Rümmer 8.
]nternafionalc Sammler-Zeitung.
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die Itlehrzahl der in Olympia beschäftigten Archäologen, auch
A. furtwängler, an, dab die ersten menschlichen Ansiedlungen
an dieser Stätte etcoa auf das achte Jahrhundert o. Chr zurück
gehen. Die Traditionen non Oinomaos und Pelops gelten dieser
mehrheit als inhaltloser ITlythos. Dörpfeld aber hielt daran fest,
dafj ein realer Kern in diesen mythologischen Überlieferungen
stecken müsse. Die Ausgrabungen am lAetrdon und an den Schab-
häusern haben die Richtigkeit seiner Ansicht dargetan. In der Tiefe
non zwei llletern non den Grundmauern des Uletröons und in
der Tiefe oon sechs llletern non denen der Schatjhauser aus fand
der Gelehrte Spuren oan alten Räumlichkeiten, deren entstehen
unzweifelhaft auf das zweite oorchristliche Jahrtausend
zurückgeht. Die in der dunkelfarbigen Sandschicht gemachten
fände an Tonwaren zeigen ihrer ganzen Beschaffenheit nach und
insbesondere in ihrer Technik untrügliche lllerkmale, die über die
mythischen Zeiten des Oinomaos und Pelops hinausweisen
(Archäologische 5unde in Belgien.) In dem kleinen
Dorfe T a r n i res, unweit Ca Couo re, wurden archäologische
Sunde non großem Werte gemacht, lllan stieb bei Ausgrabungen
auf einenfriedhof a usäer frankenzeif, dernicht weniger als 370 Gräber
enthielt. Außerdem will man einen Ceichenoerbrennungsafen en'deckt
haben, dessen Ursprung in der römischen Zeit zu suchen is\ Hin
sichtlich des lebten Sundes sind noch wissenschaftliche nachfor-
schungen notwendig, die oon in- und ausländischen Gelehrten an
gestellt werden.
(Huseen.
(Die Konkurrenz der llluseen.) ln einem sehr inte
ressanten Aufsalje über „Denkmalpflege und Heimatschub > n Öster
reich“, den Wilhelm freiherr oon Weckbecker in der „Österr
Rundschau“ oeröffentlichte, finden mir folgende beachtenswerte
Stellen: „Die lAuseumsfragen bedürften in mancher Richtung einer
Regelung unter einheitlichen Gesichtspunkten. Bis in die 1880 er
Jahre bildeten die großen Zentralmuseen und die Handesmuseen
so ziemlich die einzigen bedeutenden Sammelstätten. Seither sind
jedoch Regional- und Cokalmuseen in geradezu erschreckendem
ITlafje hinzugekommen. Es wird alles und jedes regellos und wild
durcheinandergesammelt, meist blot} um des Sammelns willen und
ohne irgendwelche fühlung der llluseen untereinander. Das hat,
so sehr an sich die Tendenz der kleineren llluseen als lokaler
Sammelpunkte für herrenlos gewordenes oder sonst gefährdetes
kulturhistorisches oder kunstgeschichtliches material zu begrüben ist,
seine groben Gefahren. Vor allem machen sich die llluseen unter
einander Konkurrenz, was zu einer Steigerung der Preise und zu
unnötigen Eifersüchteleien führt, dann wird auch oft den wissen
schaftlich geleiteten größeren Instituten dieser Art wichtiges material
aus lokalem Ehrgeiz entzogen, mitunter kommt es auch oor, dab
diesem Ehrgeiz zuliebe künstlerische Aussfattungsgegenstände ohne
sonstigen Grund aus ihrer bisherigen Aufstellung und Umgebung
entfernt werden, um ein ITtuseum zu „zieren“. Exempla sunt odiosa
— nur der eine fa I möge beispielsweise hier erwähnt werden,
dafj ein gut erhaltenes und an seinem Platje nicht gefährdetes
mittelalterliches freskogemälde uon einer Kirche abgenommen wurde,
um an einem llluseumsbau angebracht zu werden. Die Heimat
schubbewegung, die richtig oerstrnden, gerade für die Erfassung
solcher Objekte an ihrem Orte eintritt, weil sie dort nicht nur schöner,
sondern auch direkt erziehlicher wirken, als zu Reihen aufgestapelt
in den meist uon uornherein mit Raummangel kämpfenden llluseen,
birgt anderseits gerade in dieser Richtung unleugbar eine Gefahr.
Denn zumeist wird sie uon naiuen Gemütern dahin aufgefab', dab
möglichst oiel und in möglichst kurzer Zeit für das Hokalmuseum,
das Schiboleth der Heimatsfreunde, gesammelt werde. 5o wandern
guter alter Hausrat, die alten Trachten, Truhen und Kasten a Ige-
mach aus den prioaten Wohnstätten in das Ortsmuseum, Haus
und Familien entäufjern sich aus Hokalpratriotismus ihres charak
teristischen alten Erbes und oerfallen in öde llüchternheif um des
musealen Aberglaubens willen, der um so weniger Huben trägt,
als derlei kleine Aluseen uon der ansäipgen Beoölkerung meist
nur selten aufgesucht werden, und immer blab einen kleinen Kreis
oon Interessenten beschäftigen. Es sollte daher getrachtet werden,
auf die kleineren JTlusealinstifute bestimmenden Einflufj zu gewinnen
und sie dazu zu oerhalten, sich lediglich auf die Rettung gefährdeter
Objekte und auf das Zusammenhalten des lokalgeschichflich
Wichtigen zu beschränken.“
Uom Kunstmarkfe.
