Seife 04.
Internationale Sammler-Zeitung.
Hummer 6.
Gebiete eine kleine; soweit bekannt ist, besißt bloß ein Wiener
Gemeinderat eine halbuiegs nennenswerte Kollektion, einen Teil
der Totenmasken hat Zinsler in seinem fltelier aufgehängt. ITlan
sieht da unter anderen die Originolmasken oon Tilgner, Amerling,
Hasenauer, Dingelstedt, die der Dichter (Tlosenthal und Rollett; an
der Totenmaske non Baron IRundy fällt an der linken Schläfe
eine furchtbare Einschußöffnung ins Rüge auf, die erkennen läßt,
daß sich ITlundy bei seinem Selbstmorde einer schon alten, un-
gevuöhnlich großkalibrigen Waffe bedient hat. Reben der Ittaske
des Bürgermeisters Prix hat die IRichael Cticnnes ihren Plaß ge
funden. Den leßten Abdruck der Züge Anton Bruckners hat Bild
hauer Zinsler selbst genommen. Von der ITtakartschen Toten
maske ist bloß ein Abguß in der Sammlung; das vorhanden
gewesene Original ist in den Besiß der Stadt Wien übergegangen,
während ein gleich bedeutsames Stück — die Ittaske Taubes —
ihren Weg in die Hände eines Priemten nahm Gin großer Teil der
Kollektion ist infolge Raummangels in Kisten oermahrt. Cs konnte
leider nicht fehlen, daß im Taufe der Zeit einzelne Objekte der
Zerstörung anheimfielen, so auch der noch im Tode hübsche Kopf
der Itlutter oon Johann Strauß. Die Ähnlichkeit der fllasken ist
eine sehr uerschiedene, wechselnd nach der Schnelligkeit, mit
welcher der Verfall eintrat, frappierend ist die Übereinstimmung
zwischen der Totenmaske Bruckners und allen Bildnissen aus den
leßten Tebensjahren des ltleisters, sowie mit dem oon Tilgner ge
schaffenen Htonument. Weit schwerer fällt es schon, sich nach der
ITtakartschen Ittaske die Züge des Künstlers zu oergegenwärtigen.
Unter allen Umständen aber hat eine Totenmaske für die posthume
Schaffung einer Büste großen Wert, weil sie über die Knochen
formation uerläßlichen Aufschluß gibt. J
(Gine griechisch-ägyptische Tandkäffe) ist oon Prof.
Spiegelberg in Straßburg in den Sammlungen des tttuseums
oon Kairo aufgefunden worden. Sie stammt aus dem 3. Jahrhundert
b. Chr., stellt einen Bezirk aus dem Gau oon Hphroditopolis
dar und ist außer anderm auch durch die Anwendung oon färben
interessant Die färbung der Wasserläufe, des flusses und der
Kanäle durch Blau entspricht ganz der heute üblichen Weise.
(Gin oollständiges Ala mmutskcleft aufge'funden.)
Aus Sarajewo wird uns geschrieben, ln Taminzi bei' Bosnisch-
Gradiska wurde mährend einer Arbeit an der Herstellung eines
Dammes ein guterhaltenes oollständiges Rtammutskelett ge
funden. Jn den Diluoialablagerungen des Saoetales stieß man
schon oft auf Reste des oorsintflutlichen Riesentieres, doch waren
es immer nur einzelne Gliedmaßen oder Zähne. Zum ersten lltale
endeckte man jeßt in dieser Gegend ein oollständiges Skelett.
(„Kunstfälschungen“ bei den Sü dseeinsulanern.)
Von der Hamburaer Südsee-Gxpedition bringt der „Globus“ einen
neuen Bericht oon den Admiralitätsinseln, in dem besonders die
Tatsache auffällt, daß das Kunstfälschen sogar bis in diese fernen
Gegenden gedrungen ist. Da die alten Kunstfertigkeiten rasch oer
schwinden und dabei eine lebhafte llachfrage nach Schnißereien
und anderen Kunstgegensfänden oorhanden ist, so sind die Wilden
darauf oerfallen, für die Guropäer neue und abenteuerliche formen
zu erfinden und fabrikmäßig anzufertigen, die sicher niemals in
Gebrauch gewesen sein können. Immerhin konnte die Gxpedition
noch reiche Sammlungen gewinnen. So wurde noch ein alter
Kriegsbogen aufgefunden, und es wurden Bogen und Pfeile nach-
gewiesen, die heute nur zum Schießen oon fischen gebraucht
werden. Außerdem wurde die Handhabung des fischdrachens und
des beweglichen fischzaunes beobachtet, dann die eigenartigen,
auf hohen Stüßen ruhenden, reich geschnißten Balken, auf welchen
die lUänner bei bestimmten festlichkeiten herumspringen u. a. Der
niedergang der alten Kunstübungen ist auf die Abnahme der Be-
oölkerung zurückzuführen, die sich in beständigen fehden aufreibt
und oon schweren Krankheitsepidemien heimgesucht morden ist.
(Gine tschechische Kunstgalerie in Pilsen.) ln Pilsen
soll eine tschechische Kunstgalerie errichtet werden, für diesen
Zweck haben die Stadtgemeinde Pilsen 2000 K und die städtische
Sparkasse 1000 K gewidmet.
