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Hummer 3. 
Internationale Sa mm ler-f eitung. 
Beheben dieser Schäden nichts weiter bedeutet, mie den Teufel 
durch Beizebub austreiben, nämlich durch erneutes Restaurieren 
oder gar durch Hineinarbeiten mit färbe und Pinsel, hat die Re 
staurationstätigkeit aller Zeiten, namentlich aber der lebten Dezennien, 
zur Genüge beruiesen. Sollten mirklich ein paar Sprünge in der 
Tackschicht oder einige defekte Stellen ein Restaurieren mit all 
seinen Schädlichkeiten rechtfertigen? Wem roürde es wohl ein 
fallen, die Schäden an Antiken oder an Handzeichnungen alter 
meister beheben zu wollen? Gemälde eines Rubens aber meint 
man wieder hersteilen zu können I Die zwei neu ausgestellten Bilder 
im Rubenssoale „Porträt der Helene fourmen“ und „Bad der Diana“ 
ermöglichen einen Vergleich zwischen restaurierten und unrestaurierten 
Bildern in der Pinakothek selbst, lieben der „Helene fourmen“ hängt 
ein restauriertes Porträt derselben und neben dem „Bad der Diana“ 
die augenscheinlich restaurierte „Susanna im Bade“. Ulan erkennt 
daran, daf^ die Porträts Rubens keineswegs so glasig waren, wie 
die restaurierten es sind und dai) seine figurenreichen Bilder 
durchaus nicht der Halbtöne und feinen lluanzierungen entbehrten, 
wie es die „Susanna“ z. B. tut Allerdings ist Rubens mit seinem 
widerstandsfähigen farbenmaferial noch oerhältnismäfjig gut weg 
gekommen gegenüber meistern, die mit feinen Casuren gearbeitet 
haben, mie Rembrandt oder Dürer; bei solchen sind mit Ab 
nahme des Caches die feinheiten und Casuren, kurz die lebten 
harmonisierenden Töne uerschmunden und keine Kunst der Restau 
ratoren ist imstande, dieselben wieder zurückzubringen. 6s kann 
nur ein mittel zur Konseruierung alter meistermerke geben und 
das ist, sie unter den günstigsten Verhältnissen aufge 
stellt, oollständig in Ruhe zu lassen. Ob wohl einmal die 
Zeit kommen wird, wo die Galerieleitungen non dieser Ansicht 
durchdrungen werden zum Besten der ihnen anuertrauten Kunst- 
schätje? p , -j. 
(Ile uermerbungen ,des Städelschen Institutes.) Das 
Städelsche Institut in frankfurt am Idain hat, aufjer einem grollen 
figurenbilde non Tiepolo eines der bedeutendsten Werke non 
Daubigny: „le uerger“ angekauft. Das Werk war in der De 
zember-Ausstellung bei friti Gurlitt in Berlin ausgestellt. 
(Vom Wiener Kunstmarkte.) Jn der legten februarwoche 
brachte Albert Ken de eine Kunstsammlung aus adeligem Besitz 
unter den Hammer, die seltene Kupferstiche, Radierungen und Holz 
schnitte, Cithographien, farbendrucke und Schabkunstblätter des 
XV.—XIX. Jahrhunderts umfaßte. Der größte Teil der Objekte 
blieb in Wien, eine Anzahl ging nach Deutschland, einige nach 
England und frankreich. für einzelne Stücke wurden gute Preise 
erzielt, so für eine Kollektion Candschaften und Genreszenen non 
Johann Balzer (sehr gute Abdrücke mit breiten Rändern) 155 K, 
non den Stichen Bartolozzis erzielte „The little Poultry Girl“ 235 K, 
„Catherine 11. Cmpress of Russia“ 95 K und „lllutterliebe“ 60 K. Von 
den Stichen Debacourts erreichte „11 est pris“ 162 K, Ce drockt ou 
la uoiture publique d' etc 76 K, Ca rase 100 K; Amoretten non 
Gilles Demarteau 92 K, Ce denicheur de merle 105 K, Spielende 
Amoretten desselben Illeisters 90 K: fürs. Swinburne uon William 
Daughty 45 K, die Iflusikanten uor dem Haustore uon 6rnst Dietrich 
54 K. Drei besonders schöne Blätter uon Richard Carlom: A llew- 
foundland Dog Sauing a Child from Dromning (610 Kl, A Game 
market A fruit market — A fish market — A Herb lllarket 
(725 K und lllariage ä la Diode (1020 K), alle in färben geschabt 
und sehr selten, blieben in Wien. Vier Blätter: Spring Summer 
— Autume — Winter uon freeman und Stadler erlangten 350 K; 
Valentine Green: Charlotte Queen of Great Britain und Jupiter and 
Joe brachten es auf 75 und 80 K, für eine Ruinenlandschaft und 
Ca Bacchantc enyoree uon fran^ais Janinet, ebenfalls Stiche, wurden 
115 und 540 K gezahlt. The farmer Door uon George Dlorland 
wurde um 405 K lasgeschlagen. Oie Stiche uon Adrian oan Ostade 
gingen durchwegs zu sehr guten Preisen ab, Ca fille surprise 
non Jean Baptiste Pafas und Ce dangereux modele um 240 K, Ca 
cassolette uon ITlarc Antonio Raimondi um 64 K, llackte frau mit 
den füfjen im Wasser uon Rembrandt 90 K, Cady Georgina Agar 
eilis uon Reynolds 160 K, Cauinia uon John Raphael Smith 70 K, 
mifj Thompson uon James Thompson 150 K, Coue uon Charles 
White 224 K. Im ganzen wurden für Engländer und franzosen 
bessere Preise als für Deutsche erzielt, antike Stiche besser als 
moderne und Candschaften besser als Porträts gezahlt. Unter den 
Holzschnitten erreichten jene uon Albrecht Dürer die höchsten 
Preise, so die kleine Passion 540 K. 
