Hummer 1
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Internationale Sammler-Zeitung.
Chronik.
Ansichtskarten.
(Ein Ansichfskarten-Kartell.) Die maßgebenden deutschen
und österreichischen Fabriken oon Autochrom-Ansichtskarten mit
einer jährlichen Produktion uon fünf Ulillionen lllark schlossen
eine Preiskonuention ab und legten minimalpreise fest. Die öster
reichischen Ansichtskartenhändler schlossen gleichfalls eine Preis-
kanoentian für olle Genrekarten im Detailuerkehr ab.
(Ileues uom Ansichtskartenmarkt.) Die Zeit, roo die
Ansichtskarte nur den einen Ztoeck hatte, einen Brief zu ersparen,
ist oorbei. Die Ansichtskarte ist zu einem begehrten Sammelobjekte
geworden, was sie uielleicht rueniger den Gegenden, die sie dar
stellt, als der Art, tuie es geschieht, oerdankt. Deshalb finden auch
Genrekarten oon Tag zu Tag größere Verbreitung und zu getoissen
Feiertagen, toie Weihnachten, lleujahr und Ostern,
nehmen sie das allgemeine Interesse in An
spruch. Eine Schar uon malern, Zeichnern,
Graoeuren und Stechern roidmen sich mit immer
machsendem Erfolge der „Kunst im Kleinen“.
Von der einfachsten illustrierten Postkarte bis
zur gehaltoollen Gratulationskarte in Gestalt
einer Originalarbeit oon Künsflerhand ergibt sich
eine Stufenleiter aller erdenklichen Formate, Aus
stattungen und Reproduktionstechniken. Seine
Glückwünsche auf einer Originalkarte oon
Künstlerhand zu senden, toird in oornehmen
Kreisen allgemein zur Sitte. Die Genrebilder
zeigen zumeist ideale Frauenköpfe, uielfaeh auch
Szenen, mit männlein und Weiblein, in seliges
gegenseitiges Betrachten oersunken. Theo
Zasche kommt uns mit solchen Genreszenen
in einer zarten, sinnigen Art entgegen, die mir
bisher an ihm nicht kannten, nun aber umso
mehr selben. Englische Karten zeigen kolo
rierte Frauenkäpfe, in Blumen gebettet; sie
fragen ebenso toie die kolorierten Platinos mit
humoristischen Darstellungen aus dem Kinder
leben die Inschriften, die sie für die beiden kurz
aufeinander folgenden Feste gleich brauchbar
machen: A merry Christmas and a happy New-
year. oder With best Wishes. Jagdkarten oon
der Fasan-, Rebhuhn-, Hasen- und Fuchsjagd
gehörten zu den gesuchtesten Weihnachtskarten,
ob sie nun koloriert oder unkolorierf, gedruckt
oder gestochen, mit oder ohne Text auf den
markt kamen. Ja, sogar plastische Fasan- und
Rcbhühnerkarfen mit roirklichem Federkleid
fanden zahlreicheCiebhaber. Die sich immer mehr
ausbreitende Sitte, Weihnachten und lleujahr
in den Bergen zu oerbringen, hat auch auf die
lleujahrskarfen-Industrie Einfluß geübt und
Rodel und Schlitten, Skie und Schlittschuhe geben
mannigfache Gelegenheit zur Betätigung oon
Wiß und Humor im Bilde. Schönpflug, der
geistreiche Spötter, bringt denn auch köstliche
Persiflagen der Sportsmen and roomen, die nach
seiner Version alle offenbar nur ein Verlangen
haben: zu oerunglücken. Und da Schönpflug mit
sichern! Blicke immer das ergreift, roas gerade
„in der £uft liegt“ wandte er sich mit Eifer der Aoiatik zu und ent
warf mit kühnem Stifte Zukunffsluftfahrzeuge. Selbstoerständlich
lassen die Karten zum neuen Jahr auch komische Szenen aus Alt-
Wien gelten. Kinderszenen und Blumenstücke finden immer Anmert.
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Flutographen.
(Ein unbekannter Brief Wielands.) In dem eben er
schienenen „Züricher Taschenbuch auf das Jahr 1 <310“ (heraus
gegeben oon einer Gesellschaft Züricherischer Geschichtsfreunde)
publiziert der Prioatdozent Dr. Alfred Schaer Briefe aus der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Denkmale aus der Blüte
zeit des literarischen Cebens in Zürich. Der erste ist ein bisher
unbekannt gebliebener Brief Wielands uom 26. llooember 1756
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3.
Fig. 12. Richard Wagner, Die Hochzeit.
(Zu Artikel „Citerarische Seltenheiten“ auf Seite 5.)