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Internationale Sammler-Zeitung.
Rümmer 6.
achtet rourde, soweit es gleichzeitig seinem Schönheitssinn
entsprach, ferner brauchte gerade Herr oan Tanna nicht,
roie z. ß. der oerstorbene Dr. Ströter, daran zu denken,
seine Sammlung durch beständigen Tausch zu Derbessern,
fand sich irgendwo ein noch brillanterer Abdruck als der,
den er schon besafj, so erwarb er diesen einfach noch
hinzu. Cs ist ja auch sehr interessant, oerschiedene gute
Abdrucksqualitäten neben-
nander liegen zu haben,
wenn man sich das leisten
kann.“
Wir sind dank dem
Gntgegenkommen der firma
Gutekunst in der erfreu
lichen Tage, unseren Tesern
einige Abdrücke aus der
Kupferstichsammlung Tan
na, in allerdings uerklei-
nerter Reproduktion, oor-
zuführen.
fig. 1 ist einer der
seltensten Holzschnitte, ein
Werk des Rleisters Albrecht
Altdorfer in oarzüglichem
Abdruck. Im Walde steht
ein Tiebespaar; das Rofj
des Ritters ist an den Baum
stamm festgebunden. Die
Signierung des Rleisters ist
an dem Baumstamm unter
halb eines Vogelnestes an
gebracht. Heroorzuheben ist
an der Tracht der Jungfrau
der natürliche faltenwurf
des Rockes.
Das klassische Tiebes
paar, Pyramus und Thisbe,
zeigt uns fig. 2. Cs ist ein
oorzüglicher Abdruck auf
Papier mit der hohen Krone,
tadellos erhalten und mit
Rand. Der Stich, ebenfalls
non Albrecht Altdorfer, gehört zu den größten Selten
heiten und ist nur in wenigen Sammlungen zu finden.
Bartsch und Passaoant ist dieser Stich unbekannt,
ITleyer dagegen erwähnt ihn in seinem Künstlerlexikon
(S. 553, Rr. 10). Das Bild stellt Pyramus unter Tannen
im Grase liegend dar, in bequemer Stellung, die fiifje ein
gezogen und weidlich über Thisbe lachend, die
ihm gerade den Text zu lesen scheint.
fig. 3 uermittelt uns die Bekanntschaft
eines entzückenden Amors, der Hans Sebald
Behamzum Urheber hat. Cs ist ein ausgezeich
neter Abdruck des ersten Zustandes oor den
Wolkenstrichen, oor dem Wasser und oor der
Tafel mit dem Rlonogramm des Rleisters (HS B)
und der Jahreszahl (1524). Der Kupferstich
stammt aus der Sammlung des Sir Peter Tely,
ist oon der größten Seltenheit und fehlt fast
in allen bekannten Sammlungen. Der mollige
kleine Amor reitet auf einem Delphin, den er
mit der Rechten am Kopfe festhält, indes die
Tinke einen Stab schwingt.
Von den Werken Albrecht^ Dürers in der Sammlung
Tanna reproduzieren wir (fig. 4) einen Holzschnitt „Der
Schulmeister“, einen ganz frühen Abdruck oon der Rein
heit und Schärfe einer federzeichnung. Über dem Bilde
prangt die zweizeilige Überschrift: „Wer recht bescheyden
wol werden, Der pit got trum bye auff erden“. Das
Gedicht selbst fehlt. Der Holzschnitt, der rechts oben die
Jahreszahl 1510 trägt, zeigt einen geistlichen Schulmeister,
der mit dem Stabe auf einen der Knaben weist, die zu
seinen füljen sitzen und aufmerksam seinen Worten lauschen.
Im Hintergründe sehen wir das Schulhaus, oiele Gärten,
ein Kirchlein, das einsam
auf dem Berge steht, ein
Zug Schwalben streicht
darüber hin.
Grotjen Seltenheitswert
besitzt fig. 5, ein Kupfer
stich des Rleisters Ursus
(Urs) Grat, der zwischen
1485 und 1490 zu Solo
thurn in der Schweiz ge
boren wurde und nach
einem abenteuerlichen, wil
den Teben um 1529 zu
Basel starb. Seine Hand
zeichnungen, Kupferstiche
urd Zeichnungen, meist
Sittenbilder, Tandsknechte
und Genrefiguren erinnern
in der Tebendigkeit und
frische der Darstellung an
Hans Holbein den Jüngeren.
Unser Bild bringt ebenfalls
zwei Tandsknechte und eine
frau bei einem Baume, auf
dem der Tod als Gerippe
mit dem Stundenglas in der
Hand sitjt. Auf dem Stun
denglas hockt ein Rabe,
seiner Beute harrend. Im
Hintergrund sehen wir eine
Burg am fufje eines Berges,
in der ferne schimmert ein
See, der oon Segelbooten
belebt wird. Der Stich ist
oon oorzüglicher Qualität,
hat Rand und ist mit zwei Bruchfalten unterlegt. Die
Signatur des Rleisters und die Jahreszahl des fntstehens
des Werkes (1524) sind auf dem Baumstamm unterhalb
des Totengerippes angebracht.
Die schöne flufjlandschaft mit dem' Stadttore (fig. (>)
ist ein Werk des Rleisters Augustin Hirschoogel, der
der nürnberger Künstlerfamilie entstammt. Gr
ist der zweite Sohn Veit Hirschoogels und
wurde um 1488 geboren. Anfangs Glasmaler,
entwickelte er eine oielseitige Tätigkeit als
Zeichner, Rlaler, Radierer, Töpfer, Wappen
schneider und mathematischer Schriftsteller.
Abgesehen oon einem Aufenthalte in Venedig
(um 1534), wo er die Töpferkunst in IRajolika
erlernt haben soll, war er meist in Riirnberg
auf oielerlei Kunstgebieten tätig und seit 1542
in Wien, wo er als Kartograph tätig war und
1543 eine Unterweisung in der „Geometrie“
und 1550 eine Bilderbibel herausgab. Hirsch-
uogel starb um 1553 in Wien. Jhm werden oiele
altdeutsche Ofenkacheln, Öfen (u. a. ein griin
glasierter auf der Burg zu Rürnberg) und Krüge, fälschlich
die sogenannten Hirschoogelkrüge, zugeschrieben. Der oor-
liegende Abdruck, der schmale Ränder hat, gehörte früher
der Sammlung Camesina an.
?ig. 2.
fig. 5.