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Internationale Sammler-Zeitung.
riummer 6.
an dieser Kleinkunst Darüber, Rur der Sammler sali sein
Auge bilden und trainieren. Gs sind ihm Diele Genüsse
bescheert. Ich rate daher jedem Sammler Don Siegelabdrücken
auch an der Hand des Kenners den Unterschied zmischen
dem Abdruck einer Steingraoierung und der Grauierung
auf Hletall: Stahl, Bronze oder Silber kennen zu lernen.
Ich habe mir seit 50 Jahren mühe gegeben, Arbeiten unserer
Steinschneider zu sammeln, roelche leider in der Jetztzeit keine
bedeutenden Aufträge mehr haben, da die Steingrauierung
beinahe ganz aus der Diode ist. Die alten Stanzierungen
haben in figuralem fache, im Schnitt oon Graouren Herr
liches geleistet; und man findet diese Arbeiten noch in
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rounderschönen Gipsabdrücken. Am Anfang bis in die
mitte des uarigen Jahrhunderts, noch Dar 1848, roaren
Prioatpersonen bemüht, sich Sammlungen oon Gipsabdrücken
anzulegen, roelche man oon den Gipsgiejjern in Wien, besser
oder schlechter gegossen, beziehen konnte. Ich bin im
Besitje oon einigen dieser Sammlungen, die noch uermehrt
rourden durch Abdrücke oon münzen und Riedaillen An
diesen Abdrücken konnte der Graoeur studieren und lernen.
Und lebende Kleister roerden zugeben müssen, dafj diese
Art der Sammlung ihnen nüljlich geroesen ist. freilich
der „moderne“ kennt diese Arbeiten nicht und roirft sie,
roie alles Schöne, auf den JTlisf. Aber dem Sammler
machst die freude, Dinge zu besten, roelche einer Zeit
angehörten, roo die Kleinkunst ihre freunde hatte. Gs ist
traurig, zu sehen, roie die Diode herrliche Dinge oer-
schlingt. Die Vertreter des Steinschnitts und der heral
dischen Grauierung müssen es sich gefallen lassen, dafj
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sie keinen Auftrag erhalten, der ihrem Können Verdienst
gibt. Sie müssen sehen, roie ihre Arbeiten als Anti
quitäten behandelt roerden, denn die Steinschneidearbeit
überdauert Jahrhunderte, ja Jahrtausende, roie mir in den
Sammlungen der egyptischen Kluseen sehen können.
Gine Kleinkunst, die sich auf Kindeskinder uererbt,
ja unzähligen Generationen freude bereitet, ist heute auf
die Grauierung dou Wappen auf Ringen angeroiesen. Wie
kam dies? Auch in Wappengraouren, soroohl beim Stein
schneider als Graueur, ist der Diangel an Aufträgen fühlbar,
zum Teile heroorgerufen durch die kaiserliche Verordnung,
dafj zu dem Orden der eisernen Krone und des £eopold-
ordens die obligate Grhebung in den Adelstand aufgehoben
rourde. Jeder dieser Glücklichen hat sich ein Wappen
malen lassen und erhielt uom Dlinistenium die Grlaubnis
durch das Adelsdiplom zur führung seines Wappens. Die
Grauierung eines Siegels, eines Steinrings, eines Stempels,
der Stanzen für Hioreenknöpfe usro,, roar das Geringste,
roas uon den Reugeadelten uerlangt rourde. Von Brief
papieren, der Silbergrauierung, abgesehen, gibt es eine
lllenge Gegenstände, roo das Wappen durch den Graoeur
angebracht roird. Wir hatten in Wien im Jahre 1848
folgende Steingraoeure: Schroarz, Singer, Johann und Ignaz
Steinschneider, Stern, Grabmann, franz und Adolf Gabik,
Schaterl der Ältere und der Jüngere, Jauner, Roroak,
Dörflinger und noch mehrere. Am Heben und bei der
Arbeit sind uon den genannten Kleistern nur mehr drei,
alle anderen sind nicht mehr. Da die Steinschneider keine
Cehrlinge heranbilden, ist auch kein Rachrouchs da. Gs
roerden daher die Arbeiten dieser Heute kaum mehr dem
Sammler in die Hände kommen. Heider gibt es roeder
in Wien noch in Paris, Hondon und Berlin Sammlungen
oon Graoeurarbeiten; nur in Hinz ist eine solche und in
den Benediktinerstiften Klelk, Herzogenburg, Admont,
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Zroettl und Klosterneuburg sind Abdrücke alter Siegel
zu finden. Auch kleine Kluseen, roie das in Gggenburg
und in Krems in Riederösterreich haben Abdrücke oon
derlei Arbeiten, es sind jedoch nicht heroorragende Arbeiten
zu sehen. Im Kunsthistorischen Hofmuseum zu Wien sind
zroaH immer Abdrücke gesammelt morden, aber ob sie dem
Publikum zugänglich sind, roeilj ich nicht, Das österreichische
ITluseum für Kunst und Industrie hat 200 Stück oon
Abraham Schroarz aus meiner Sammlung und die grofje
Sammlung uon den Siegeln der Kaiser und Könige in
einem großen Kasten — ein Geschenk des Sammlers
Saba, roelcher die Siegel des österreichischen Kaiser
hauses in zroei Bänden herausgab.
Den Sammlern uon solchen Abdrücken, die alte und
moderne Kleister repräsentieren, roill ich einige Hamen
nennen. Die schönsten Arbeiten der Renaissanze sind
oon Riehl in Augsburg, oan Abraham Schroarz und
seinen Söhnen, uon Anton Hofmann, einem Schüler
oon Schroarz. Von anderen meistern des oergangenen
Jahrhunderts sind zu ermähnen: frau Gr ein er, Hagel,
einer der Schüler uon ihr, fisch er und Reyroöger,
Radnitjky in zroei Generationen, Jauner in heruorragen-
der Weise, Kleinert, Walnrbek; oon Auslande: Bien
bock in Klünchen und sein Schüler, der leider jung ge
storbene Otto in Berlin. Berühmte Steinschneider sind:
Haferoth und Acklann in Berlin, Schuppan und
t Quintus in Gger, Braun in Prag u. a. m.