MAK
nummer 9, 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 139. 
aber keineswegs „leichtbeschwingt“, wie ihre Bewegung u er muten 
lassen sollte, sondern oollkommen gepanzert nach römischer Weise, 
dazu mit einem korinthischen Helm angetan, der das langgclockte 
Haupt halb bedeckt. Wahrscheinlich ist diese ganze, etwa 15 Zenti 
meter hohe 5igur irgend ein Ornamenfstück, das in einer gewissen 
flnzahl non Exemplaren hergestellt wurde. Um so seltener, daß 
nie etwas Ähnliches bisher bekannt geworden. Die Arbeit dieses 
lächelnden Kriegskindes mit den farbigen, besonders eingesetzten 
Hugen ist auf3erordentlich gut, wenigstens für diejenige Phase der 
römischen Kaiserzeit, der die Statuette ersichtlich angehört, die 
Erhaltung tadellos. 
(Ein neuentdeckter Bronzekünstler.) Wilhelm Bode 
bestimmt in dem soeben erscheinenden Jahrbuch der Kgl. preußischen 
Kunstsammlungen einen neuentdeckten Bronzekünsfler der Re 
naissance. Es ist niaffeo Olinieri aus Brescia, der 1527 die 
beiden Bronzekandelaber im rechten Querschiff non 5. ITlarco 
zu Venedig schuf. Auf den schlanken Kirchenleuchtern bewegen 
sich in den nerschiedenen Zonen, aus denen diese fast 2 lAeter 
hohen Gebilde zusammengesetzt sind, 6 nackte oder fast nackte 
junge lAänner, die auf ihren Schultern den Oberteil des Ceuchtcrs 
zu tragen scheinen. ITlit dem hastigen Ausschreiten, dem scharfen 
Vorstellen einzelner Körperteile und dem Zurückschieben anderer 
stimmt mit ihnen die Adamsstatuette im Kaiser-friedrich-lTluseum 
zu Berlin überein: eine jugendliche Gestalt, nur charakterisiert durch 
den Spaten mit langem Schaft, ln dieser einzig dastehenden Auf 
fassung des Adam scheint der Künstler Studien, die er für jene 
Figuren an den Kandelabern machte, in freier Weise wiederholt 
zu haben. Auch die unbestimmte malerische Behandlung, die mehr 
andeutet als durchführt, ist hier wie dort die gleiche. Das in dieser 
frühzeit des Cinquecento besonders auffallende Bestreben nach 
stärkster Bewegung und schärfster Ausbildung des Kontrastes, das 
diese Jünglingsfiguren charakterisiert, findet sich kaum weniger 
bei den sitzenden Tugenden in den Rischen am Rlittelfeil der Kan 
delaber. Sie hocken da in der bewegtesten Haltung, die Körper 
sind uoller, weicherund reizooller, den Gestalten eines Giorgione 
und Palma oerwandt, denen sie aber an Kenntnis des Körpers 
überlegen sind. Dieselben Eigenschaften finden sich in einer Anzahl 
der reizoollsten nackten Tänzerinnen der Renaissance, eine in der 
Sammlung des Rlusee Cluny, eine zweite in der Thiers-Sammlung 
des Couore. Daran schließt sich der im Tanz sich drehende Saun 
in der Sammlung Gustaue Dreyfus, und eine kleine nackte Tänzerin 
in der Sammlung Bischofsheim zu Paris. Das größte Werk des 
Künstlers ist dann die „Sarna“ im Kaiser-Sriedrich-IRuseum in Berlin, 
ln diesen Werken ist das Bild eines Künstlers gewonnen, der eigen 
artig in der Plastik Venedigs die Hochrenaissance einleitet. 
Handschriften. 
(Briefe der Kaiserin ITlaria Theresia.) Herr Dr. 
Szaffka in Budapest teilt uns mit, daß er im Besiße non 
einigen interessanten Briefen der Kaiserin ITlaria Theresia und 
ihres Gemahls, franz oon Cothringen sei. Die Briefe, die 
politischen Inhalt haben, stammen aus dem Jahre 1745 und sind 
an den Cegationssekretär am preußischen Hofe oon Weingarten 
gerichtet. Bei zwei Briefen sind die Siegel fllaria Theresias und 
?ranz oon Cothringens noch sehr gut erhalten. Außerdem befindet 
sich im Besitze Szaffkas ein bedeutsames historisches Dokument. 
Es ist die Erneuerung des Defensio-Bündnis-Trakfats Karl VT. mit 
dem König oon Polen 1755, mit der Erneuerungsklausel der 
Kaiserin ITlaria Theresia aus dem Jahre 1743. Der Besitzer wäre 
geneigt, die Handschriften abzugeben 
(Eine lTooelle ITapoleons I.) ln der Biblioteca lllarciana 
in Florenz hat man das lAanuskript einer lTooelle gefunden, die 
ITapoleon I. in seiner Jugend geschrieben hat. Das lAanuskript 
wird demnächst in einer Reoue oeröffenflicht werden. 
Dumismatik. 
