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Internationale Sammler-Zeitung.
jeijt noch nirgend gefunden worden seien. Die Regierung lehnte
zuerst ab, und Redfowles, der freund und geschäftliche Vertreter
Bridgeports, «erlangte nun doppelt so oiel als oorher und der
Staat erwarb die seltenen und kostbaren Gegenstände.
Cord Tannemore erzählte nun dem schwedischen Professor
und Archäologen Clusius, dessen Hilfe er zur Entdeckung der
fälschung in Anspruch nahm, folgendes (wir folgen nun teilweise
dem Buche):
„Sechs Tage hindurch suchte ich mir selber einzureden, dafj
die neuermorbenen Backsteine echt seien. Am siebenten Tage ging
ich zu unserem freunde Kingsby, Sie wissen, er ist jetzt Direktor
des ITluseums, und ich bat ihn, mich die funde genau untersuchen
zu lassen. .Dies sei soeben geschehen, 1 meinte er. Ich teilte ihm
meine Ansicht bezüglich der Echtheit der Steine mit, worauf er
antwortete: ,Die bedeutendsten Archäologen, auch Ramlinson, haben
die Ziegel geprüft, ehe das ffluseum sie gekauft hatte; Ihre zu-
oerlässige, fachmännische Untersuchung wird uns jedoch sehr
schätzenswert sein.“ Daraufhin übergab er mir die Steine. Ich
nahm sie mit mir. Es wurde in den fachkreisen bekannt, dafj ich
die Steine für gefälscht hielt, und wenige Tage, nachdem ich die
Untersuchung begonnen hatte, kam Redfowles, Bridgeparts freund,
der den Verkauf der Antiquitäten betrieben, zu mir. Er behauptete
dafj ich ihm Genugtung schuldig sei, da ich ihn und seinen freund
durch meine Behauptungen als Betrüger gekennzeichnet habe und
forderte mich zum Zweikampfe.“
Der Professor hatte, mährend der Cord redete, den Kopf
erhoben und rief jetzt lebhaft aus: „Tannemore, ich werde sekun
dieren! Ich tu' es gern, sehr gern sogar.“
„Clein, nein!“ erwiderte Tannemore. „Ich werde mich nicht
schlagen Ich danke Ihnen warm für Ihr Anerbieten, aber, lieber
freund, hören Sie! Schwereres, ungleich Schwereres mutz ich uan
Ihnen erbitten. — Ich werde mich also nicht schlagen. Denn, würde
ich in diesem Duell fallen, dann wäre es mir unmöglich, den Be
weis des Betruges zu erbringen, und Bridgeport und Redfowles
könnten heimlich über alle ehrlichen Archäologen lachen. Ich aber
will sie entlaroen “
Tannemore lächelte bitter, als er fortfuhr: „Das heifzt, ich
wollte sie entlaroen, deshalb habe ich mit Redfowles ucr Zeugen
am 6. August uorletzten lahres folgenden Vertrag abgeschlossen:
Es seien mir zwei fahre gegeben, den Beweis zu liefern, dal) die
Inschriften auf den Ziegeln gefälscht seien. Wenn ich innerhalb
der gegebenen frist diesen Beweis zu erbringen imstande sei,
müsse Redfowles sich zu oon mir anzugebender Zeit töten; gelinge
mir der Beweis nicht, läge die Dauer meines Cebens in seinem
Belieben.“
Ruhig, gemessen, ernst hatte der Cord diesen Teil seines
Berichtes gemacht, und ruhig, gemessen und ernst fuhr er fort:
„llun bin ich, nachdem ich uiele ITlonate lang gearbeitet habe,
dahin gekommen, sagen zu müssen, dafz ich die fälschung, die ich
instinktio noch immer als existierend annehme, nicht riachweisen
kann. Ich spüre es, ah! ich weil], dafz die Steine unecht sind,
aber ich kann es nicht beweise
Der Professor wandte sich an seinen freund und Gast und
sprach: „Sie, lieber Tannemore, sagen, dafj Sie schon alles, was
zur feststellung der Unechtheit der fraglichen Altertümer geschehen
konnte, unternommen haben. Wie ich glaube, mutzte es das erste
sein, was Sie tun konnten, den rein polizeilichen Weg zu betreten.“
„So dachte ich auch“, e. widerte Tannemore. „Ich wandte
mich an Burton, den scharfsinnigen Detektiu Englands, und bat
dessen berühmten, amerikanischen Kollegen, Josuah Knigfleth, um
seine Unterstützung.
