Zeit schmeicheln und dem
Auge Rast bieten. Das
Arrangement dieses Bildes
ist besonders geschickt
und originell. Das Mäd-
chen wendet dem Be-
schauer den Rücken zu,
während ihr Gesicht als
„profile perdu" erscheint.
Die Modellirung des Na-
ckens und der Backe gibt
einen wunderbaren Ein-
druck weichen, festen
Fleisches. Neben ihr steht
das Bassin mit dem Gold-
fisch, dessen goldig rothe
Schuppen einen wichtigen
Ton in der Farbenstim-
mung geben. Einen Theil
des Hintergrundes füllt ein
Flügel aus, auf welchem
eine mit Blumen gefüllte
Vase steht.
Es zeigt sich hier
richtiges Verständnis in-
sofern, als trotz detaillirter Episode die Figur den ganzen Plan des Bildes
dominirt. Diese Concentrirungsgabe ist einer der Hauptvorzüge der Glasgow-
Jungen, und lenkt das Auge sofort auf das Hauptmotiv, anstatt es ziellos von
Gegenstand zu Gegenstand schweifen zu lassen, wie es nur allzuoft bei den
Bildern unserer Genremaler der Fall ist! Ausgearbeitete Interieurs zu malen,
oder technische Arbeit auf die Wiedergabe von Stoffen zu verwüsten,
verdirbt oft den Erfolg von figuraler Malerei. Man denke nur an Frank
Dicksee's Porträt der Herzogin von Buckingham und Chandos, welches in
der letzten Royal Academy-Ausstellung solches Aufsehen erregte. Dieses
Porträt, welches direct sich an ein Publicum wendet, dem Prunk jedweder
Art am meisten zusagt, könnte man am besten als ein Porträt eines schönen
Brocatkleides bezeichnen, gekrönt von einem realistisch gemalten Juwelen-
diadem auf dem Haupte eines schönen Weibes, dessen Persönlichkeit von
dem Glanz der Stoffe erstickt wird! Die Ausführung stofflicher Details
findet keinen Platz in dem Glaubensbekenntnis der Glasgow-Schule. Sie
wird durch die ganze Pinselführung - wenn wir von Walton absehen -
ausgeschlossen. Die Farbe wird in raschen, gleichmässigen Farbenstrichen
von mässiger Dicke aufgelegt, so dass man jeden Pinselstrich deutlich sehen
kann. Die Töne werden nicht auf der Palette gemischt, sondern behalten
E. A. Walton, Porträt