Keramik. 
(lleuerwerbungen uon Dleiljner fabrikaten.) Aus 
Berlin wird uns gemeldet: Im ITluseum für Kunst- und Gewerbe 
ist eine neue, sehr praktische Aufstellung der Sammlungen durch 
geführt worden, die es ermöglicht, sich über die keramischen 
Künste in ihren Beziehungen zur Geschichte des Geschmacks und 
der Technik uon den ältesten Zeiten bis auf unsere Tage zu unter 
richten Vorhandene dicken sind durch lleuerwerbungen uon 
ITleifjner fabrikaten gefüllt worden, die in einem eigenen Schranke 
untergebracht sind. Drei uon ihnen entstammen dem dritten Jahr 
zehnt des 18. Jahrhunderts, der Zeit, da nach Böttgers Tode unter 
Ceitung Herolds neue technische Errungenschaften im Verein mit 
ostasiatischen Vorbildern eine neue Geschmacksrichtung einleiteten. 
Die Terrine mit dem in der lAanufaktur „Astmuster“ genannten 
japanischen ülotiu der hinter einer Zicrhecke blühenden Büsche hat 
ihr Seitenstück in der kgl. Porzellansammlung zu Dresden und trug 
die eingeschnittene, in jüngerer Zeit ausgeschliffene alte Inuentar- 
nummer dieser berühmten Sammlung. Die Kasserolle zeigt an 
einem oerwandten Blumenmotiu die ganze Pracht der färben, die 
man an den mit der Dlarke Augusts des Starken ausgezeichneten 
Gefäfjen bewundert Die Kumme, ein Geschenk dreier Hörer der 
Sonntagsuorträge im ITluseum, uertritt aufs beste den üoldchinesen- 
Dekor Herolds mit den spitjenartig feinen Randoerzierungen und 
den Phanfasie-Chineserien in graoiertem Gold ohne färben. Aus 
den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts stammen zwei Ccuchter, 
der eine bekannt als Ganymed-Ceuchter, der andere als Hebeleuchfer, 
beide wichtig als Zeugnisse dafür, dafj auch meinen, wie gleich 
zeitig Seores, sich in der Anwendung der uon Josiah Wedgwood 
aufgebrachten, uon ihm Jasper-Weedgmood genannten Verbindung 
blaugefärbten Körpers mit weiten Reliefs uersucht hat. Der non 
einem Zeichner Dleifjens getuschte Entwurf zu dem Hebeleuchter 
gelangte uor kurzem aus Dloskau in den ßesilj des Aluseums. Er 
trägt das Visum des Grafen lAarcalini, dem damals die Dlanu- 
faktur unterstand, mit dem Datum des 8. Oktober 1780, und ist 
neben den Ceuchtern ansgcstellt. 
Kupferstiche. 
(Die Sammlung des R. u. Canna.) Die firma Gutekunst 
in Stuttgart hat, wie wir erfahren, die Auktion der Kupferstiche 
aus der Sammlung des R. o, Canna in Prag übernommen. Die 
Sammlung enthält zirka 10.000 Blätter Kupferstiche, Holzschnitte 
und Erzeugnisse des Kunstdruckes, hauptsächlich die älteren Schulen 
bis zum Ausgange des 18. Jahrhunderts. Dürer und seine Zeit 
sind da besonders uerfreten. Ein Katalog der Sammlung ist schon 
1895 uon Dr. Hans Wolfgang Singer (Das Kupferstich-Kabinett, 
zwei Bände mit 31 Heliograouren) herausgegeben worden. Die 
Versteigerung soll im ITlai uor sich gehen. 
Dumismafik. 
(380.000 Kronen für griechische münzen.) Wie uns 
aus Condon gemeldet wird, hat die Auktion der altgriechischen 
münzen aus dem llachlasse des Brookliner Sammlers f. V Benson, 
die bei Sothebey staftfand, nicht weniger als 580.C00 Kronen 
ergeben. Ein grofjer Teil der ITUmzen ging in den Besitj uon 
öffentlichen Sammlungen des Inlandes über, oiele werfuolle Stücke 
wandern über den grofjen Ozean. 
(Prägeplaketten und lAedaillen zum 50. Geburtstage 
Kaiser Wilhelm 11.) Aus Anlag des 50. Geburtstages Kaiser 
Wilhelms hat die Kunstprägeanstalt Wilhelm 111 ayr & franz 
Wilhelm in Stuttgart durch den dortigen Dledailleur Daniel Stöcker 
das Dlodell zu einer Plakette und zu zwei llledaillen herstelien 
lassen, die auf den Gedenktag Bezug haben. Der Auers enthält im 
uertieffen Kreise ein überaus sorgfältig modelliertes, kräftig 
ieliefiertes Porträt des Kaisers; auf der Reuersseite ist das oer 
tiefte feld durch Eichenzweige ausgefüllt, Uber welche ein breites 
Band mit der Inschrift: „Zum So. Geburtstag, 27. Januar 1909“ 
(in oeitiefter Schrift) sich hinzieht. Auf der Vorderseite ist auch 
der Haine des ITledailleurs, mie die Signatur der Anstalt, ersichtlich.
	        
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