(Die neuen türkischen RTünzen.) llach türkischer Sitte 
werden beim Regierungsantritt eines Sultans sofort neue JAiinzen 
geprägt; alle während der Herrschaft desselben Sultans geprägten 
lAiinzen tragen nur das Jahr der Thronbesteigung. Dem alten 
Gebrauch neuer lAiinzprägung wird auch zu Ehren lAohammeds V. 
gehuldigt; aber in den Aufschriften werden einige Veränderungen 
oorgenommen. Auf der einen Seife bleibt die „Tughra“, das Hand 
zeichen des Sultans, mit der Jahreszahl der Thronbesteigung; die 
andere Seite dagegen erhält fortan die Bemerkung: Dewlefi THesch- 
rutai Osmanije, konstitutionelles osmanisches Reich. 
(nickelmünzen im Altertum.) Aus Berlin wird uns 
geschrieben: In der jüngsten Sitzung unserer „numismatischen 
Gesellschaft“ wurde auf die interessante Tatsache hingewiesen, 
daß bereits im Altertum einmal llickelmünzen geprägt wurden. 
Es geschah dies durch die indischen Könige Euthydemos II, Pan 
taleon und Agathokles, die in der ersten Hälfte des 2. Jahrh. o. Chr. 
in den Cändern südlich des Paropamisosgebirges geherrscht haben. 
Die Analyse einer münze des Euthydemos ergab 77'5 gr. Kupfer, 
20 gr. lTickel, ferner Spuren oon Eisen, Zinn, Silber usw. Die HTischung 
steht also der heute beliebten oon 75 Kupfer und 25 lTickel 
sehr nahe. Dem klassischen Altertum ist das lTickel, sowohl dem 
Wesen, wie dem lTamen nach unbekannt gewesen; erst im Jahre 
1751 hat es Cronstadt bekanntlich als besonderes lAetall nach 
gewiesen. Den Chinesen ab:r war es seit alter Zeit bekannt, und 
durch sie ist es aller Wahrscheinlichkeit nach nach Indien gekommen. 
(lAünzfunde.i Beim Ausschachten eines Grundstückes in 
Edemissen bei Einbeck wurde eine mit Gold- und Silbermünzen 
gefüllte Kassette aufgefunden. Die Goldmünzen tragen das hanno- 
oersche Wappen und die Jahreszahl 1740. 
Philatelie. 
(lAarkenneuhcifen.) Von dem neuen russischen Saß, 
oon dem mir bereits eine Illustrationsprobe gebracht haben, liegen 
nun die Werte zu 14, 15, 20, 55 und 70 Kopeken oor. Die Zeichnung 
ist dieselbe wie bei den niedrigen Werten, die 14-Kopekenmarke 
hat auch die gleiche ^arbe wie ihre Vorgängerin. Die neue 15er 
ist braun, oiolett und blau, die 20-Kopekenmarke blau und karmin, 
die 35-Kopekenmarke lilla und grün, die 70-Kopekenmarke braun 
und orange 
Canada hat den ausgegebenen Werten bis zu 20 Cents 
eine 50-Centsmarke beigesellt, die auf oiolettem Grunde das mohl- 
getroffene Porträt König Eduards zeigt. (?ig. 1.) 
China, auch in Bezug auf Briefmarken das konseroatiosfe 
fand der Welf, erscheint nach längerer Zeit wieder mit einer lTeu- 
heit, einer 10-Centsmarke, die, für den Welfoerkehr bestimmt, außer 
der chinesischen Werfbezeichnung eine solche in englischer Sprache 
und in arabischen Ziffern enthält. Die marke, die, wie Sig. 2 zeigt, 
geschmackooll in der Ausführung ist, ist ultramarin. 
Van Peru liegt eine graue 1-Centaoomarke oor (5ig, 5), die 
ohne Zweifel als Vorläuferin eines neuen Saßes zu betrachten ist. 
(Zur Erinnerung an die Erwerbung oon Alaska.) 
Vom I. Juni an werden alle Postämter in den Vereinigten Staaten 
eine neue Briefmarke oerkaufen, die zur Erinnerung an die Er- 
uierbung oon Alaska ausgegeben wird. Gleichzeitig wird die Aus 
stellung in Setfle die Entwicklung oon Alaska unter amerikanischer 
Herrschaft zeigen. Die neue marke ist rot, gilt zwei Cent und trägt 
in der mitte das Porträt des ehemaligen Staatssekretärs William 
H. Semard, der die Verhandlungen über die Erwerbung oon Alaska 
seitens der Vereinigten Staaten abschloß. 
(Eine Briefmarkensammlung um eine miIlion.) Der 
kürzlich in Philadelphia aus dem Ceben geschiedene Prioatier 
Dr. Paul hat eine Briefmarkensammlung hinterlassen, deren Wert 
auf eine million Kronen geschaßt wird. Die Erben beabsichtigen, 
die Sammlung, die u. a. alle bisher ausgegebenen (Harken der 
Vereinigten Staaten enthält, zu oerkaufen,
	        
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