Beide operierten mit 2000 Pfund und unter Aussicht auf
einen hohen Preis acht lllanate hindurch; dann muffte man Burton
unter irrenärztliche Behandlung stellen und Josuah Knigfleth teilte
mir tief beschämt und tief oerdrossen mit, dafz olle Bemühungen
erfolglos geblieben seien.“
„Und dann, Cord, begannen Sie mit Ihren Arbeiten?“
„Und dann begann ich mit meinen Arbeiten, natürlich auf
wissenschaftlicher Basis.“
rtummer lo
„Ich nehme an, dafz Sie eine genaue Untersuchung der
mesopotanischen Ruinenfelder einleiteten.“
„Das tat ich. Ich mufjtc zuerst zu konstatieren suchen, dolj
daselbst nicht andere, unzweifelhaft echte Keilschriftreste in
derselben Weise, also angeblich demotisch geschrieben, zu finden
seien, hätten sich echte Dokumente, genau in der Art der ge
fälschten geschrieben gefunden, so hätte ich eine Handhabe
des llachweises weniger, Aber auch Bridgeporfs funde hätten
auch weniger Wert, denn nur aus dem Umstande, dafj bis
her keine demotische Keilschrift gefunden morden ist, konnte
Bridgeports Genosse, dieser schlaue und kühne Redfowles, den
grofzen Wert dieses fundes ableiten. Aus ebendemselben Grunde
mar er aber auch sichergestellt, des Betruges nicht überwiesen
werden zu können. Wer will es Bridgeport und seinen Konsorten
beweisen, dafz eine demotische Keilschrift nicht existiert hat? Ich
habe auf und in den alten Trümmerfeldern keine Schriftspur ent
deckt, die derjenigen gleicht, welche auf den angekauften Gegen
ständen angebracht ist. Dadurch ist freilich keinerlei Beweis er
bracht! Immerhin aber wird mir nach diesen gründlichen forschungen
das alleinige Vorkommen der demotischen Schrift auf jenen Steinen
noch oerdächtiger.“
„Dasselbe denke ich auch“, bemerkte der Professor, worauf
der Cord fortfuhr: „Und ich bin wahrhaftig gründlich zu Werke
gegangen. Ich habe mit Beihilfe oon 50 dazu brauchbaren Ceuten
oom 22. April uorigen Jahres bis zum lefztoergangenen 20. februar
Assyrien, ITtedien und Babylonien mit der gröfjten Genauigkeit
nach Schriftzeichen durchsucht. Ich fand nur die uns schon be
kannten Schriftzeichen, oon irgend welchen anderen aber entdeckte
ich keine Spur, auch dort nicht, wo angeblich die funde gemacht
morden sind.“
„Haben Sie auch an den felsmänden oon Birutum gesucht?
forschte der Professor.
Tannemore nickte.
„Bis zur höchsten Inschrift fünfhundert Dieter über der
Talsohle wurden sie erforscht.“
„Und im Schlamme des Euphrat? Auch in ihm hat man
einige Ziegel gefunden.“
„Ich habe ihn auf weite Strecken hin baggern lassen “
„Und nichts gefunden?“
„nichts, das auch nur die Spur eines Schriftzeichens ge
tragen hätte.“
„Dann müssen wir unsere forschungen auf die Pseudofunde
selber beschränken, auf die Goldblechtafeln und die Backsteine.
Sie haben doch, lieber Cord, das Gold als Stoff, als ITletall, schon
untersucht, geprüft, ob es nicht Spuren einer neuzeitlichen Kom
position, einer Cegierung besitze?“
„Das Gold ist Gold oon Ophir, wie es die Assyrer benützt
haben und wie es freilich heute noch benützt werden kann.“
„Und die Backsteine?“ fuhr der Professor fort, sind sie
aus altassyrischer Erde?“
„Die Backsteinplatfen haben genau dieselbe mineralische
Zusammensetzung wie die echten, genau dieselbe Dichte und
Schwere wie jene; sie können aus Ton oon ßirsi flimrud, sie
können aus Erde oon Ekbatano sein.“
Der Cord schmieg und starrte zu Boden.
Bedächtig redete der Professor weiter.
„Die Keilzeichen“, sagte er, „sind in den Steinen oertieft,
das heifzt, sie sind aus ihnen herausgearbeitet worden — und —
wir missen, warum Sfahlklingen und Stahlspitzcn stumpf werden.
Können sich nicht nahezu molekulare llletallteilchen, die sich oon
den oerwendeten Werkzeugen losgelöst haben, in den Kanten-
minkcln der oertieften Keile finden? Vielleicht liefze sich durch
diese konstatieren, dafj die Instrumente, welche Bridgeports Ziegel
bearbeitet haben, aus — Besscmer Stahl waren?“
„Daran dachte auch ich,“ erwiderte der Cord ruhig, „und
ich suchte und ich fand Spuren des Eisens — genügende Reste
daoon, um sie analysieren zu können. Ich analysierte sie also.
Es war weiches Eisen, fast weiches Roheisen, Eisen, wie es auch
Kambyses und Darius Hystaspes oerwendet haben könnten. —