(Archäologische Gntdeckungen in Serbien.) ln der
Berliner Akademie des Inskriptions machte Salomon Rein ach
IRitteilungen oon einem funde, der einem serbischen Gelehrten bei
Vinoä an der Donau gelungen ist. Ulan hat dort eine Reihe oon
Gräbern freigelegt, deren älteste formen Analogien zu den Grab
stätten der „zweiten Stadt oon Troja“ bieten, wogegen die jüngeren
Gräber Gegenstände enthielten, wie sie ähnlich bei funden in Un
garn, Rumänien, Bulgarien, Thessalien und sogar Kreta ans Eicht
gefördert wurden. Außerdem wurde ein militärisches Diplom,
datiert oom Juni 120, entdeckt, das jeßt im Iltuseum oon Belgrad
bewahrt wird. Dieses Dokument gibt interessante Aufschlüsse
über die Rekrutierung der römischen Kohorten.
(funde aus derZeit der zweiten Türkenbelagerung.)
Bei den fundierungsarbeiten des Baues zum Verwaltungsgebäude
für die städt. Gaswerke in Wien Schmidgasse 11 ist man auf
interessante Überreste aus der Zeit der zweiten Türkenbelagerung
gestoßen, ln einer Tiefe oon zirka drei IRetern unter dem Straßen-
nioeau entdeckte man alte, im Zickzack geführte Taufgräben mit
einer Sohlenbreite oon 2 m, oben bis zu 8 m breit. Die Taufgräben
dienten offenbar zum Schüße und zur Befestigung des türkischen
Zeltlagers gegen die Ausfälle der Belagerten. Diese Taufgräben
sind oielfach mit Scherben und tierischen Knochen ausgefüllt
(Gine Unioersitätsausstellun g in Teipzig.) Anläßlich
des 500 jährigen Bestehens der leipziger Universität wird im
Sommer d. J. in Teipzig eine Unioersitätsausstellung stattfinden,
die die Gntmicklung der Unioersitäten in bildlichen Darstellungen
oorführen und einen möglichst geschlossenen Überblick über die
im Besiße der Unioersitäten befindlichen Altertümer gewähren soll.
(Tluseen.
(Reuerwerbungen in Wien.) Die Gemeinde Wien hat
für das Hugo Wolff-Ziminer im neuen Rathaus das Hugo Wolff-
Bildnis des Ulünchener IRalers Clemens oon Wagner erworben. —
für die IRoderne Galerie wurde oon der Theodor oon Hör-
mann’schen Stiftung das Bild oon Richard Harlfinger „Hallstätter
see oom Salzberg“ angekauft.
Gin Ku n st-IRuseum auf Island.) Die alte sagenumwobene
Insel im nordischen FUeere wird in kurzer Zeit ein eigenes Kunst
museum besißen. Der isländische Bildhauer CinarJonson hat
nämlich seinem Heimatlande seine gesamten Werke überwiesen,
insgesamt 40 Gruppen Statuen und Reliefs, und daran die Be
dingung geknüpft, ein isländisches IRuseum zu errichten. Die
Regierung hat die Widmung angenommen; und alsbald wird mit
der Ginrichtung des JTluseums begonnen werden.
(Das Thoma-IRuseum zu Karlsruhe) soll zum 70. Ge
burtstage des Kleisters im Oktober 1. J. eröffnet werden. Die ge-
saminte Innenausstattung erfolgt nach den entwürfen des Künstlers
der zurzeit angestrengt daran arbeitet. Der Badische Kunstoerein
plant zum 70. Geburtstage des Rleisters eine umfassende Thoma-
Ausstellung in Karlsruhe.
(Die Goslarer Bergkanne.) Die Berliner königlichen IRu-
seen sind, wie uns gemeldet wird, um einen kostbaren Schaß be
reichert worden Die Bergkanne in Goslar, dieses im feinsten
gotischen Stil gehaltene IReisterwerk altdeutscher Goldschmiede-
kunsf, ist für den Preis oon 750.000 mark in den Besiß der ge
nannten IRuseen iibergegangen. Die Bergkanne, die bis jeßt im
„Huldigungszimmer“ des Goslarschen Rathauses aufbewahrt wurde,
soll zu Berlin im Kaiser friedrich-lRuseum aufgestellt werden.
(Städtisches museum in Clberfeld.) Der Wuppertaler
Rennoerein stiftete für das städtische IRuseum in Clberfeld ein
Gemälde oon Professor Angela Jank (JRünchen), ein „Jockey-
Hürdenrennen“ darstellend.
(Gin Wein museum.) Gin origineller Plan, der schon seit
längerer Zeit besteht, soll nunmehr mit fertigstellung des IRuseums-
neubaues zu Speyer seine Verwirklichung finden. Als IReister
Gabriel oon Seidl den Bauplan des prächtigen Hauses, das die
Kleinodien pfälzischer Geschichte und Vorgeschichte bergen und
bewahren wird, entwarf, wurden bereits Räume oorgesehen, in
denen der Grundzug des sonnigen Tändchens links des Rheins in
der Errichtung eines Weinmuseums zum Ausdruck kommen sollte.
Zwei dieser Hallen werden nun die Geschichte des Pfalzweines
darstellen in Geräten, Urkunden und Wappen der pfälzischen
Weingemeinden, während ein dritter Kellcrraum alte Keltern,
fässer, faßböden und geschnißte Weinembleme aufnehmen wird,
Huch Werkzeuge, Gläser, Humpen, Bilder und alles Altertümliche,
was mit dem Pfalzwein zusammenhängt, wird gesammelt und
aufbewahrt werden. Dieses Weinmuseum wird wohl eine Sammlung
darstellen, wie sie in Deutschland noch nicht besteht, und ist jeden
falls in einem Tand, dessen Weinbau bis in die römische Zeit