammendes Klauicr wurde um den
Preis uon 300 Kronen uon der Gemeinde für die städtischen Samm
lungen angekauft.
(Kesfner ITluseum in Hannooer.) Adolf Hengelers
„Susanna im Bade“ ist für das städtische Kestner-lAuseum in
Hannouer erworben worden.
(Gin ITluseum in Togo.) ln Togo hat sich ein Komitee
gebildet, das sich die Schaffung eine Candesmuseums, das mit
Bücherei und Tcsehalle uerbunden sein soll, zur Aufgabe gemacht
hat. Die TTlitgliedschaft kann durch Zahlung eines beliebig hohen
einmaligen Beitrags erworben werden. Der Grundstock ist schon
früher gelegt worden und hat den Betrag uon 7200 Alk. erreicht,
ln dem Aufruf heifjt es: „Die Bewohner des Schutzgebietes Togo,
unter ihnen zahlreiche, in der Hauptstadt des Tandes lebende
Deutsche, uor allem aber die auf dem Arbeifsfelde neu eintreffen
den Guropäer haben es oft als einen Triangel empfunden, dafj sie
keine Gelegenheit haben, sich über den Charakter des Tandes an
Hand einer übersichtlichen populär-wissenschaftlich angelegten
Sammlung zu orientieren. Schmerzlich wird auch allgemein der
lAangel einer Bücherei empfunden, in welcher die in Togo lebenden
Guropäer die über das Schupgebief und die llachbarländer uor-
handene Titeratur, koloniale Bücher und Zeitschriften und sonstigen
nuterhaltenden und belehrenden Tesestoff finden können.“
(Tleuermerbungen des francisco Carolinum in
Tinz.) In den Besit3 dieses Aluseums ist eine grofje Anzahl uon
Handzeichnungen, Porträts, Karikaturen und Druckschriften aus
dem flachlasse des in Schwanenstadt uerstorbenen Statthalterei
rates Aloritj uon Alayfeld gelangt. Alayfeld gehörte der frank
furter ITationaluersammlung an und die Objekte erhalten dadurch
ein besonderes Interesse, dafj sie sich auf die Tage und die Persön
lichkeiten dieses Reichstages beziehen. Die Sammlung enthält u. a.
82 Porträt-Tifhographien mit den Darstellungen der berühmtesten
Alitglieder des Parlaments. Unter den Karikaturen, die das Jahr
1848 in reicher fülle heroorbrachte, und die heute bereits einen
hohen Sammel- und Seltenheitswert besten, ragen die berühmten
sechs Hefte „Taten und Aleinungen des Herrn Piepmayr, Abgeord
neten zur konstituierenden Aationaluersammlung zu frankfurt am
IHayn“ heruor, deren humoruolle lithographische federzeichnungen
Don dem bekannten Düsseldorfer Alaler A. Schrödter herrühren
und zu dem Besten gehören, was jene Zeit an geistreicher Illu
strationskunst geschaffen hat. Auch Autogramme, alte Ansichten
der Paulskirche uon aufjen und innen, Broschüren mit Alitteilungen
über die Alitglieder der Aationaluersammlung und anderes wert-
ualle zeitgeschichtliche Alaterial enthält das interessante Konuolut
Uom Kunstmarkte.
(Von den fondoner Auktionen.) TlTan meldet aus Ton-
don, l. Dezember: Gestern wurden bei Christies in ihrer ersten
Sticheauktion in dieser Saison folgende gute Preise für englische
Schabkunstbläfter gezahlt: S. Cousins, „Alaster fambton“, taro-
rence p , 131 £ 5 s, V. Green, „The Tadies Waldegraue“, Reynolds p.,
189 £, f. Bartolozzi, „Countefj Spencer“, Reynolds p., 131 £ 5 s
und 5. W Reynolds, „ITlrs. Arbuthnot“, Hoppner p., 136 £ 10 s. —
1546 wurde Gtienne Dolet in Tyons mit seinen Büchern als Häre
tiker uerbrannt. Am Alontag zahlte Quaritch bei Sothebys für eine
Sammlung seiner Schriften und Bücher und andere die sich auf
ihn beziehen, 3135 Alk.
