Hummer 4.
Seite 59.
Internationale Sammler-Zeitung.
sprechen, hat sich der lobenswerten ITlühe unterzogen, das Thema
der Ärzte Ex libris monographisch zu behandeln. Im Anschlüsse
daran bespricht er die Buch-Eignerzeichen der Apotheker, deren
Beruf ja gleichfalls der Heilung der leidenden lAenschheit gewidmet
ist. In einer angehängten kleinen Studie überblickt er die Reihe
jener Blätter, auf denen der Kampf des Tebens gegen den Tod
zum Ausdrucke gelangt, oder auf welchem Sinnbilder der Vergäng
lichkeit dargestellt sind; dieser letzte Abschnitt wächst logisch aus
den beiden oorangehenden Gruppen heraus, ln dem Werke ist
die chronologische ITlefhode streng durchgeführt; uon Rabelais
handschriftlichen Eintragungen, womit dieser grofje Gelehrte sein
Eigentum an seinen Büchern festsfellte, ausgehend, führt uns der
Verfasser in angenehm und anregend plaudernder Weise als wohl
unterrichteter ITlentor durch das ganze Gebiet seiner Forschung,
Schritt für Schritt unser Interesse beanspruchend. 107 Abbildungen
unterstützen seine Ausführungen, die stets fesseln, niemals ermüden.
Ohne einen Tadel aussprechen zu wollen, müssen wir erwähnen,
dalj wohl gerade die Abbildungen der schwächste Teil des Werkes
sind; wir glauben, dafj mancher Besitzer eines interessanten Blattes
in leider nur zu bekannter Engherzigkeit den Autor unserer lAona-
graphie nicht die erwünschte Unterstützung angedeihen liefj. Dafz
ein so ausgebreitefes Gebiet, wie Henry Andre es sich gewählt
hat, nicht bei dem ersten Gange durch dasselbe erforscht werden
kann, ist klar; der Verfasser stellt uns daher schon jetzt einen
zweiten Band in Aussicht, in dem so manche Tücke, die der erste
Band offen läfzt, noch ausgefüllt werden wird, Wir hoffen, dafj
sein Apell an die Sammlerwelt, ihn bei seinen Arbeiten durch Dlit-
feilungen zu unterstützen, nicht ungehört uerhalle. Das Werk, dem
wir eine grolle Verbreitung wünschen, ist durch den Verfasser
Henry Andre, Paris 5, faubourg Saint-Iacques, XIV e Au * zu dem
billigen Preise non 10 franks zu beziehen; jedes Exemplar trägt
die fortlaufende Hummer und die eigenhändige Unterschrift des
Autors. r—z.
Heraldik.
(Eine Änderung im Berliner Stadtmappen.) Aus Berlin
aiird uns gemeldet: Der ITlagistraf uon Berlin hat beschlossen, an
Stelle der alten Berliner Stadffarben Schmarz-Rat-Weifz die Farben
Rot-Weifj in magrechten Streifen mit silbernem Schilde und den
Bären zu selzen. Die häufigen Verwechselungen der Stadt- mit den
Reichsfarben oeranlafjten diese niafjnahme.
Holzscbnifyerei.
(norwegische Trinkgefäfje aus Holz.) ln alten Zeiten,
so schreibt Otto ITleyerson im „Coinosseur“, erzeugten die ITlenschen
mit den Händen wahre Wunderdinge, besonders mar dies im
hohen norden der fall, wo der Bauer den ganzen Winter über
uon der Aufjenwelt fast abgeschniften war Umgeben uon Schnee
und Eis, nahm er die Gewohnheit an, so manchen Gebrauchsgegen
stand nicht nur für den eigenen Hausbedarf, sondern auch zum
Verkaufe anzufertigen, um ihn zur Zeit, da die Sonne Wege und
Strafzen wieder praktikabel machte, zu markte zu tragen.
Aus dieser Zeit stammen zwei Stücke, die sich in einer
Priuatsammlung in Stockholm befinden, Trinkgefäfje, mafjkrüge,
die aus einem alten Birkenstamme geschnitzt und mit Skulpturen
so seltener und edler Art geschmückt sind, dafj weder das ITluseum
zu Stockholm noch das in Ehristiania ein besseres Stück aufmeist.
Der eine Krug rührt aus dem 16., der andere aus dem 17.
Jahrhunderte her. Der erste, der 9 Zoll in der Höhe und 5'/,, Zoll
im Durchmesser hat, stellt die Geburt Jesu Christi und die Ankunft
der Weisen aus dem lllorgenlande dar. Rund um den Krug reiten
sie auf kleinen norwegischen Pferden, angetan mit Kronen und
bringen dem Jesukinde Gaben dar. Die Jungfrau sitzt mit dem
neugeborenen im Arme, mährend die drei Könige uor ihr knien.
Auf dem Deckel ist eine Wiege mit einem Kinde eingrauiert. Die
Köpfe eines Esels und eines Ochsen, eines Engels und eines lllannes
mit einem Wanderstabe (Josef) und einer Jungfrau (ITlaria) zeigen
die Geburt und die Flucht nach Ägypten an. Die Ränder des Kruges
sind mit den Tomen des heiligen Olaf umgeben, auch auf dem
Henkel ist ein solcher angebracht.
Der Krug aus dem 17. Jahrhundert ist etwas breiter, 6 Zoll
im Durchmesser, aber nur 8 Zoll hoch. Hier jagt ein ITlann in
burgundischer Tracht auf einen Hasen, dem ein fuchs nachsefzt,
ein Hund uon gewöhnlicher Rasse, ein Pudel oder ein pommer’scher
Hund wartet sprungbereit auf das Tosgehen des Schusses. Der
ganze Krugrand ist reichlich mit Schnitzwerk, Obst und Blumen
oerziert. Auf dem Deckel hält ein Papagei eine Traube. Dieser
Krug ist besonders interessant, da die Innenseite noch die Trink
marken enthält schmale Knöpfe, welche anzeigten, wie tief es
jedem Gaste erlaubt war, zu nippen. Die form der Trinkgefäfje ist
fast dieselbe, welche für Zinn und Silberkrüge oermendet wurde.
Kupferstiche.
fRaimondi und seine Schule) Am 1. d. JA. wurde, wie
man uns aus Rom schreibt, in der Galeria Cortini eine überaus
reichhaltige Sammlung oon Kupferstichen des niarca Antonia
Raimondi und seiner Schule eröffnet. Raimondi, ein Hauptmeister
des Einquecento, ist insbesondere durch seine Kopien nach Vorbildern
Dürers und Raffaels bekannt, durch ihn sind zahlreiche Zeich
nungen und Entwürfe Raffaels, welche oom Kleister gar nicht oder
doch sehr oerändert ausgeführt wurden, der llachwelt erhalten
worden.
Dumismatik.
(Die österreichischen Jubiläums-Hund ert-K ronen-
stücke.) In dem Aufsätze über die plastischen Kunstwerke des