Hummer 22,
Internationale Sammler-Zeitung,
Seite 347.
flimmerndes Gold und Silbcrpuloer, und gegen 1790 erfindet i
Sharaku die Belegung großer flächen mit silberigem Glimmer. '
Ginen starken farbton durch unmerkbare Abstufungen in den lichtesten
Anhauch aufzuläsen oder in einen andersartigen farbton herüber
zuziehen, eignet besonders der späteren Zeit. Geradezu luxuriös
ist die Anhäufung technischer mittel bei den Glückrounschkarfen
(Surimonos), deren unsere Sammlung glänzend schöne Exemplare
aufroeist.
Oer „Dürer“ des japanischen Holzschnittes, ITloronobu,
beginnt den Reigen der ITleister. ln seinen markigen finien eine
mähre föroenkraft, in seinen rundlichen feibern trat; jedes fehlens
uon Schatten eine mächtige Plastik. Die großen Trii, die Schau-
spielerporfrätisten, folgen mit ihren mie aus ITletüll geschnittenen,
ritterlichen formen und ernsten, prächtigen färben. Ihnen schlicht
sich der Edelmann Chincha mit einem Blatte an, das uns mie
eine ITlelodie unseres ITlitfelalters anmutet. Der uielseifige Ver
leger ITlasanobu, sein Kollege Shigenaga, dessen Vater
Shigenobu sind reich oertreten. Gegen die Pracht und Wucht
dieser echt primitiven Schöpfungen bringen die Zrnei- und Drei
farbendrucke der mittleren Torii-Generafion eine Ernüchterung, bis
mit Harunobus traumhaft schönen Blättern ein frühling oon
farbenheiterkeit nicht ein „Herbst“, mie neulich einmal höchst
selfsamerroeise behauptet mard! —• die Augen aufschlägt. Die
höchste Blüte ist mit Koryusai und andern Schülern erreicht.
Kiynoga, mit seinen gesunden formen der allzu großen Zierlichkeit
der Harunobu-Richtung entgegenfretend, Shunsho mit seiner Kraft
fülle und farbenpracht den feminismus seiner spielenden Vorgänger
erschlagend, der oornehme Kammerherr und Hofmaler Ueishi, der
seine frauen zu unnahbaren fürstinnen macht, der berühmteste
aller ITleister, Utamaro, der in dieser Sammlung ganz besonders
gut zu studieren ist, der unglückliche Sharaku, dem seine grimmen
Satiren auf die oolksbeliebten Schauspieler den Untergang brachten,
obgleich er an geradezu animalischem Wirklichkeitsempfinden das
Höchste in der Heimatkunst geleistet, der sanfte Eklektiker
Toyokuni — alle diese großen Könner und ihre zahlreichen
Schüler bilden die Sommerszeit. Der unioersale Hokusai führt
mit seiner Auflösung des reinen Holzschnittes in die ITlalerei den
Herbst herauf; schmächliche Epigonen, in dieser Ausstellung nur
menig uertreten, lassen die Kunst zum Wintereis erstarren. Heut
ist sie längst tot. Und damit ein gutes Stück des lustigen, leicht
lebigen Alt-Japan.
Gouache-fTlalereien unö fHiniaturen
Eine reiche Ausmahl mcrtooller Bücher, Hlanuskripte, Sil
houetten und Stammbücher findet man zur Zeit im Antiquariat
Paul Graupe in Berlin. Einige der interessantesten Objekte seien
hier an der Hand des Katalogs einer näheren Betrachtung unterzogen.
nischen Skulpturen enthält. Rechts sieht man den alten Dom, links
die finden.
Die nächste Abbildung (fig. 2) ist einer 14 Blatt umfassen
den Sammlung oon Gouache-ITlalereien entnommen, die Einzelfiguren
fig. 1. „Hofgarten in Berlin.“ Circa 1795.
fig. I oerse^t uns in das Berlin am Ende des 18. Jahr
hunderts. Das Aquarell, das „Hofgarten in Berlin“ unterschrieben
ist, zeigt die oom Dache des Schlosses aufgenommene Ansicht des
fustgartens mit dem Alten ITluseum dahinter, das außer einer
großartigen ITlünzsammlung (200.000 Stück in Gold, Silber und
Kupfer, darunter 75.000 antike Stücke) die berühmten pergame-
eines Egerländer Hochzeifszuges darstellen, u. zro. enthalten die
einzelnen Blätter folgende Typen: 1. Dudelsackpfeifer; 2. Geiger;
3. Bräutigam; 4. Prokurator; 5. Köhlerjunge; 6. Brautjungfer;
7. Vater des Bräutigams; 8. ITlutter der Braut (?); 9. Kopulation
der Egerländer (drei figuren auf einem Blatt); 10. des Bräutigams
Vatter; 11. der Bräutischam; 12. der Dutelsackpfeifer; 13. Proku-