(Versteigerung der Sammlung Doistau.) Aus Paris
wird uns geschrieben: Im Hotel Drouot wurde anfangs dieses
Alonafs die Sammlung felix Doistau uersteigert, die hauptsächlich
Gmail, Clfenbeinschnitjereien, Schmuck und Waffen enthielt. Die
erzielten Preise sind als sehr gute zu bezeichnen. ITlan bezahlte
u. a. eine Kupferkassette, mit Gmail oerziert, mit den Initialen
Jesu Christi, fimoges, XIII. Jahrhundert, fr. 500. — Gmailliertes
Kupferkreuz mit Christus mit der Dornenkrone und dem fenden-
tuch, fimoges, XIII. Jahrhundert, fr. 1400. Kupferkassette mit
Darstellung einer Jagd in Gmail und getriebenem Kupfer, fimoges,
XTIf. Jahrhundert, fr. 2800. — Kupferner Armleuchter mit Gmail,
fimoges, XIII. Jahrhundert, fr. 605 Plakette aus Kupfer und
Gmail: Der segnende Christus, fimoges, XIII. Jahrhundert, fr. 950.
- Plakette, kupferoergoldet und emailliert: Christus am Kreuze,
fimoges, XIII. Jahrhundert, fr. 1120. — Rechteckiges Kofferchen
in getriebenem Kupfer mit oier oergoldeten llledaillons, emailliert,
fimoges, XIV. Jahrhundert, fr. 4700. Zwei emaillierte Kupfer
leuchter, fimoges, 14 Jahrhundert, fr. 2800. — Schiffchen aus
emailliertem Kupfer, mit Gngelsfiguren uerziert, fimoges, XIV.
Jahrhundert, fr. 2100. — Ciborium in getriebenem Kupfer, uer-
goldet, XIV. Jahrhundert, fr. 350. Von Clfenbeinarbeiten
seien genannt: Plastik: Die Jungfrau, stehend, mit dem Jesuskinde.
XIV. Jahrhundert, fr. 1100. — Clfenbeinkreuz mit dem hl. Geist,
auf dem Sockel die Chiffre Heinrichs III., aus dem XVI, Jahrh,,
fr. 855. — Gruppe aus Glfcnbein: die Jungfrau mit dem Jesukinde,
i italienische Arbeit, Cnde des XVI. Jahrhunderts, fr. 800. — Bas
relief in Glfenbein: Kinder und Ziegen, olämische Arbeit aus dem
XVII. Jahrhundert, dem Van Obstal zugeschrieben, fr. 1700.
Von Schmuck und Rliniaturen erzielten: Kollier, Gmail auf Silber,
italienisch, XIV. Jahrhundert, fr. 2400. - Goldener Ring mit herz
förmigem Siegel, XVI. Jahrh., fr. 500. — Silberner, teilweise email-
Herter Ring mit zwei Karyatiden, XVI. Jahrh., fr. 1420 — Korsage-
Schmuck in Gold und Gmail, mit Perlen, Smaragden und anderen
farbigen Steinen, XVI. Jahrh., fr. 8400. - Goldemaillierter Ring
mit Diamanten, Gnde XVI. Jahrh., fr. 15,100. - Pendeloque, Gold,
mit Vögeln und Blumen in Gmail, Anfang des XVII. Jahrh., fr.
1150. — figurine einer reich in Gold gekleideten Dame, mit Dia
manten und Rubinen, Gpoche fauis XLII., fr. 4100. - Waffen
u. s, w.: Ziselierte Platte, Karl V,, umgeben uon der Kette des
Ordens uom goldenen Vliefj, Gnde XVI. Jahrh., fr. 4200. Schlüssel,
dessen Griff uon zwei Chimären gebildet wird, fr. 800. — Hammer
aus Gisen mit gotischen Verzierungen, XVI. Jahrh., fr. 500. -
eiserner Säbel aus dem XVI. Jahrh., fr. 520. — Die ersten zwei
Tage brachten mit dem Verkaufe der Gmail-, Glfenbein-, Kupfer-
lind Schmucksachen ein Grträgnis uon fr. 215.392.