(Amsterdamer Kunstaukfion.) Alan berichtet uns
unterm S. d. Hl. aus Amsterdam: Die firma Srederick Jlluller
& Co. hat den Hachlab oon zehn oornehmen holländischen Häusern
in einer Auktion oereinigt, und dadurch für Kunstliebhaber eine
ganz ungewöhnliche Attraktion geschaffen. Ulan hat denn auch
selten so oiele ausländische Hiebhaber und Agenten in Amsterdam
gesehen, wie in diesen Tagen. Die Auktion gestaltete sich dem-
gemäb sehr animiert, und die erzielten Preise sind sehr gute, für
uns Holländer betrübend ist nur, dab die meisten Objekte, ins
besondere aber die Zimmerdekorationen, ins Ausland wandern,
hauptsächlich nach England und Amerika. Von interessanten De
tails erwähnen mir: Ein grober Honis X • [. Salon aus dem Hause
des Dr. Cock in Heyden ging samt Rahmen er hatte keine Wand
bilder) um 5000 Alk ab; ebenso uiel brachte ein Zimmer aus dem
Hause des Herrn Weeningh in Amsterdam. 13 Panneaux in der
illanier des Boucher erzielten 6000 Alk Eine gestickte Tafeldecke,
französische Arbeit aus Douai mit den Jahreszahlen 1ö06 und I64l'
brachte 7000 Ulk. Von Bilderpreisen sind nennenswert: Das
grobe Porträt eines Canonicus, das oon einigen de lllabuse, non
anderen G. lAatsys zugeschrieben wird, 8590 Ulk., zwei Tafeln des
„Kleisters der Ulagdalena-Hegende“ 10560 und 6970 Ulk., zwei
interessante Tafeln, nackte frauen, die in einer Hondschaft knien,
5825 Ulk, eine grobe Ansicht oon Heyden oon oan Goyen 14450 Ulk.,
ein kleines Bildchen oon Cuyp 11900 Ulk, das Porträt eines Offi
ziers non demselben Kleister 16150 Ulk., die „Heringshändlerin“
non Abraham oan Dyck, einem der ersten Schüler Rembrandts,
2800 Ulk., ein „Gebet uor der ITtahlzeit“ desselben Kleisters, 2210 Ulk.’
ein hellfarbiges Stück uon Dauid Teniers, 10570 Ulk. Des weiteren
erzielten: Eine Ansicht der St. Bennokirche in Hartem oon Sa rn-
redam4165 Ulk., Wouwermanns „Handhaus Elswout bei Hartem“
2760 llik., Corn. de Vos’ „Drei Kinder um ein Klaoier“ 4630 Ulk.,
ein lllännerkopf oon Ph. de Champaigne 1740 Ulk., ein frauen-
porträt oon Santooort 5100 Ulk., ein paar kleine Porträts oon
llic. Ulaes 5910 Ulk., ein Porträtchen in ganzer figur oan de Keyzer
4590 Ulk., zwei elegante Bildchen des Österreichers Janheck aus
dem 18 Jahrhundert 1 90 Ulk., eine, stark an franz Hals erinnernde
Handpartie 14450 Utk., der breitgemalfe Puter eines unbekannten
Kleisters 11650 Ulk. Ein auberordentlich schönes Werk oon Olis
wurde um 6800 Ulk für das Uluseum in Brüssel erworben,
(Ex libris-Auktion), Ulan berichtet uns aus Berlin: In
der 00m Antiquariat Utax Perl oeranstalteten Auktion oon Kupfer
stichen, Radierungen, Ex libris erzielte die 2400 Hummern umfassende
Kollektion oon Ex libris im ganzen 2500 Ulark. Das radierte Werk
Chodömieckis (150 Blatt) kam auf fast 2000 Ulark. Unter den
modernen graphischen Blättern brachten es die „Radierten Skizzen“
oon Utax Kling er (op. t. 8 Blatt) auf 1200 Ulk., die sechs Blätter
des Opus 111 „Eoa und die Zukunft“ auf 1000 Ulk.
Ausstellungen.
Berlin. Akademie der Künste. Porträt-Ausstellung des Kaiser
friedrich Uluseumoereines.
— Berliner Sezession. 18. Ausstellung. Bis Ende August.
— Grobe Berliner Kunstausstellung 1909. Bis 26. Sep
tember.
Brüssel, modernes museuni. Jahresaussfellung der Künsiier-
gruppe „Vie et lumoire“. Den Hauptraum nehmen die Bilder
Ulonticellis ein, der seif seinem Tode zu immer gröberer Berühmt
heit gelangt. Bei Hebzeiten mubte Ulonticelli seine Bilder für 20
bis 30 franks in — Kaffeehäusern oerkaufen.
Budapest. Künstlerhaus, frühjahrsausstellung.
Dresden. Internationale photographische Ausstellung.
— Grobe Aquarell-Ausstellung. Schlu'b 1. Oktober.
Düsseldorf. Grobe Kunstausstellung für christl. Kunst und
des Vereines zur Veranstaltung oon Buntausstellungen. 15. Ulai
bis 3. Oktober.
florenz. Ausstellung der Associazione degli Artisti Italiani.
Bis 30. Juni.
Graz. Handesmuseum. Ausstellung des Wiener Aqua-
rellisfenklub.
Görlilj. Ausstellung des Kunstoereines für die Hausitj.